Natalia Wörner als Kommissarin Winter im Krimi „In anderen Umständen“ Foto: ZDF

Natalia Wörner muss sich in der ZDF-Reihe „Unter anderen Umständen“ mit einer unmöglichen und tödlich endenden Liebe beschäftigen. Ganz große Filmkunst ist das nicht, aber wegen Wörner immer sehenswert.

Stuttgart - Der große Vorteil von Filmreihen ist die Möglichkeit, an frühere Handlungsstränge anzuknüpfen, ohne deshalb gleich eine Fortsetzung draus zu machen. „Unter anderem Umständen“ erzählt ja ohnehin nebenher auch eine Familiengeschichte, weil der Sohn der verwitweten Schleswiger Kriminalhauptkommissarin Jana Winter (Natalia Wörner), deren einstiger Schwangerschaft die Reihe ihren Titel verdankt, im Verlauf der elf Jahre mitgewachsen ist.

Diesmal spielt der familiäre Teil gleich in mehrfacher Hinsicht eine Rolle. Die Polizistin kommt bei der Heimkehr von der Beerdigung ihres Schwiegervaters direkt an einen Tatort: Bei einer nächtlichen Polizeikontrolle ist ein Beamter überfahren worden. Der Film erzählt das im spannend montierten Prolog auf drei Ebenen: hier ein Auto mit feiernden Jugendlichen, dort die Streife, und dazwischen das Paar, das für den Titel „Liebesrausch“ steht.

Geistesgegenwärtig hat die Polizistin auf den Reifen des davonrasenden Autos geschossen; Jana findet den Wagen zufällig in einem nahen Waldstück. Von dort haben die Flüchtigen ihren Weg zu Fuß fortgesetzt. Für einen von beiden endeten die Flucht wie auch sein Leben im verlassenen Vereinshaus eines Ruderclubs. Aber wer hat ihn getötet? Und wer war die Frau in seinem Auto, deren billiges Deo Jana riecht? Die Spur führt nach Kopenhagen: Der tote Mann entpuppt sich als Karsten Rogge (Andreas Pietschmann), dänischer Staatsbürger mit deutschen Wurzeln. Seine Frau, eine vermögende Reederin, wähnt ihn in Norwegen. Dass er eine Wohnung in Barcelona gekauft hat, weiß sie ebenfalls nicht; und nun entfaltet der Film ein komplexes Drama mit zwei Paaren, die schon ewig miteinander befreundet sind.

Zwei Kollegen aus Schweden und Dänemark helfen wieder mit

Vom Drehbuchautor André Georgi stammt auch die vorletzte Episode der Reihe, „Das Versprechen“ (2016); dort ging es ebenfalls um einen unglücklichen Liebesrausch. Und noch eins eint die beiden Filme: Weil Jana dänische Amtshilfe braucht, darf erneut der Schwede Magnus Krepper als Kopenhagener Kollege Malte Larssen mitwirken. Die beiden hatten einen kleinen Flirt, und das setzt sich nun fort, auch wenn der melancholische Malte kurz Missstimmung verursacht, weil er Jana seine Suspendierung verschweigt.

Judith Kennel, die bislang bei allen Folgen der Reihe Regie geführt hat, inszeniert die Liebelei angenehm beiläufig, zumal Natalia Wörner ihre Hauptfigur auch in diesen Szenen mit kühler Reserviertheit verkörpert. Umso angenehmer ist der Ausgleich, den die weiteren Mitwirkenden bringen. Trotz der klaren zentralen Rolle ist „Unter anderen Umständen“ eine Ensemblereihe. Im Lauf der Jahre sind einige Kollegen gekommen und wieder gegangen; von den Gründungsmitgliedern sind nur noch Martin Brambach und Ralph Herforth dabei. Gerade Herforth macht diesmal die unterhaltsamen Momente aus, weil der gut gelaunte Hamm den Kommissariatsleiter Brauner aufzieht und das Alphamännchen rauskehrt, als Malte mit Jana nach Schleswig kommt. Brambach verkörpert den Vorgesetzten mit gewohnter Klasse. Krepper, ganz famos als zweite Titelfigur in einem „Tatort“ aus Kiel, ist ohnehin eine Bereicherung für jeden Film. Ähnlich gut besetzt sind auch die Gastrollen.

Die erste Hälfte des Films verdankt ihre Spannung nicht zuletzt der Musik (Jean-Paul Wall); in der zweiten, die überwiegend bei Vernehmungen im Kommissariat spielt, sind vor allem die Schauspieler gefragt. Dank der entsprechenden Rückblenden wird auch klar, warum der scheinbar winzige Part des Mordopfers recht prominent mit Andreas Pietschmann besetzt worden ist. Der manisch-depressive Deutschdäne ist eine interessante Rolle: mal zu Tode betrübt, dann wieder, wie kurz vor seinem Tod, Richtung Sonne unterwegs. Am Ende ist die Lösung nicht nur Janas Spürnase, sondern auch ihrem Sohn zu verdanken, weil der die Ermittler unfreiwillig auf die richtige Spur bringt.