Riesentalent auf der Suche nach Durchschlagskraft: Mateo Klimowicz hat in der bisherigen Saison lediglich ein Tor erzielt. Foto: imago// Dennis Ewert

Mit den Routiniers Didavi und Castro, den Youngstern Klimowicz und Egloff sowie mit Förster und Klement stimmt der VfB-Mix im zentralen offensiven Mittelfeld. Doch keiner der Akteure zeigt konstante Topform. Warum ist das so?

Stuttgart - Würde es beim VfB einen Wettstreit der Mannschaftsteile geben, die Abteilung zentrales offensives Mittelfeld, wo Taktikfreunde die Zehner- und Achterposition beheimaten, sie käme wohl teamintern kaum aufs Siegerpodest. Denn gerade mal sieben von den 37 Stuttgarter Toren gehen bisher an das Ressort, in dem im Fußball traditionell die besten Techniker zu Hause sind.

 

Dabei stimmt im aktuellen Kader des VfB gerade hier die Mischung aus Jung und Alt: Daniel Didavi, Gonzalo Castro, Philipp Förster, Mateo Klimowicz, Philipp Klement und Lilian Egloff heißen die sechs Akteure, von denen mit Blick auf den bisherigen Saisonverlauf aber noch kein Spieler mit konstant überdurchschnittlichen Leistungen aufgefallen ist. Etwa auf dem Niveau von Silas Wamangituka oder Wataru Endo, die zu Eckpfeilern des Stuttgarter Spiels avancierten.

Castro hat die meiste Einsatzzeit

Dass es derweil in der Schaltzentrale der Stuttgarter hapert, wird auch mit Blick auf die Aufstellungen des Cheftrainers Pellegrino Matarazzo deutlich. Während im Tor, in der Dreierkette, im defensiven Mittelfeld sowie bei den Außen und den Stürmern weitgehend personelle Konstanz eingezogen ist, gab es im zentralen offensiven Mittelfeld ein munteres Stühlerücken: Mit 1100 von 1800 möglichen Minuten liegt Gonzalo Castro hier deutlich vorn. Dabei hinterließ der Kapitän als 33-Jähriger auch den besten Eindruck aller offensiven Mittelfeldspieler.

„Wenn alle immer fit gewesen wären, dann hätten wir hier einen sehr ausgewogenen Kader, was die unterschiedlichen Qualitäten der Spieler angeht“, verweist der VfB-Sportdirektor Sven Mislintat auf die Verletzungsprobleme in der laufenden Saison. Tatsächlich waren etwa Philipp Förster zu Beginn der Saison, aber neben Castro auch Daniel Didavi sowie das VfB-Eigengewächs Lilian Egloff (erst Probleme am Syndesmoseband, dann am Mittelfuß) mehrfach ausgefallen. „Wir haben mit Li Egloff einen Spieler, der Entwicklungsschritte machen sollte, der aber durch Verletzungen bisher nur selten zur Verfügung stand. Er wäre ein Spieler, der hätte angreifen können“, sagt Pellegrino Matarazzo über den Heilbronner.

Schwankende Leistung bei Förster

Tatsächlich führten aber auch andere Faktoren dazu, dass es in der Kreativzentrale nicht immer rund lief. Etwa bei Philipp Förster, der gegen die Topteams vom FC Bayern und Borussia Dortmund zwei klasse Spiele hinlegte, sonst aber bei allem läuferischen Einsatz und Ehrgeiz einiges schuldig blieb. Während Philipp Klement bereits seit dem Beginn seines Engagements im Sommer 2019 im VfB-Dress oft den Ritter der traurigen Gestalt gibt, weil beim introvertierten Ex-Paderborner der Knoten einfach nicht platzen will, ist die Personalie Mateo Klimowicz wiederum eine ganz Spezielle.

Lesen Sie auch: Ehrenpräsident Erwin Staudt rät von digitaler Mitgliederversammlung ab

Unverkennbar ist der junge Argentinier, den sie beim VfB alle „Teto“ nennen, ein Riesentalent. Auch um mangelnde Fürsorge vonseiten des Trainers kann sich der Sohn des ehemaligen Bundesliga-Stürmers Diego Klimowicz, einem Typen der Marke Brecher, nicht beschweren. Doch Klimowicz junior steht aktuell bei einem Saisontor, was viel über seine finale Durchschlagskraft aussagt.

Auch Daniel Didavi, der einzige klassische Zehner, riss bisher keine Bäume aus. Im Gegenteil: Zuletzt hatte man bei dem Nürtinger gar den Eindruck, vieles im Offensivspiel ginge für ihn zu schnell. 13 Ligaspiele, dabei lediglich das erste gegen Freiburg über die vollen 90 Minuten, hat Didavi absolviert. Damit sich der im Sommer auslaufende Vertrag bei 25 Einsätzen automatisch verlängert, müsste der 30-Jährige in fast allen verbleibenden Partien auflaufen. Das ist angesichts seiner verletzungsanfälligen Muskulatur nahezu unmöglich.

Klement kommt nicht in Schwung

Klar ist daher, dass beim Aufsteiger mit Blick auf die nächste Saison höchstens einer der beiden Altmeister Didavi und Castro mit einem neuen Vertrag ausgestattet wird. Während Klimowicz und Egloff in Stuttgart weiter an höhere Aufgaben herangeführt werden, steht die Zukunft von Philipp Klement trotz eines Vertrags bis 2023 in den Sternen. Dies liegt auch daran, dass der 28-Jährige, der den SC Paderborn einst mit 16 Toren und sieben Vorlagen in die erste Liga schoss, beim VfB offenbar nicht glücklich ist.

Drei der sechs Kaderplätze im offensiven Mittelfeld könnten im Sommer daher frei werden. Einen davon soll der zum SV Sandhausen verliehene, dänische Junioren-Nationalspieler Niklas Nartey besetzen. Für mindestens einen weiteren, auch das ist kein Geheimnis mehr, wird der VfB auf dem Transfermarkt Geld in die Hand nehmen. Schließlich soll das Herzstück der Stuttgarter Offensive nicht zur Problemzone werden.

„Ich finde, dass wir auf diesen Positionen bisher nicht schlecht abgeschnitten haben. Es ist alles im grünen Bereich“, sagt Matarazzo zwar – ergänzt dann aber: „Trotzdem kann es sein, dass es für das Hertha-Spiel hier Veränderungen gibt.“