Matthias Hahn (li.) zeigt, wie die Zehntscheuer in Zukunft aussehen soll. Foto: Sägesser

Am Dienstag, 10. September, ist der Umbau der Zehntscheuer in Plieningen eingeläutet worden. Mit dabei war auch Bürgermeister Matthias Hahn.

Plieningen - Es ist ein bisschen wie damals, kurz nachdem er in Plieningen und Birkach als Bezirksvorsteher angefangen hat. Damals war Gerhard Schumacher in der Zehntscheuer und hat die Sanierung eröffnet. Das war Ende der 1980er-Jahre. „Es war eine meiner ersten Amtshandlungen“, sagt Schumacher. Am gestrigen Dienstag, 10. September, war der Ex-Schultes wieder in der Zehntscheuer – diesmal als Gast.

Neben Schumacher steht Andrea Lindel. Ihr geht es ungefähr wie ihm damals. Sie beginnt Mitte September offiziell als Bezirksvorsteherin im Rathaus an der Plieninger Garbe. Und die Sanierung der altehrwürdigen Scheuer gehört – kostenmäßig – zu den größten Projekten, die der bisherige Bezirksvorsteher Edgar Hemmerich seiner Nachfolgerin hinterlassen hat.

Am Dienstag hat sich dem Gefühl nach halb Plieningen am Mönchhof versammelt. Regen hin oder her, bei diesem Termin will offenbar niemand fehlen, der Rang und Namen hat. Lokalpolitiker, Vereinsgranden, Ortshistoriker, der Pfarrer, Vertreter der Stadt – und der Stuttgarter Baubürgermeister. Matthias Hahn hat den Umbau des historischen Gemäuers offiziell eröffnet.

Der Mönchhof sei in seinen Augen „die Plieninger Akropolis“, sagt Hahn und meint die Häufung denkmalgeschützter Gebäude wie Zehntscheuer, Martinskirche und Altes Rathaus. In Letzterem waren die Handwerker vergangenes Jahr zugange. Für die Zehntscheuer werden sie wohl anderthalb Jahre brauchen. „Das ist natürlich immer schwierig zu sagen, wenn man so alte Wände aufklopft“, sagt Hahn.

In der gesamten Zehntscheuer soll die Heizung modernisiert werden. Ansonsten werden sich die Arbeiter vor allem ums Erdgeschoss der Zehntscheuer kümmern. Nachdem die Feuerwehr vor zwei Jahren ausgezogen ist, ist Raum für Neues.

Zu diesem Neuen gehört das Heimatmuseum. Anja Dauschek, die Leiterin des Planungsstabs fürs neue Stadtmuseum, und ihre Leute unterstützen die Plieninger seit nun vier Jahren auf dem Weg zu einer modernen Ausstellung. Derzeit sind die Exponate im Depot in Bad Cannstatt eingelagert. Bis zur Sanierung des Alten Rathauses waren sie dort untergebracht. In die Zehntscheuer wird das Museum wohl 2015 ziehen.

Alles in allem werden die Sanierung der Zehntscheuer und die Einrichtung des Museums etwas mehr als eine Million Euro kosten. Das Land Baden-Württemberg übernimmt im Rahmen eines Sanierungsprogramms mehr als die Hälfte.

Wie berichtet, löste die Sanierung nicht nur Freude aus, sondern auch Verteilungskonflikte. Die Leute vom Bürgerverein möchten einen Raum haben, in dem sie die Utensilien fürs Dorffest lagern können. Andere würden den Platz lieber in den Händen des Museums sehen. Im Anschluss an den offiziellen Baubeginn haben sich die Beteiligten daher am Dienstag, 10. September, zu einem inoffiziellen Krisengespräch getroffen. Die Ergebnisse dieser Unterredung waren vor Redaktionsschluss nicht bekannt.

Jedoch waren die, die nach den Querelen gefragt wurden, nicht auf Krawall gebürstet. „Ich glaube, man hat viele Möglichkeiten, um Kompromisse zu finden“, sagt die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel. Das gehört jetzt zu ihrem Job. Ihr Vorvorgänger Gerhard Schumacher lächelt nur.