Mit Isabel Varell spielt Heiko Ruprecht ( „Der Bergdoktor“) bis zum 14. Mai in der Komödie im Marquardt Foto: Frahm

Die Stäffele sind sein Fitnessstudio: Der Schauspieler Heiko Ruprecht („Der Bergdoktor“), Gaststar in der Komödie im Marquardt, erkundet Stuttgart über die Topografie. Wir sprachen mit ihm über Feinstaub, Liebe ohne Sex und seine neu erwachte Leidenschaft für die „Tiefe einer Boulevardkomödie“.

Stuttgart - Was bei Adam und Eva angefangen hat, ist bei Harry und Sally noch lange nicht zu Ende gegangen. Eine Frage stellt sich bis heute immer wieder neu: Können Mann und Frau ziemlich beste, also rein platonische Freunde sein – oder kommt irgendwann die Schlange dazwischen?

In der Marquardt-Komödie „Diese Nacht – oder nie!“ spielt der aus der ZDF-Serie „Der Bergdoktor“ bekannte Heiko Ruprecht einen Mann, der „voll auf dem Schlauch steht“, wie es der 44-Jährige Gaststar ausdrückt. Valentin, so sein Bühnenname, denkt, die etwas ältere Charlotte, gespielt von Isabel Varell, sei ein Kumpel für ihn. Seit Jahren aber ist sie verliebt in ihn. Im Kino hat Sally in einer der bekanntesten Szenen der Filmgeschichte in einem Lokal einen Orgasmus vorgetäuscht. Ist die Ansicht, Mann und Frau könnten ohne Sex Freunde sein, auch nur eine Selbsttäuschung?

Erstes Engagement im Boulevardtheater

Mit seiner Kollegin Isabel Varell sei er in dieser Frage nicht ganz einig, räumt Ruprecht ein. „Sie glaubt, es gibt diese Kumpelbeziehung zwischen Mann und Frau“, sagt er. „Ich bin mir da nicht so sicher.“ Aber Isabel habe ja auch viele schwule Freunde, fügt er schmunzelnd hinzu, und da sei alles wieder anders. Die 55-jährige Schauspielerin, die mit ihm bis zum 14. Mai auf der Bühne der Komödie im Marquardt steht, hat kürzlich bei der Hochzeit von Hape Kerkeling und seinem Lebensgefährten in Bonn mit der Moderatorin Birgit Schrowange die „Herz-Schmerz-Polka“, einen Klassiker von Peter Alexander, gesungen.

Für Heiko Ruprecht, den die Serienhauptrolle als Bruder des Bergdoktors zum Idol von überwiegend weiblichen Fernsehfans gemacht hat, ist „Diese Nacht – oder nie!“ sein erstes Engagement in einem Boulevardtheater. Bei den Heidelberger Schlossfestspielen war der gebürtige Friedrichshafener der Faust, wirkte in Dieter Dorns Inszenierung von William Shakespeares Spätwerk „Cymbeline“ in den Münchner Kammerspielen mit. Und nun also ließ er sich von einer Theatergattung nach Stuttgart locken, die man leicht nennt.

Aber nein, an der Oberfläche bleibe das Stück trotz seiner vielen Lacher keineswegs, findet er. Ruprecht spricht von einer „Tiefe“, die ihm an dieser Komödie gut gefällt. „Man gelangt zu der Erkenntnis, dass die Beziehungen unter Menschen vielseitig sein können“, sagt er, „dass es Liebe auch ohne Sex geben kann, dass nicht alles davon abhängt, ob man man mit jemandem im Bett landet.“

Eine Rückkehr in die Kindheit

Sein Gastspiel in Stuttgart ist für ihn eine Rückkehr in die Kindheit. Seine Großmutter war Kindergärtnerin in Bad Cannstatt. Oft hat er sie und seinen Großvater in jungen Jahren besucht. Ruprechts Mutter wuchs am Neckar auf. In die Wilhelma gingen sie mit dem kleinen Heiko. Noch viel lieber erinnert er sich daran, dass der Opa ihn mehrfach mit zum Training des VfB beim damaligen Neckarstadion nahm. Der heutige TV-Star sah dort Hansi Müller und Jürgen Klinsmann aus nächster Nähe. Solche Begegnungen können prägend sein für ein Leben.

Die Stäffele sind sein Fitnessstudio

Dienstags bis sonntags spielt der 44-Jährige nun im Marquardt, fährt dann an seinem freien Tag zu seiner Familie nach München. Stuttgart erkundet er über die Topografie. „Mein Fitnessstudio in Stuttgart ist das Joggen über die Stäffele“, sagt er. Zwei- bis dreimal die Woche verausgabt er sich beim „Berglauf“ über die unzähligen Treppen hoch zum Fernsehturm.

Von schlechter Luft hat er noch nichts gespürt. Dabei dachte Ruprecht, im Hotspot des Feinstaubs könnte es Probleme für die Lungen geben. „Oder wird das übertrieben dargestellt?“, fragt er.

Ohne Schmutzpartikel wird er bald tief durchatmen können – nach dem Sommer bei den Dreharbeiten für die neue Staffel des „Bergdoktors“ in der Region Wilder Kaiser in Tirol. Die Serie macht ihm großen Spaß, sagt er, allein schon, weil er so wunderbare Kollegen habe, mit denen er sich sehr gut verstehe. Er sagt es so, dass man an seinem Glück nicht zweifeln mag. Was man auch den Bergen, der Arbeit und den Kollegen schenken kann? Seine Liebe!