Im Schloss Winnenden bemüht man sich um weitere spezialisierte Behandlungsmethoden. Foto: Gottfried Stoppel

Im Zentrum für Psychiatrie in Winnenden richtet man sich gemäß der Landesvorgaben neu aus. Ein besonderes Angebot ist beispielsweise die Tagesklinik Demenz.

Winnenden - Im vergangenen Sommer hat das Kabinett in Stuttgart den neuen Landespsychiatrieplan verabschiedet, im Zentrum für Psychiatrie (ZfP) im Schloss Winnenden ist man mitten dabei, die Strukturen zu schaffen, dass seine Umsetzung gelingt. Die neue Zielrichtung setzt vor allem darauf, die verschiedenen Hilfsangebote für Menschen, die psychisch erkrankt sind, besser zu vernetzen, damit die Betroffenen schnell und umfassend Unterstützung finden. Auch die Zahl der Zwangseinweisungen soll gesenkt werden.

Die Eckpunkte des neuen Plans, der jenen aus dem Jahr 2000 ablöst, seien kein Neuland für ihre Einrichtung, sagt die Geschäftsführerin des ZfP, Anett Rose-Losert. Vieles habe man sich schon länger strategisch auf die eigenen Fahnen geschrieben. Man sei allerdings jetzt bemüht, dafür auch verlässliche Strukturen zu schaffen.

Ex-Patienten als Genesungsbegleiter

Zum Beispiel bei der Einbeziehung von Betroffenen und Angehörigen. Man will sogenannte Genesungsbegleiter akquirieren – ehemalige Patienten, die aktuell Betroffenen aus eigenem Erleben Tipps für den Umgang mit der Erkrankung geben können. Angehörige und Patienten selbst sollen auch bei (Neubau-)Projekten ihre Expertise mit einbringen können. In der ZfP-„Zweigstelle“ in Wiesloch habe man das bei der Sanierung des Zentralgebäudes jüngst schon praktiziert, sagt Rose-Losert: „Das hat uns einige spannende Ansätze eingebracht.“ Auch der im Fachjargon „Ex-in“ genannte Einsatz von ehemaligen Patienten werde dort schon seit zwei Jahren praktiziert. In Winnenden will man Betroffene, Angehörige und Experten demnächst in einer Trialog-Veranstaltung zusammenbringen. Das Ziel sei, neue Sichtweisen und Perspektiven hervorzubringen und die Behandlung so zu verbessern.

Neue Wege bei der Spezialisierung der Behandlungsmethoden geht man in Winnenden seit gut einem Jahr auch in der Klinik für Alterspsychiatrie und -psychologie. Dort hat man nach der Verlegung der Neurologie in das Rems-Murr-Klinikum in deren Gebäude eine Tagesklinik Demenz eingerichtet. Die körperliche Erkrankung gehe oft einher mit einer psychischen Belastung, sagt Andreas Raether, der neue Chefarzt der Klinik für Alterspsychiatrie. Auch für Angehörige sei die Erkrankung belastend. Und: „Es gibt eine regelrechte Demenzangst in der Gesellschaft, das geht unter die Haut.“ Deshalb gebe es auch viel Potenzial für Unterstützung: Hoffnung und Vertrauen schaffen, Angehörige schulen, Übergänge bei der Betreuung in den verschiedenen Erkrankungsstadien schaffen.

Spezielle Angebote für 18- bis 26-Jährige

Letzteres sei auch im Bereich zwischen der Jugend- und der Erwachsenenpsychiatrie nötig, sagt Anett Rose-Losert. Dort gebe es noch Versorgungslücken. Hier sei eine engere Kooperation mit dem Sozial- und Jugendamt nötig, sagt Marianne Klein, die Ärztliche Direktorin im ZfP. Die Aufgabenstellung sei die Beantwortung der Frage: „Was braucht die Altersgruppe zwischen 18 und 26 Jahren Spezielles?“

Eine zentrale Baustelle sei die Verbesserung der Akutversorgung. Deshalb sei man dabei, so genannte Sektorstationen aufzubauen. Das Ziel ist, dass auch Akutpatienten möglichst immer von dem gleichen Behandlungsteam betreut werden. Der Gesetzgeber habe die Rechte der Patienten deutlich vergrößert, sagt Marianne Klein – was weniger Spielraum lasse, gegen ihren Willen rasche Hilfsmaßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig sei ein erhöhter Bedarf an Akutbehandlung feststellbar.

Das alles erfordere viele Ressourcen. Und das bringt Anett Rose-Losert zu der ihrer Auffassung nach zweiten zentralen Baustelle: Die Mitarbeitergewinnung. Diese gestalte sich immer schwieriger. „Deshalb ist für uns ganz wichtig, weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben.“