Das Sportgelände am Zeller Berg soll erweitert werden – am Bedarf für leichtathletische Anlagen gibt es Zweifel. Foto: Giacinto Carlucci

Gibt es Bedarf für Leichtathletik-Anlagen in Zell unter Aichelberg? In einem Bürgerentscheid hat die Bevölkerung zwar mit knapper Mehrheit für einen neuen Sportplatz gestimmt. Doch zwei Fraktionen im Gemeinderat bleiben skeptisch.

Zell unter Aichelberg - Das Bebauungsplanverfahren für einen Kunstrasenplatz mit leichtathletischen Anlagen in der Gemeinde Zell unter Aichelberg ist einen Schritt weiter. Einstimmig hat der Gemeinderat Anregungen von Behördenseite und einzelnen Bürgern zur Kenntnis genommen. Das klare Votum spiegelt jedoch nicht die vorangegangene Diskussion wider. Die Fraktionen Bürgerforum und Freie Wähler stimmten nach eigener Aussage zu, weil es sich um eine Kenntnisnahme handelte und der Prozess damit weitergeführt werden könne. Sie fühlen sich demnach an den Bürgerentscheid gebunden, sehen aber viele kritische Punkte, die sie auch weiterhin vorbringen wollen. Sie würden in der kritischen Haltung auch ihre Verantwortung gegenüber der Gemeinde und der Bevölkerung anerkennen, teilten sie in einer Stellungnahme mit. Den Finger legen sie auf den Bedarf an leichtathletischen Anlagen, den sie auch für die Zukunft anzweifeln. Die Mehrheit des Gemeinderats sieht ihn jedoch – der TSG Zell will eine Leichtathletik-Abteilung aufbauen und strebt eine Kooperation mit anderen Vereinen an.

Planungsrecht erfordert Begründung

Die Frage ist mit dem Bürgerentscheid, der eine hauchdünne Mehrheit für das Sportgelände brachte, eigentlich auch bereits beantwortet. Mit dem Votum hätten die Bürger den Bedarf festgestellt, sagte ein Gutachter in einer früheren Sitzung. Nur sei dies noch keine Bedarfsbegründung im Sinne des Planungsrechts, sagte Planer Manfred Mezger. Und wie der Bedarf bisher begründet wurde, ist umstritten. Weder das Interesse von Vereinen aus Zell und dem Umland, wo es bisher keine solche Anlage gibt, noch der Schulsport sind für das Bürgerforum und die Freien Wähler eine Begründung. Michael Dreher (Freie Wähler) fragte: „Bis wann ist der tatsächliche Bedarf zu ermitteln? Nicht, dass man anfängt, und der theoretische Bedarf ist gar nicht da.“

Sanierungsbedarf der Halle umstritten

Ferner pochen die beiden Fraktionen auf eine Feststellung des Gutachters zum Bürgerentscheid: Kunstrasenplatz und leichtathletische Anlagen müssten in einem Zug gebaut werden, nicht zeitversetzt. Letzteres hat sich die Mehrheit des Rats offengehalten. Mezger empfiehlt, im Bebauungsplan gar keine Aussage zum Zeitlichen zu machen. Mitbedacht ist auch schon mal eine neue Halle auf dem Zeller Berg, und die Begründung dafür finden die Kritiker weit hergeholt: Dass nämlich die Gemeindehalle im Ort sanierungsbedürftig sei. Das wollten sie erneut gestrichen haben. Hans-Ulrich Lay (Bürgerforum): „Wir haben nie Zahlen gesehen, was kaputt ist, was saniert werden muss.“ Die Finanzierung des Sportgeländes bleibt für die Kritiker ein wesentliches Moment. Man weiß nicht, wie die Einnahmen aus der Auffüllung des Geländes aussehen, wenn diese kleiner wird, weil man den Sportplatz gedreht hat. Außerdem seien Pflege und Unterhalt des Sportgeländes „noch in keiner Weise belastbar geklärt“.

Wasserleitung im Weg

Es gibt auch Neues bei der Planung selbst. Verwundert berichtete Mezger, dass die Landeswasserversorgung einen Abstand von beiderseits acht Metern, also einen Korridor von 16 Metern, neben ihrer Wasserleitung fordert, die durch den Zeller Berg führt. Mezger: „Die bisherige Aussage war eine andere.“ Das sei noch nicht endgültig diskutiert. Problematisch wäre dieser Abstand nicht, so Mezger, „aber unnötig“. Man müsste den Sportplatz demnach leicht nach Norden herausdrehen, zur freien Landschaft hin. „Das wollen wir nicht ohne Not.“

Die Behörden fordern für das Regenwasser vom erweiterten Sportgelände ein Rückhaltebecken. Das Wasser vom Zeller Berg muss dosiert in den Pliensbach gelangen, und es muss sauber sein. Man werde zu gegebener Zeit ein Entwässerungskonzept ausarbeiten, sagte Mezger.

Wie ist es mit der Lärmbelastung? Mit dem Baugebiet Rohrwiesenäcker wächst der Ort an den Sportplatz heran, gibt Lay zu bedenken. Dazu Mezger: Die Entfernung sei groß. Es habe schon ein Schallschutzgutachten gegeben, aber man müsse es auf weitere Nutzungen ausdehnen, wenn man an Spielplatz, Grillplatz, Boulebahn, Bolzplatz oder Halfpipe denke. Das wäre dann eine Sport- und Freizeitanlage. Der TSG schlägt den Begriff „Mehrgenerationen-Sportpark“ vor.