Holger zu Hausen Foto: Horst Rudel

Holger zur Hausen, neuer Rektor des Zeppelin-Gymnasiums, hat sich erfolgreich für die Einführungdes neunjährigen Gymnasiums eingesetzt.

Stuttgart-Ost - Holger zur Hausen hat in den vergangenen Wochen alles gegeben. Er hat Konzepte erarbeitet, sie im Bezirksbeirat und anderen Gremien vorgestellt, Anträge formuliert. Kurz vor den Osterferien kam dann die Zusage für den G 9-Versuch. Das Engagement hat sich gelohnt Der Ansatz war ganz offensichtlich gut. Und das obwohl zur Hausen früher gar nicht Lehrer werden wollte. Während seines Sportstudiums schrieb er für die Fußballzeitschrift Kicker und arbeitete beim Saarländischen Rundfunk. Aber die schlechte Bezahlung gefiel ihm auf Dauer am Journalismus nicht. Nach dem Studium absolvierte Holger zur Hausen deshalb ein Public Relations-Volontariat in München. Den Sinneswandel beförderte eine Stelle als Sportlehrer an einer Hauptschule. Er schrieb sich zusätzlich für Germanistik ein, holte das Staatsexamen für das höhere Lehramt nach und ging im Saarland ins Referendariat. „Heute bin ich Lehrer aus Überzeugung“, sagt Holger zur Hausen.

Drei Jahre pendelte zur Hausen zunächst von Stuttgart nach Bretten bei Karlsruhe, bis am Zeppelin-Gymnasium die Stelle eines Oberstudiendirektors frei wurde. Drei Jahre leitete er die offene Ganztagsschule. Als Schulleiter Reinhold Weh zum Ende des vergangenen Schuljahres in den Ruhestand ging, übernahm Holger zur Hausen den frei gewordenen Posten. Mit gerade einmal 40 Jahren ist er jetzt Schulleiter am Zeppelin-Gymnasium.

„Unser pädagogisches Konzept hat wohl überzeugt“

Er fühlt sich wohl in seiner neuen Rolle. Mit dem Kollegium kommt er gut klar. „Meine Kollegen sind unglaublich gut zu motivieren“, sagt zur Hausen. Das hatte ihn auch bewogen, sich als Schulleiter zu bewerben. Allerdings setzt er sich jetzt mit ganz anderen Herausforderungen auseinander. „Die Probleme und Schwierigkeiten sind tief greifender“, sagt zur Hausen. Die Entscheidung über die Aufnahme und Entlassung eines Schülers trifft er allein. Wenn es mit einem Schüler gar nicht klappt, muss er entscheiden, ob dieser gehen muss. Zur Hausen kümmert sich zudem um die Finanzen, um die Lehrerversorgung, und er verhandelt viel mit dem Regierungspräsidium.

Dass das Zeppelin-Gymnasium die einzige Einrichtung in Stuttgart ist, die vom nächsten Schuljahr an sowohl einen G 8- als auch einen G 9-Zug anbieten darf, ist für den frisch gebackenen Rektor ein erster großer Erfolg. Über den Zuschlag für seine Schule freut sich zur Hausen: „Unser pädagogisches Konzept hat wohl überzeugt.“ Die gute Erreichbarkeit und die Bereitschaft der Schulleitung, auch zwei G 9-Züge anzubieten, hatten die Chancen des Zeppelin-Gymnasiums zusätzlich erhöht.

Das große Potenzial sieht zur Hausen darin, dass Schüler zwischen den beiden Zügen wechseln können. Viele Eltern wünschten sich, dass ihre Kinder mehr Zeit neben der Schule für Vereine und andere Aktivitäten haben. „Es sind nicht die Loser, die sich für G 9 entscheiden.“ Es sei eine bewusste Entscheidung der Eltern. Für Schüler, die reifer seien und gerne selbstständig lernten, sei der G 8-Zug sicher besser, sagt zur Hausen.

Neue Projekte stehen schon auf der Tagesordnung

Die erste Hürde sei überwunden. Jetzt gelte es, die beiden parallelen Züge zu etablieren. Neue Projekte stehen allerdings schon auf der Tagesordnung, wie zum Beispiel die Überarbeitung des bilingualen Unterrichts. Bisher startet eine fünfte Klasse mit verstärktem Englischunterricht. Ab der Klasse sieben kommt Fachunterricht in der Fremdsprache hinzu. Bisher entscheiden sich die Eltern bevor ihr Kind am Gymnasium beginnt, welchen Zug es wählt. Das möchte zur Hausen in Zukunft ändern. Erst ab Klasse sieben sollen die Schüler eine Entscheidung treffen.

Für die Zukunft des Zeppelin-Gymnasiums ist sein Ziel, „durchgängig drei Klassen pro Jahrgang“ zu haben. Eine Phase, wie es sie vor knapp zehn Jahren gab, als das Gymnasium nur 20 Anmeldungen pro Jahr hatte, wünscht er nicht wieder. Bisher sieht es jedoch gut aus: 83 Schüler haben sich am Zeppelin-Gymnasium angemeldet, allein 56 für den G 9-Versuch.