Bei der „Saarbrücker Zeitung online“ sind 30 Artikel umsonst, danach kostet es. Experten nennen diese Form der Bezahlstrategie Soft Paywall. Foto: StN

Nicht alle Infos im Netz sind kostenlos: Immer mehr Verlage lassen die Bezahlschranke runter.

Stuttgart - Wie wird hochwertiger Journalismus im Internet vergütet? Das ist die Gretchenfrage, denn viele Nachrichten im Netz sind kostenlos. Es gibt viele Varianten für Bezahlstrategien. Eine Übersicht.

Fast 20 Jahre alt ist das Internet. In dieser Zeit haben sich die Nutzer an eines gewöhnt: Informationen und Nachrichten sind kostenlos. Gut für die Nutzer, schlecht für die Anbieter der Inhalte. Denn die müssen ihren Aufwand finanzieren. Welche Möglichkeiten sich da bieten, darüber wird bei „Zeitung digital“ diskutiert. Denn jedes Unternehmen setzt andere Schwerpunkte. „Es gibt keinen Königsweg, jeder Verlag muss hier seinen eigenen Weg finden“, sagt Richard Rebmann, Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) und BDZV-Vizepräsident in seiner Begrüßungsrede beim Kongress.

Bezahlinhalte
Einige Unternehmen haben die sogenannte Paywall eingeführt. Frei übersetzt heißt das so viel wie Bezahlschranke und bedeutet, dass nur wenige Inhalte einer Webseite frei verfügbar sind. Beim „Hamburger Abendblatt“ sind lokale News nur noch gegen Geld zu haben. Unter Experten ist dieser Paid Content (Bezahlinhalt) umstritten. Zumindest im lokalen und regionalen Bereich wird bezweifelt, dass damit etwas zu verdienen ist. Es wächst die Gefahr, dass sich Leser Informationen bei der Konkurrenz holen. Darunter leidet die Reichweite der Webseite, was wiederum Auswirkungen auf Werbekunden hätte. Denn wer weniger Menschen erreicht, ist uninteressanter für die Werbung. Es geht darum, intelligente Lösungen zwischen Reichweite und Paywall zu finden, sagt Rebmann. Schließlich bieten Online und Digital neue Geschäftsfelder mit enormem Entwicklungspotenzial.

International bedeutende Angebote wie das „Wall Street Journal“ oder die „Financial Times“ haben gute Erfahrungen mit ihren Bezahlschranken gemacht. Genau wie beispielsweise bei der „Saarbrücker Zeitung“ handelt es sich um sogenannte Soft Paywalls. Diese sanften Bezahlschranken lassen es zu, dass der Nutzer eine gewisse Anzahl an Artikeln kostenfrei lesen kann. Erst wenn er das Limit überschreitet, sind Gebühren fällig. Der Nachteil ist, dass dieses System leicht umgangen werden kann. Auf Freiwilligkeit setzt dagegen die „taz“. Hier kann man nach Lesen des Artikels Geld bezahlen, wenn man möchte – was viele machen.

Apps
In die Entwicklung von Apps – also von speziellen Angeboten für Tablet-Computer wie das iPad – investieren Verlage viel Zeit und Geld. Bisher gibt es wenige Vorreiter in Deutschland, die als Tageszeitung eine aufwendig aufbereitete App haben. Die „Frankfurter Rundschau“ etwa bietet ihren Lesern täglich die wichtigsten Nachrichten in einem multimedialen Magazin.

Ein anderer Weg ist die Abbildung der gedruckten Zeitung auf dem Tablet. „Das E-Paper hat lange ein Schattendasein geführt. Das hat sich mit den Tablets geändert. Bei vielen Verlagen macht das E-Paper inzwischen fünf Prozent ihrer Auflage aus“, sagt SWMH-Geschäftsführer Rebmann.

Der Haken bei den Apps ist, dass es zwei unterschiedliche Plattformen gibt – zum einen für Apples iPad und zum anderen für Android, das Betriebssystem, mit dem viele andere Tablet-PCs arbeiten. Für Verlage wird die Entwicklung spezieller Apps natürlich interessanter, je mehr Menschen sich so ein Gerät anschaffen.

Mobile
Egal, wo man gerade ist, sein Handy hat man meist dabei. Und inzwischen sind die meisten Mobiltelefone internettauglich und mit einem großen Bildschirm ausgestattet, der bequemes Surfen im Netz ermöglicht. Mit der neuen Technik steigt die Bedeutung von mobilen Websites. Dabei wird die Internetseite speziell an die Größe des HandyDisplays angepasst, was das Navigieren erheblich erleichtert.

So ist es logisch, dass Redaktionen das Design und die Inhalte an die neuen Anforderungen anpassen müssen. Unterwegs sind andere Dinge wichtig als am Schreibtisch, wo man auf einem großen Bildschirm die Übersicht hat. Auf dem Handy ist ein Live-Ticker interessant, wenn man wissen will, wie es beim Länderspiel Deutschland gegen Holland steht. Zu Hause wird natürlich der Fernseher eingeschaltet.