Vier neunte Klassen nehmen am Projekt „Zeitung in der Schule“ teil. Beim Besuch eines Redakteurs haben sie jede Menge Fragen rund um Ethik, Künstliche Intelligenz und Arbeitsbedingungen im Journalismus.
Darf jeder Mensch Journalist werden? Wer bestimmt, was in der digitalen oder gedruckten Ausgabe einer Zeitung erscheint? Und welche Auswirkungen hat die Künstliche Intelligenz auf die Medien? Die Schülerinnen und Schüler der vier neunten Klassen am Gustav-Stresemann-Gymnasium in Fellbach-Schmiden haben jede Menge Fragen. Kein Wunder, schließlich haben sie sich für das Projekt „Zeitung in der Schule“ einige Wochen lang mit dem Thema Zeitung auseinandergesetzt. Zum Abschluss des Projekts gibt es einen Redakteursbesuch.
Wie bleiben Jugendliche über das Weltgeschehen informiert?
Am Gustav-Stresemann-Gymnasium hatten drei Deutschlehrerinnen sich für die E-Paper-Ausgabe für ihre vier Klassen entschieden. „Besonders wichtig war es uns, den Unterschied zwischen informierenden und meinungsäußernden Texten zu vermitteln“, sagt Natalie Weberruß, die zwei der Klassen unterrichtet. Sie habe das Gefühl, mit Zeitungsartikeln auch Schüler zu motivieren, die der Analyse von Romanen und Gedichten eher weniger abgewinnen können.
Natürlich gibt es beim Redakteursbesuch auch Gegenfragen. Ob die Teenager wohl den Grund kennen, aus dem der Zugang zum Journalistenberuf nicht staatlich reglementiert wird? Tatsächlich weiß ein junger Mann in der ersten Reihe, dass auf diese Weise den Regierenden die Wahl gelassen würde, wer über sie berichten darf. Daher steht der Beruf des Journalisten durch das Grundgesetz jedem offen.
Die Chance, mit potenziellen Lesern auf Tuchfühlung zu gehen, sollte man sich als Redakteur nicht entgehen lassen. Über welche Kanäle man sie wohl erreichen kann? Hier zeigt sich: Facebook ist bei den jungen Leuten out, kaum jemand hat hier noch einen Account. Vor allem auf Instagram und auf Tiktok sind die Teenager unterwegs – nehmen aber insbesondere im ersteren Netzwerk auch Beiträge von klassischen Medien wahr. Ein Abo einer gedruckten Zeitung haben dagegen nur noch einige der Elternhäuser. Andere sind dagegen gleich mehrfach versorgt: „Einer der Schüler hat mir erzählt, er lese eine Wochenzeitung, ein Magazin und eine englischsprachige Zeitung“, sagt Weberruß.
Aber wofür interessieren sich die Neuntklässler denn überhaupt? Am Gustav-Stresemann-Gymnasium sind die Interessen ziemlich durchmischt. Nachrichten aus dem Bereich Sport – vor allem zum VfB – sind vielen wichtig, auch Blaulicht- und andere Crime-Artikel finden ihre Leser. „Mich interessieren vor allem Sachen aus der Region“, meint ein Schüler. Aber auch Nachrichten aus Politik und Wirtschaft stoßen auf Interesse – Themenwünsche gibt es dennoch. „Man könnte mehr zu Streamern oder Twitchern machen“, schlägt ein Schüler vor.
Das steckt alles hinter dem Projekt Zeitung in der Schule
Beim Projekt „Zeitung in der Schule“ können Klassen aller Schularten ab der 5. Klasse teilnehmen, solange sie sich in Stuttgart oder den Kreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg oder dem Rems-Murr-Kreis befinden. Je nach Präferenz bekommen die Klassen dann für vier Wochen die gedruckte Ausgabe zugestellt – wahlweise aber auch das E-Paper oder einen Zugang zu allen Plus-Inhalten auf der Webseite der Stuttgarter Zeitung. Möglich sind dabei acht verschiedene Zeiträume.
Zusätzlich zur gedruckten oder digitalen Zeitung gibt es bei dem Projekt auch Unterrichtsmaterialien, welche die Pädagogen bei Bedarf nutzen können. Anhand von Arbeitsblättern und Übungen lernen die Schüler Medienkompetenz und reflektieren die Inhalte und die Entstehung von Nachrichten. Auf Wunsch kommt zudem ein Redakteur oder eine Redakteurin in die Klasse – wie nun eben ans GSG in Schmiden.