15 weiße Rosen werden auch in diesem Jahr am Gedenkring für die 15 Opfer aufgestellt Foto: Gottfried Stoppel

Am Ablauf der Zeremonie wird sich auch am zehnten Jahrestag bewusst kaum etwas ändern. Die Kultusministerin Susanne Eisenmann wird erst danach sprechen.

Winnenden - Seit dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen sind zehn Jahre vergangen. Jährlich wird der Opfer am 11. März um 9.33 Uhr am Winnender Stadtgarten gedacht. Dort steht seit 2014 der Gedenkring, ein Werk des Bildhauers Martin Schöneich. Der Platz neben der Hermann-Schwab-Halle ist bewusst gewählt, weil dort Psychologen noch Monate nach dem Amoklauf für Hilfesuchende bereit standen. Die Zeremonie wurde von den Angehörigen der Opfer, der Schulgemeinschaft der Albertville-Realschule und der Stadt Winnenden gemeinsam gestaltet und wird auch in diesem Jahr mit wenigen Abweichungen wie gewohnt stattfinden.

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Um 9.33 Uhr, dem Zeitpunkt des ersten Notrufs aus der Albertville-Realschule, werden sämtliche Kirchenglocken Winnendens zu läuten beginnen. Danach werden die Namen der 15 Getöteten verlesen: acht Schülerinnen, ein Schüler und drei Lehrerinnen der Realschule, ein Mitarbeiter des Winnender Schlosses, der im Park ermordet wurde sowie ein Mitarbeiter und ein Kunde eines Autohauses in Wendlingen (Kreis Esslingen), in dem der flüchtende Täter nach einem Auto verlangte.

Eine Ausnahme wird dieses Jahr eine Menschenkette sein, die sich von der Albertville-Realschule zu dem Mahnmal bilden wird. „Die Schulgemeinschaft wird sich bereits um 7.30 Uhr in der Schule treffen. Allerdings strikt unter Ausschluss der Öffentlichkeit“, sagte der Schulleiter Sven Kubick am Donnerstag während einer Pressekonferenz in der Albertville-Realschule. Wie an den vorangegangenen Jahrestagen soll das Gebäude ein Ort sein, an dem alle Anwesenden ein Gefühl der Sicherheit haben können. In der Schule versammeln sich auch immer Angehörige und ehemalige Schüler, die den Amoklauf miterleben mussten.

Buchübergabe an Kultusministerin Eisenmann

„Unsere Bitte bei Dreharbeiten oder Live-Übertragungen während der Gedenkfeier ist, dabei auf Betroffene Rücksicht zu nehmen“, sagte der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth. Bei dem öffentlichen Gedenken werden die Kultusministerin Susanne Eisenmann und der Innenminister Thomas Strobl sein. Während des Gedenkens im Stadtgarten wird es jedoch keine Reden geben.

Im Anschluss daran wird in der Alten Kelter, die nur wenige Meter entfernt an der Albertviller Straße liegt, die Stiftung gegen Gewalt an Schulen der Kultusministerin das Buch zum Projekt Save überreichen. Das Projekt gibt Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, mit allen möglichen Ausdrucksmitteln ihre Haltung gegenüber Gewalt auszudrücken. In dem Buch sind bereits einige Beiträge aus Winnenden enthalten. „Von hier aus soll es eine Reise durch alle Schulen des Landes antreten und dort durch Beiträge ergänzt werden“, sagte Gisela Mayer von der Stiftung gegen Gewalt an Schulen. Im Anschluss an die Übergabe wird die Kultusministerin in der Alten Kelter sprechen.

Wie an den Gedenktagen üblich, werden nach dem Gedenken in den Kirchen der Stadt Gottesdienste und Andachten angeboten. Um 10.15 Uhr findet ein ökumenischer Gottesdienst in der Schlosskirche statt. Am Abend wird um 18.30 Uhr auch in der Peterskirche in Weiler zum Stein der Opfer gedacht. Aus diesem Nachbarort Winnendens stammten die meisten der getöteten Schülerinnen und Schüler aus der Schule. Den Abschluss macht von 19 Uhr an ein weiterer ökumenischer Gottesdienst in der katholischen St. Borromäus Kirche in Winnenden. Hier hatte vor zehn Jahren am Abend des 11. März die erste Andacht für die Opfer und ihre Angehörigen stattgefunden.

Achtsamkeit ist eine gesellschaftliche Aufgabe

Zehn Jahre nach dem Amoklauf kann Gisela Mayer ein positives Resümee zur Arbeit der Stiftung ziehen. „Dass nichts passiert ist seitdem, ist für uns ein Erfolg. Seit Winnenden hat es in Deutschland keinen Amoklauf an Schulen mehr gegeben.“ Wichtig sei es der Stiftung, Achtsamkeit untereinander zu vermitteln. Und das nicht nur an Schulen, betonte Gisela Mayer: „Das ist für die gesamte Gesellschaft eine Aufgabe.“