Launige Klänge dürfen nicht fehlen: der Musikverein spielt auf. Foto:  

Der Mix aus Bauernmarkt und Wettbewerben locken erneut Tausende zum Heckengäutag nach Aidlingen – der lokale „Nationalfeiertag“ feierte seinen zehnten Geburtstag und feiert dabei die Landwirtschaft, Traditionen und sich selbst als Ort.

Die Mischung macht’s – der Aidlinger Heckengäutag hat sich auch bei seiner zehnten Auflage als Publikumsmagnet erwiesen, der tausende Besucher in die „Perle des Heckengäus“ lockte, um bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen im Zentrum der herrlich in die Landschaft eingebetteten Gemeinde über den Bauernmarkt zu flanieren.

 

Auf dem Herzstück des im zweijährigen Rhythmus stattfindenden Festes, das sich inzwischen zu einem gemeinschaftsstiftenden „Nationalfeiertag“ für Aidlingen geworden ist, präsentierte sich die ganze Vielfalt der Produktpalette des Heckengäus: Von A wie Apfelsaft, der beispielsweise bei der Dorfgemeinschaft Lehenweiler frisch vor Ort gepresst degustiert werden durfte, bis Z wie Ziegenfleisch reichte das Angebot an den 65 Ständen, die die Hauptstraße und die Gassen im Ortskern säumten. Dort waren auch etliche Handwerker sowie 13 Aidlinger Vereine und sowie die Heckengäuführer sowie wie der Landkreis Böblingen und die angrenzende Schwarzwaldregion mit der touristischen Vielfalt präsent. Diese Mischung aus lokalen Akteuren, die ihr Vereinsleben feiern und Traditionen wieder beleben, zeigt, wie ein Ort in die Zukunft gehen kann.

Schönes und Nützliches aus Holz und Stoff erfreuten das Auge ebenso wie Schaffellprodukte oder Besen und Bürsten. In die Nase stieg dagegen der herrliche Duft von Kräutern und Gewürzen. Und auch die Gaumenfreuden kamen nicht zu kurz: Von „Schofseggl“, einer Bratwurst mit 70 Prozent Lammfleischanteil, die inzwischen den Rang des örtlichen Nationalgerichts einnimmt, über verschiedene hochprozentige Brände bis hin zum „Aidlinger Kaviar“, der als Leberwurst mit Bratkartoffeln deftig-würzig daherkommt, reichten die kulinarischen Genüsse.

Für Kinder war auch Mitmachen angesagt – etwa beim Schnürefilzen oder beim Seilselbstdrehen. Diejenigen, die bei der Strohbandmaschine Halt machten, die Familie Kienle aus dem Raum Ludwigsburg bereits zum sechsten Mal nach Aidlingen mitgebracht hatte, konnten eintauchen in den längst vergangenen harten bäuerlichen Alltag vor rund 100 Jahren. Damals wurden die Getreidegarben mit den auf der Maschine hergestellten 1,52 Meter langen Bändern aus Roggenstroh gebunden.

Großer Andrang beim Hammellauf – nach dem Vorbild des Kindersingspiels „Reise nach Jerusalem“ /Lisa Edel

Handarbeit – die in mehrfacher Hinsicht schweißtreibend sein sollte – war auch beim ersten Fest-Höhepunkt gefragt, der bei keinem Heckengäutag fehlen darf. Vier Bierbänke auf den Stufen vor dem Rathaus, zu denen sich alsbald vier große durchsichtige Plastikboxen gesellten, waren am Samstagnachmittag die Vorboten darauf. Als dann noch in großen Ballen die grünen Hopfenreben mit ihren hellgrünen Dolden die Stufen in der prallen Sonne zierten, war klar: Das Hopfenzopfen steht an. Ganz im Zeichen der bevorstehenden Bürgermeisterwahl bestritten mit Helena Österle und Marc Weidel die beiden zugelassenen Kandidaten, die die Nachfolge des scheidenden Rathauschefs Ekkehard Fauth antreten möchten, den Promi-Wettbewerb im Hopfenzopfen. Auch wenn sich augenscheinlich das Bild der in drei Minuten gezupften Dolden-Menge nicht unterschied, förderte die Waage dann ein eindeutiges Ergebnis zutage: mit 89 zu 68 Gramm ging der Sieg in diesem Wettbewerb an Helena Österle. Dass dieser faire und sportliche Zweikampf symbolhaft für den Bürgermeisterwahlkampf steht, wünschte sich Ekkehard Fauth.

Hopfenzopfen – und ein zufriedener Ekkehard Fauth

Beim anschließenden Vereinswettbewerb, zu dem zwölf örtliche Vereine ihre Zweier-Mixed-Teams ins Rennen geschickt hatten, standen erst nach einem Stechen um Platz eins und zwei die Sieger fest: nämlich die Sportfreunde Atlantik. Zweiter wurde der Angelsportverein. Auf Rang drei landete der Waldkindergarten. Diese Teams durften die von Raiffeisenbank Aidlingen ausgelobten Preise von 350, 250 und 150 Euro für die Vereinskasse in Empfang nehmen.

Was ist das wichtigsten bei einem Fleckenfest? Natürlich Bekannte treffen und plaudern. /Lisa Edel

Bevor nach dem Hopfenzopfen mit dem Hammellauf der finale Höhepunkt startete, zog ein zusätzlicher Wettbewerb des Angelsportvereins auf der Aid vor dessen Vereinsheim zahlreiche Blicke auf sich – genauer gesagt 200 nummerierte gelbe Miniatur-Badeenten, die sich ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen um die ausgelobten Gutscheine lieferten.

40 Paare tanzen beim Hammeltanz mit

Ganz eindeutig war dagegen, dass Sophia Radi und Hannes Schöller beim Hammellauf bei Abbruch der Musik auf dem Bänkle standen und damit bei der Aidlinger Version der „Reise nach Jerusalem“ bei rund 40 angetretenen Paaren siegreich waren. Hammel Hannes, der ausgelobte Siegespreis, bleibt allerdings in seiner Herde. Die beiden dürfen sich dessen Gegenwert in Form von Schafprodukten ihrer Wahl aussuchen.

Gutes aus dem Heckengäu gibt es an vielen Ständen. /Lisa Edel

„Es passt alles“, zeigte sich Ekkehard Fauth bei seiner Dernière in Amt und Würden glücklich und zufrieden: „Wetter gut, Stimmung gut“, brachte er sein Fazit kurz und knapp auf den Punkt.