Ermittlerduo: Henry Hübchen und Victoria Trauttmansdorff Foto: dpa/Marion von der Mehden

Henry Hübchen als Kommissar Fischer bekommt es in dem ZDF-Krimidrama „Das Licht in einem dunklen Haus“ mit rätselhaften Morden zu tun. Privat kann er die Düsternis hinter sich lassen. Lohnt sich das Einschalten?

Es hätte der schönste Sommer aller Zeiten werden können. Verliebt in eine schöne junge Frau, dazu einen Freund fürs Leben gefunden: Alles war perfekt – bis zu jenem unglückseligen Tag, der das Dasein von sieben Menschen für immer verändern sollte. Gut zweieinhalb Jahrzehnte später, als jener Sommer des Jahres 1995 nur noch eine verjährte Erinnerung ist, werden fast alle Beteiligten tot sein.

Das Drama, das nur formal ein Krimi, in Wirklichkeit aber eine Tragödie ist, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jan Costin Wagner und ist der zweite Film mit Henry Hübchen als Kommissar Johannes Fischer. Der erste, „Tage des letzten Schnees“ (2019), hat auf dramaturgisch reizvolle Weise zwei Geschichten verknüpft, die eigentlich nichts miteinander zu tun hatten. „Das Licht in einem dunklen Haus“, abermals adaptiert von Nils-Morten Osburg und inszeniert von Lars-Gunnar Lotz, scheint nach einem ähnlichen Muster zu funktionieren.

Beginn einer wundervollen Freundschaft

Die Handlung beginnt mit einem Brief: Tobias Menne (Constantin von Jascheroff) erinnert sich, wie er damals den Mitschüler Linus vor älteren Pöblern beschützte; der Beginn einer wundervollen Freundschaft, die bis heute Bestand hat und dennoch nur einen Sommer währte. Als die Klasse eine neue junge Musiklehrerin bekommt, ist Tobi (Louis Guillaume) auf der Stelle über beide Ohren verliebt. Die Klavierstunden in Olivias Haus im Wald werden die schönsten Momente seines Lebens bleiben; den Rest seines Daseins wird er in Düsternis verbringen.

Verliebt in die Musiklehrerin

Nicht die Geschichte, aber Handlungsschema und Stimmung erinnern an die Stephen-King-Verfilmung „Stand by me – Das Geheimnis eines Sommers“ (1986). Regisseur Lotz und Kamerafrau Julia Daschner tauchen die ausführlichen Rückblenden in ein verklärendes Licht. Später wird jemand über Olivia sagen, sie habe „so was Reines, Unschuldiges, Zerbrechliches“ gehabt: „Sie war Musik.“ Und so verkörpert Paula Kroh die Klavierlehrerin auch. Allein die dumpf dräuende musikalische Untermalung lässt erahnen, dass der Sommer eine furchtbare Wende nehmen wird. Was sich schließlich ereignet, ist in der Tat, wie es Fischers Kollegin Konstanze Satorius (Victoria Trauttmansdorff) formuliert, „das pure Grauen“. Gnädig spart Lotz aus, was der junge Tobi in dem Waldhaus mitansehen muss, aber natürlich füllt die Fantasie diese optische Leerstelle.

Jemand will eine alte Rechnung begleichen

All das kann Fischer jedoch nicht ahnen, als er 26 Jahre später vor einem Rätsel steht: Eine Wachkomapatientin ist in ihrem Krankenhausbett gestorben, weil jemand die Sauerstoffzufuhr abgestellt hat. Die Frau war als vermeintliches Opfer eines Verkehrsunfalls einige Zeit zuvor in einem Straßengraben gefunden worden. Kurz darauf wird der Kommissar von einem ganz anderen Fall beansprucht: Ein Software-Entwickler wurde von einer Dachterrasse gestürzt. Der Täter hat sogar seine Visitenkarte hinterlassen, doch die Spur führt ins Nichts. Ein weiterer Mord sowie ein 26 Jahre altes Foto, das die vier strahlenden Sieger eines Beachvolleyball-Turniers zeigt, lassen Fischer vermuten, dass es noch weitere Opfer geben wird: Die Hälfte des Quartetts lebt nicht mehr; irgendjemand scheint eine alte Rechnung begleichen zu wollen.

Die düstere Figur, die Fischer im ersten Film darstellte, kann Hübchen hinter sich lassen: Der Kommissar hat ein spätes Glück gefunden. Dass Corinna Kirchhoff bereit war, diese vergleichsweise winzige Rolle zu übernehmen, ist aller Ehren wert und eine kleine Reminiszenz in eigener Sache: In dem Demenzdrama „Ein Leben lang“ (2022, ARD) haben sie und Hübchen ein altes Ehepaar gespielt. Die Adaption eines weiteren Wagner-Romans ist bereits in Arbeit.

Das Licht in einem dunklen Haus. Montag, 20.15 Uhr, ZDF