Umstrittenes Leuchtobjekt: Der Zeppelin im Echterdinger Ortskern. Foto: Piechowski

Die Künstlerin Sabine Kammerl rechtfertigt ihre Zeppelin-Skulptur in Echterdingen.

Leinfelden-Echterdingen - Die Münchner Künstlerin Sabine Kammerl hat auf die Kritik an ihrer Zeppelin-Skulptur in Echterdingen überrascht reagiert. Sie habe im Gegenteil sehr viel begeisterte Resonanz erhalten – und das bereits bei der Enthüllung des 4,90 Meter langen Leuchtobjekts.

Das Kunstobjekt soll im neuen Ortszentrum von Echterdingen an den Tag von Echterdingen erinnern. Das ist der 5. August 1908. Damals legte das Luftschiff LZ4 des Grafen Zeppelin auf den Feldern bei Echterdingen während einer Testfahrt eine Zwischenlandung ein. Fatalerweise ging aber weniger diese Landung in die Geschichte ein, sondern das anschließende Drama: Eine Gewitterböe drückte das Luftschiff gegen Obstbäume, 15.000 Kubikmeter Wasserstoff entzündeten sich und setzten die legendäre Zigarre in Flammen.

„Ich wollte keinen Modellbau, sondern ein Symbol schaffen“

An Sabine Kammerl lag es nun, den Tag von Echterdingen künstlerisch so umzusetzen, dass er im neuen Ortskern Echterdingens an der Hauptstraße immer wieder in Erinnerung gerufen wird. Kammerl hat dazu ein knapp fünf Meter langes zigarrenförmiges Gebilde auf einen Sockel gehievt, das in der Dämmerung zu leuchten beginnt. Doch viele Echterdinger erinnert die Form eher an einen Torpedo, eine Brandbombe oder ein Prallluftschiff als an einen Zeppelin, dessen Rumpf seine Form durch ein Metallgerüst erhält. Es gab in der Lokalpresse Leserbriefe von Bürgern, die enttäuscht sind von der Skulptur und mehr Tiefgang erwartet hätten. Die Spender hätten mehr erhofft, so der Tenor.

Sabine Kammerl sagt, ihr sei die Konstruktion des Luftschiffs LZ4 sehr wohl bekannt. Aber: „Ich wollte aber kein Gerippe hinstellen.“ Auch habe sie den Zeppelin bewusst abstrahiert: „Ich wollte keinen Modellbau, sondern ein Symbol schaffen.“ Sie habe den Zeppelin von seiner Urform weg immer weiter abstrahiert. Was den geschichtlichen Hintergrund anbelangt, werde das Kunstobjekt eindrücklich ergänzt durch Fakten zu dem Ereignis, die im wenige Schritte entfernten Stadtmuseum gesammelt sind.

Kammerl legt Wert auf die Symbolik: Eher zufällig zeige die Nase ihres Zeppelins genau in die Richtung, wo sich vor 104 Jahren das Unglück ereignete. Für die Sockelfläche hat sie den Satz eines damals zwölfjährigen Augenzeugen ausgewählt: Die Musik war das monotone Singen der Motoren. Dieser Satz, so Kammerl, entfalte auf einem Stadtplatz des 21. Jahrhunderts nun eine ganz eigene Poesie. Die andere Seite des Sockels ziert die Silhouette von Baumkronen. Kammerl hat versucht „etwas von der elektrischen Aufladung erahnen zu lassen, die zu der Katastrophe führte“. Das will sie durch hellere Konturen auf dunklerem Grund – ein invertiertes Bild – erreichen. Der Zeppelin schließlich schwebe über diesen Darstellungen.