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Voller Motivation ist Zdravko Kuzmanovic am Sonntag im VfB-Trainingslager angekommen.

Donaueschingen - Jens Keller dürfte der Sieg der Serben gegen Deutschland in der WM-Vorrunde besonders geärgert haben. "Das wird teuer", kündigt Zdravko Kuzmanovic an. Der serbische Nationalspieler hatte mit dem Co-Trainer des VfB gewettet. "Wir haben gewonnen, jetzt muss er mich zum Essen einladen", sagt er, grinst und fügt hinzu: "Ich werde mir das teuerste Restaurant in Stuttgart aussuchen."

 

Der Sieg gegen seine VfB-Kollegen Cacau und Sami Khedira war einer der wenigen Glücksmomente, die Kuzmanovic in Südafrika erlebt hat. Im ersten Gruppenspiel gegen Ghana war der Mittelfeldspieler der Pechvogel: In der 84. Minute flog ihm der Ball im Strafraum gegen die Hand, die Afrikaner siegten dank des Elfmeters. "Es war keine Absicht", beteuert Kuzmanovic. Trotz dieser Niederlage hatten es die Serben im letzten Gruppenspiel gegen Australien in der Hand, mit einem Sieg wären sie ins Achtelfinale eingezogen - doch das Spiel endete 1:2, Serbien war raus. "Das war bitter. Aber wir haben unsere Chancen nicht genutzt", sagt er. So musste er im Fernsehen mitansehen, wie sich Deutschland den dritten Platz holte. "Eine super Leistung. Ich bin stolz, dass wir neben Spanien das einzige Team waren, das die Deutschen geschlagen hat." Und diesen Erfolg möchte er noch auskosten. Nach der Partie hatte er keine Gelegenheit, mit Khedira, Cacau und Serdar Tasci zu sprechen, es gibt also "noch was zu bereden", sagt er. Es soll ein kleiner Trost werden für das frühzeitige WM-Aus - das Kuzmanovic aber mittlerweile ganz gut verdaut hat. Der Mann ist wieder heiß auf Fußball.

Drei Wochen lang hätte der Serbe nach dem letzten WM-Gruppenspiel ausspannen dürfen - doch schon gestern ist Kuzmanovic im VfB-Trainingslager in Donaueschingen angekommen. Er hat seinen Urlaub eigenhändig verkürzt - auf gerade mal zwei Wochen. "Ich hatte keinen Bock mehr", erklärt er. Nach einigen Tagen mit der Familie in Serbien, Besuchen in München und bei der Schwester in Basel hatte Kuzmanovic genug. Er wollte so schnell wie möglich mit der Saisonvorbereitung beginnen. "Das erste Europa-Liga-Qualifikationsspiel ist schon in drei Wochen, da bin ich doch lieber hier als im Urlaub", findet er. Nach der sensationellen Rückrunde des VfB ist er hoch motiviert - und hat nicht gerade unbescheidene Ziele: Kuzmanovic will deutscher Meister werden.

"Der VfB ist ein Verein, der sich solche Ziele setzen kann", betont er und sendet gleich noch eine Kampfansage in Richtung München: "Der FC Bayern ist sicher wieder Favorit, aber uns muss man auf dem Zettel haben." Und das nicht nur in der Liga. Auch in der Europa-Liga und im DFB Pokal könne man "was reißen".

Sein persönliches Ziel, sich mit guten Trainingsleistungen in die Mannschaft zu spielen, geht er gelassen an. "Die Saison ist lang, und der Trainer weiß um meine Qualitäten", sagt er. Zudem kennt er sich mit Konkurrenzsituationen aus. In Florenz, wo Kuzmanovic bis 2009 gespielt hat, kämpfte er mit acht Mitspielern um die Plätze im defensiven Mittelfeld. In Stuttgart ist er mit Sami Khedira, Christian Träsch und Christian Gentner zu viert - und hofft erst gar nicht auf mildernde Umstände im Konkurrenzkampf. "Ich wünsche mir, dass Sami beim VfB bleibt", sagt er. Der deutsche Nationalspieler, der unter anderem von Real Madrid umworben wird, sei immens wichtig für die Mannschaft. Dass internationale Topclubs an ihm interessiert seien, zeige, welche Qualität der VfB-Profi habe. Für Kuzmanovic selbst käme ein Wechsel nicht infrage. "Ich bin hier, weil ich mich pudelwohl fühle", sagt er voller Überzeugung, "egal, welcher Verein kommt, ich würde nicht von Stuttgart weggehen."

Das ist ein schönes und im Profifußball seltenes Treuebekenntnis. Aber ein Weggang würde für Kuzmanovic ja auch überhaupt keinen Sinn haben - er hat mit dem VfB schließlich noch jede Menge vor.