Vorsichtiger Händedruck: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Kontakt mit einem Serviceroboter. Foto: dpa/Uli Deck

Ein Konsortium mit der Landeshauptstadt an der Spitze ist im Landeswettbewerb um den Innovationspark künstliche Intelligenz unterlegen. Nun ergreift man selbst die Initiative.

Ein Standort war schon in den Blick genommen, an Geld aus der Stadtkasse hätte es nicht gefehlt, Verbündete standen mit den Regionen Karlsruhe und Neckar-Alb bereit, doch die Landeshauptstadt unterlag Mitte 2021 im Landeswettbewerb um die Standortauswahl für den Innovationspark Künstliche Intelligenz (KI) gegen Heilbronn. Der Stachel sitzt noch heute tief.

Die Sache sei von vorne herein und langer Hand auf höchster Ebene ausbaldowert gewesen, so sieht es Walter Rogg, der scheidende Wirtschaftsförderer des Verbands Region Stuttgart (VRS), das können man inzwischen nachlesen. Rogg und Stuttgart, genauer die CDU-Fraktion im Gemeinderat, blieben nach der Niederlage aber nicht untätig. Der Rat genehmigte auf Antrag der Christdemokraten fünf Millionen Euro als Anschubfinanzierung für ein eigenes KI-Zentrum, der VRS legte 11,2 Millionen Euro für das Zukunftsthema bereit. Zum Vergleich: Das Land spendiert 50 Millionen, damit im Norden Heilbronns auf 23,14 Hektar ein Campus realisiert wird, die Bagger sind inzwischen angerückt.

Genossenschaft soll Netzwerk bilden

Trotz geringeren Mitteleinsatzes will Stuttgart in einer Genossenschaft, bei der OB Frank Nopper (CDU) dem Kontrollgremium vorsitzen soll, den Wettbewerb aufnehmen. In genossenschaftlicher Allianz sollen sich Netzwerke bilden können. Kleine wie große Unternehmen vom Ober- bis zum Unterland sollen Flächen zur Präsentation und Beratung bereitgestellt werden. Beim Thema KI sollen Maschinen sich selbst menschenähnliches Verhalten antrainieren. Dazu braucht es riesige Datenmengen. Viele Firmen, das zeigten Umfragen von Industrie- und Handelskammern (IHK) seien bereits mit dem Thema Digitalisierung „hinreichend beschäftigt“, so Rogg. KI könne ihnen aber womöglich helfen, das schwindende Reservoir an Arbeitskräften auszugleichen, so Stuttgarts Wirtschaftsförderer Bernhard Grieb.

Es geht um Standortpolitik

In einem Bestandsgebäude in Stuttgart wolle man starten, so könne man „gegenüber Heilbronn auf die Überholspur gehen“ (dort muss noch gebaut werden), sagte Grieb am Mittwoch vor dem Verwaltungsausschuss. Ziel ist der Aufbau eines Experience-Centers und eines mobilen KI-Labors. Das Vorgehen wird von den Bürgervertretern begrüßt. CDU-Fraktionschef Alexander Kotz sprach von einem „Restart“ nach dem verlorenen Wettbewerb, Florian Pitschel (Grüne) von der Notwendigkeit, „die KI-Szene hier zu halten“, es gehe schlicht um Standortpolitik.