Die Zusammenhänge zwischen dem Ukraine-Krieg, der Energiewende und dem drohenden Hunger in der Welt sind am Dienstag das Thema bei „Markus Lanz“. Das sagen die Gäste über die aktuellen Abhängigkeiten.
Die Idee vom Bevölkerungsaustausch durch Fluchtbewegungen nannte der Migrationsforscher Gerald Knaus eine „verrückte Theorie“, die jeder Grundlage entbehre. Am Dienstagabend ging es in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ um die aktuell großen Krisen der Welt und ihre Zusammenhänge. Neben dem Soziologen Knaus sprachen Journalistin Cordula Tutt und Agrarökonom Matin Qaim über Hunger, Krieg und Energiekrise.
„Man ist in Abhängigkeiten geraten, die viele nicht auf dem Plan haben“, erklärte Agrarwissenschaftler Qaim. Große Teile Nordafrikas seien auf den Import von Weizen und Mais aus Russland und der Ukraine angewiesen, entsprechend viel politischen Druck könne der Kreml im Zweifel auf die Staaten aufbauen. „Wir sind mittendrin in dieser Hungerkrise“, sagte er. Man müsse davon ausgehen, dass 100 Millionen Menschen betroffen sind. Die weltweiten Preissteigerungen für Getreide seien auch hierzulande zu spüren, erklärte Qaim. Trotzdem nutze der Westen auch weiter Nahrungsmittel wie Mais und Palmöl für Biosprit – und wie Markus Lanz betont also letztlich „zum Autofahren“.
Er stellte als Moderator der Sendung die moralischen Fragen. Zum Beispiel die, was gegen die enormen Abhängigkeiten – etwa die vom russischen Gas – getan werden kann. Die sich sonst in der Diskussion eher bedeckt haltende Journalistin Cordula Tutt sagte schließlich: „Ein Weg aus der Abhängigkeit herauszukommen, ist mehr Effizienz.“ Der Krieg in der Ukraine habe zusätzlichen Druck auf die Energiewende gebracht.
Gerald Knaus über die „verrückte Theorie vom Austausch der Bevölkerung“
Migrationsforscher Knaus warnte unterdessen vor einer Spaltung Europas. Einerseits in Hinblick auf die Erweiterung der Europäischen Union über die bislang Uneinigkeit herrscht. Andererseits aber auch in Hinblick auf Rechtsextremisten. Er sprach über die „verrückte Theorie vom Austausch der Bevölkerung“. In der Wirklichkeit sei es gerade andersherum, da die meisten Grenzen auf der Welt mit Gewalt geschlossen würden. Legale Fluchtmöglichkeiten gebe es in großen Teilen der Welt praktisch keine. Er sprach in Anbetracht dessen von einer „richtigen und historischen Entscheidung“, Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen und ihnen viel Bewegungsfreiheit in der EU zu ermöglichen.
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Schließlich schloss sich in der Diskussion der Kreis. Journalistin Cordula Tutt machte auf den großen Fachkräftemangel aufmerksam. „Überall suchen die Unternehmen Leute“, sagte sie. Man müsse dies über mehr Automatisierung und Zuwanderung lösen. Außerdem müsse man sich stärker um Schulabgänger ohne Perspektiven kümmern. „Man muss diese Menschen besser ins Berufsleben bringen als es heute passiert“, erklärte sie. Qaim fordert an der Stelle höhere Löhne in bestimmten Berufen. Moderator Lanz nutzte den Punkt und kam am Ende seiner Sendung auf das Thema Inflation zurück. Sie könne dadurch weiter befeuert werden, mahnte er zum Schluss und machte damit nochmals auf den Zusammenhang der aktuellen Krisen aufmerksam.