In einem Zeltlager in Rickenbach ist im Sommer ein Jugendlicher aus Herrenberg ums Leben gekommen. Foto: dpa

Im vergangenen Sommer ist ein Jugendlicher aus Herrenberg in einem Zeltlager von einem Baum erschlagen worden. Die Staatsanwaltschaft stellt nun das Ermittlungsverfahren ein.

Böblingen - Die Ermittlungen im Fall des im Sommer in einem Zeltlager von einem Baum erschlagenen Jugendlichen aus Herrenberg (Kreis Böblingen) werden eingestellt. Das teilt die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen, die das Verfahren geleitet hat, mit. „Die durchgeführten Untersuchungen haben eine strafrechtlich relevante Verantwortlichkeit Dritter nicht ergeben“, berichtet die Leitende Oberstaatsanwältin Iris Janke in einer Pressemitteilung.

Anfang August hatte eine Jugendgruppe der Herrenberger DLRG Urlaub im Schwarzwald gemacht. Die Gruppe, zu der 17 Jugendliche und vier Betreuer gehörten, übernachtete auf einem Waldspielplatz in Rickenbach im Kreis Waldshut. Während einige Kinder in einer Schutzhütte schliefen, verbrachten andere die Nacht in Zelten. Um 1.40 Uhr erfasste eine Sturmböe mit 97 Stundenkilometern eine Weißtanne, die seit dem Orkan Lothar frei stand. Der Baum stürzte um und begrub eines der Zelte unter sich. Dabei kam der 15-Jährige, der darin geschlafen hatte, ums Leben; vier weitere Personen wurden verletzt.

Nur leichter Wind am Unglücksort

Den Betreuern der Jugendgruppe könne kein Vorwurf der fahrlässigen Aufsichtspflichtverletzung gemacht werden, heißt es in der Mitteilung weiter. Sie hätten an dem betreffenden Abend nicht mit starken Böen rechnen müssen, auch wenn Wetterdienste zuvor Sturmwarnungen für den gesamten südwestlichen Landesteil ausgegeben hatten. Die Auswertung der Messwerte der nächstgelegenen Wetterstation habe nämlich ergeben, dass im Umfeld des Unglücksorts den gesamten Abend über nur leichter Wind verzeichnet worden sei. „Bei dieser Sachlage kann von einem Sorgfaltspflichtverstoß der Betreuer nicht ausgegangen werden“, heißt es in der Mitteilung.

Auch aufseiten der Forstwirtschaft habe sich kein Hinweis auf ein fahrlässiges Versäumnis ergeben, berichtet die Staatsanwaltschaft. Zwar habe die betreffende Tanne im Inneren einige schadhafte Stellen aufgewiesen, dies sei aber von außen nicht sichtbar gewesen.

Wieder Ferienlager geplant

Das DLRG zeigte sich zufrieden über die Einstellung der Ermittlungen. „Wir sind erleichtert“, sagt Dieter Geisberger vom DLRG-Landesverband Württemberg. Dennoch sei die Betroffenheit über die Geschehnisse bei den Jugendlichen und den Trainern gerade an Trainingsabenden in Herrenberg weiterhin spürbar.

Positives weiß er von den bei dem Unglück Verletzten zu berichten. „Sie sind alle wieder im Training.“ Das zeige den außergewöhnlich guten Zusammenhalt, der unter den Herrenberger Rettungsschwimmern herrsche. Auch die Betreuuer, gegen die nach dem Unglück ermittelt worden war, sind ihm zufolge alle weiter im Verein aktiv. Ihnen würden zur Verarbeitung der Geschehnisse auch weiterhin Hilfsangebote zur Verfügung stehen.

Trotz des Unfalls soll es auch in diesem Jahr wieder ein Sommerlager der DLRG Ortsgruppe Herrenberg geben. Das sei der allgemeine Wunsch gewesen und es gebe auch schon Anmeldungen. Allerdings werde es nicht in Rickenbach stattfinden. „Am selben Ort – das würde niemand durchstehen.“