Walter Hieber ist Vorsitzender des Naturparkführer-Vereins und mittlerweile ein Vollzeit-Naturparkführer. Foto: Jan Potente

Sie kennen sich in der Wildnis aus, wissen, wo die Fledermäuse wohnen und haben viel über die Mythen der Mühlen zu erzählen: Vor zehn Jahren haben die Naturparkführer ihre Arbeit im Schwäbisch-Fränkischen Wald aufgenommen. Ihr Angebot ist eine Erfolgsgeschichte.

Welzheim - Von der Orchideenexkursion bis zur Fledermaustour, von der Raunachts-Fackelwanderung bis zum Eseltrekking: Was die 38 Naturparkführer allein an öffentlichen Veranstaltungen anbieten, ist eindrucksvoll. Und noch lange nicht alles. Die Frauen und Männer sorgen an vielen Fronten dafür, dass die Wiesen und Wälder, die Schluchten und Klingen zwischen Allmersbach und Waldenburg entdeckt werden. Sie gehen in Schulen, organisieren Betriebsausflüge und stehen auf Messen, um den Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald bekannter zu machen.

Entdeckungstouren im Schwäbisch-Fränkischen Wald

Zehn Jahre ist es her, dass die ersten Naturparkführer ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Viele aus der ersten Garde sind noch dabei. So wie Walter Hieber, der auch Vorsitzender des Vereins „Die Naturparkführer Schwäbisch-Fränkischer Wald“ ist. „Die Naturparkführer sind eine Erfolgsgeschichte“, sagt der 50-Jährige. Bei Null haben sie im Jahr 2007 angefangen, mussten sich und ihr Angebot erst einmal selbst erfinden. „Wir haben mit ein paar wenigen Wanderungen begonnen“, berichtet er.

Im vergangenen Jahr gab es 953 Veranstaltungen mit insgesamt 28 000 Teilnehmern. Zum Erfolgsrezept gehören für Hieber ein paar wesentliche Zutaten: „Egal, ob wir Angebote im Bereich der Bildung oder im touristischen Bereich machen, wichtig ist uns immer die Qualität.“ Bei den Naturparkführern gibt es viele, die sich spezialisiert haben und auf ihrem Gebiet echte Kenner sind: „Unter den Kollegen gibt es Pilzsachverständige, Kräuter- oder Wildnispädagogen.“

Mühlenweihnacht und sportliches Wandern

Als wichtige Faktoren macht er zudem eine aufwendige Öffentlichkeitsarbeit, eine enge Verzahnung mit Partnern wie den Kommunen sowie eine gewisse Flexibilität beim Angebot aus. Stets versuchen die Naturparkführer, den Geschmack der Besucher zu treffen. Ein Beispiel ist die Mühlenweihnacht, zu der mehrere tausend Besucher kommen. „Weihnachtsmärkte gibt es genug. Wir wollten etwas mit viel Stimmung in dem historischen Gebäude inszenieren“, erläutert Walter Hieber.

Ein neuer Bereich ist auch das sportliche Wandern. „Bisher hatten wir vor allem sehr inhaltlich geprägte Wanderungen im Programm, weil wir als Botschafter des Naturparks auch das kulturelle Erbe vermitteln wollen.“ Nun werden vermehrt Touren für echte Streckenmacher angeboten.

Die Besucher schätzen das Rundum-Sorglos-Paket

Insgesamt, so denkt Hieber, schätzen die Besucher, die aus der ganzen Region Stuttgart zu den Veranstaltungen kommen, die ganzheitliche Ausrichtung der Angebote: „Diese Rundum-Sorglos-Pakete sind sehr gefragt.“ Weil die personellen Kapazitäten irgendwann nicht mehr ausreichten und es auf der Landkarte des Naturparks noch Flecken gab, die nicht so gut betreut waren, wurden vor zwei Jahren weitere Naturparkführer ausgebildet. Einige bieten zwei Touren im Jahr an, andere leben davon – so wie Walter Hieber. Er ist einer der wenigen Vollzeit-Naturparkführer.

Walter Hieber bereut keinen Tag als Naturparkführer

„Das war nicht so geplant“, erzählt der Welzheimer, der früher Leiter einer Kindergarteneinrichtung war. Aber nachdem sich die Anfragen häuften, wagte er irgendwann den Sprung in die Selbstständigkeit. „Ich habe es keinen einzigen Tag bereut. Bei mir bekommen die Leute eine Abwechslung zu ihrem Alltag und deswegen habe ich es immer mit einem positiv gestimmten Publikum zu tun“, sagt er, der wie andere Naturparkführer auch inzwischen ein richtiges Stammpublikum für seine Angebote hat.

Und wie sehen die Ziele für die kommenden Jahre aus? „Wir möchten einige Projekte wie etwa die Barrierefreiheit oder die Naturparkschulen weiter ausbauen“, sagt Hieber. Und natürlich weiterhin ganz kräftig die Werbetrommel für den Schwäbisch-Fränkischen Wald rühren.

Weitere Infos zu den Naturparkführern gibt es im Internet.

Natur- und Landschaftsführer im Land

Angebot:
So ziemlich jede Landschaft in der Region Stuttgart kann mit speziell ausgebildeten Experten aufwarten, die Besuchern ihr Fachgebiet und dessen Besonderheiten bei Wanderungen, Exkursionen und Führungen näher bringen. Die zertifizierten Natur- und Landschaftsführer haben eine fundierte Ausbildung durchlaufen und Weiterbildungen auf ihrem Spezialgebiet gemacht.

Zertifikat:
Die Ausbildung zum zertifizierten Natur- und Landschaftsführer bietet die Akademie für Natur und Umweltschutz Baden-Württemberg mit unterschiedlichen Kooperationspartnern wie Naturparks, Landkreisen, dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb, dem Nationalpark Schwarzwald oder verschiedenen Naturschutzverbänden.

Biosphärengebiet:
Im Bereich der Schwäbischen Alb gibt es die Alb-Guides, außerdem Biosphärenbotschafter und in Münsingen spezielle Truppenübungsplatz-Guides, die Interessierte über das einst für militärische Übungszwecke genutzte Areal führen. Bei Mössingen bietet Deutschlands einziger Bergrutschführer Rundgänge durch das 1983 entstandene „nationale Geotop“ am Hirschkopf an.

Naturparks
: Nicht nur der Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald hat seit dem Jahr 2007 eigene Naturparkführer – solche Experten gibt es inzwischen auch für den Naturpark Schönbuch, für das Heckengäu und das Gebiet Stromberg/Heuchelberg. Entlang des Neckars sind die Neckar-Guides aktiv, im Ludwigsburger Neckar-Biotop Zugwiesen sind außerdem Zugwiesen-Guides tätig.