Jan Böhmermann in seinem ZDF-Reich Foto: ZDF//Jens Koch

Die aktuelle Ausgabe vom „ZDF Magazin Royale“ enttäuscht ein wenig: Jan Böhmermann basht die deutsche Filmförderung, und präsentiert damit sehr olle Kamellen. Oder meint er ganz was anderes?

Köln/Stuttgart - Was hat der Böhmermann denn da plötzlich mit dem „deutschen Film“? Seit Start des neuen „ZDF Magazin Royale“ im November 2020 zeichnet sich die Sendung, was die großen Themen angeht, ja besonders durch Aktualität und Streitbarkeit aus. Und nicht selten hat der Zuschauer das Gefühl, dass da im Hintergrund des Satirikers eine ganz schön große und emsige Schar hochklassiger Journalisten maximal sorgfältig und manchmal sogar investigativ recherchiert.

Aber mit seinem Schwerpunkt an diesem Freitag – „Das Elend des deutschen Kinofilms“ – hat Jan Böhmermann eigentlich keinerlei Neuigkeiten präsentiert, sondern, um es mal altmodisch auszudrücken, jede Menge Eulen nach Athen getragen. Dass die deutsche Filmförderung ein bürokratisches Monstrum ist: seit langem bekannt. Dass die vielen Entscheidungsgremien noch jedes spannende Drehbuch schon im Vorfeld kaputt diskutieren: seit langem bekannt. Dass es absurde Vorschriften gibt, demzufolge ein Film wenigstens einige Minuten lang in all jenen Bundesländern spielen muss, die Steuergelder in die Produktion gesteckt haben, und wenn die Handlungslogik darüber noch so sehr quietscht: seit langem bekannt und beklagt.

Schweighöfer und Fitz ziehen gern blank

Dass in deutschen Komödien Til Schweiger, Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz allzu oft dazu neigen, ihre entsprechend ausgeleuchteten Oberkörper und Är... vor der Kamera blank zu ziehen? Zum Gähnen oft von Kritikern bemängelt – just sie erzielen aber eben an der Kinokasse noch das meiste Geld. Dass solche Filme in Hollywood trotzdem nie einen Oscar als „Best Picture“ gewinnen? Nun wirklich kein Grund zur Aufregung; die Academy setzt halt fast immer auf einheimische Waren. Sie ist ja auch die American und nicht die World Academy.

Was also war die Aktualität der jüngsten Böhmermann-Ausgabe? Seit über einem Jahr sind die deutschen Kinos eh mehr oder weniger geschlossen, der traditionelle Filmmarkt ist zusammengebrochen, kaum ein deutscher Film hat seit Beginn der Corona-Krise einen Kinostart erlebt. Und Böhmermann bekennt auch noch zwischendurch, selbst sowieso „gar kein Cineast“ zu sein.

Es ging wohl doch eher um Jan Josef Liefers

Unsere Vermutung: Hinter dem völlig zeitlosen Thema steckt ein anderes, weiter aktuelles Thema. Böhmermann wollte uns etwas sagen, ohne es explizit anzusprechen. Immer wieder streute er kleine Videoschnipsel aus der Schauspieler-Aktion #allesdichtmachen in seine Sendung, sehr oft wurde Jan Josef Liefers eingeblendet. Ein Rückblick: Jan Böhmermann war ja am späten Abend des 22. April einer der ersten, der bei Twitter voll Empörung die Anti-Dauerlockdown-Aktion der Schauspieler kommentierte und so den folgenden Shitstorm anfeuerte. Auch gab es jetzt im aktuellen „ZDF Magazin Royale“ ein, zwei kleine Spitzen gegen „die Schauspieler, die seit Jahresanfang keine Zeitung mehr lesen“, also von der zweiten und dritten Pandemie-Welle nichts mitbekommen hätten.

Was das nun aber mit Filmförderung zu tun hat? Entweder wollte der ZDF-Satiriker zu Protokoll geben: Nicht nur die Filme werden zum Schlechten gefördert, sondern auch die Schauspieler. Wobei ... weder Schweiger, Schweighöfer noch Fitz haben sich an #allesdichtmachen beteiligt. Oder, so eine kurze Schlussbemerkung von ihm: WENN die Schauspieler schon ein Thema zum Protestieren suchten, dann doch bitte nicht beim ja wohl über jeden Zweifel erhabenen Lockdown, sondern vor der eigenen Tür, eben zum Beispiel bei der bloody German Filmförderung.

Das Tanzorchester war wieder super

So weit ist es nun schon mit uns gekommen, dass wir versuchen, Jan Böhmermann zu deuten wie einst Pastorin Hildegard Schmitz-Wohlgemut in der Evangelischen Kirche Alt-Aumund den Propheten Jesaja. Nein, diese Ausgabe von „ZDF Magazin Royale“ hat uns nicht überzeugt. So richtig lustig war nur die imaginäre Vorschau auf „Hart aber fair“ am kommenden Montag. Und super wie immer das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld, dessen schwerstlockiger Gitarrist ein feines kleines Solo geben durfte. Davon gern mehr. Hoffentlich gibt es nach Corona wieder eine Tournee.