Der Zauberkünstler Thomas Fröschle verfügt augenscheinlich über Superkräfte – und blickt im Theaterhaus in Stuttgart in die Zukunft.
Auch Zauberer haben klein angefangen. Als Kind steckte Topas die Nase in Superheldenhefte, staunte und wünschte sich, solche Taten selber zu vollbringen. Er hat geübt. Nun steht er auf der Bühne, ein Erwachsener, der seinen Kindheitstraum verwirklichte. „Secret Power“ – so der Titel der fünften Show des Stuttgarter Weltmeisters der Manipulation.
Topas kann’s besser
Eine Cartoonfigur, vom Wind errichtet, flattert auf der Bühne. Plötzlich gewinnt sie Substanz, schält sich der Künstler aus dem wehenden Stoff heraus. Am Samstagabend erleben die Zuschauer im zu mehr als die Hälfte belegten T1 im Theaterhaus, wie Topas mit Karten zaubert, die Namen von Musikern errät, wie Knoten unerklärlich wandern und Bänder länger werden. Der Magier, der eigentlich Thomas Fröschle heißt und 1972 in Stuttgart-Plieningen geboren wurde, führt das Publikum mit selbstbewusster Ironie durch den Abend. Zauberei ist auch Geschicklichkeit. Drum üben die Zuschauer mit Topas erst einmal das Spreizen der mittleren im Wechsel mit den äußeren Fingern. In der Pause noch wird man Menschen beobachten, die sich derart angestrengt beschäftigen. Allein: Topas kann’s besser.
Topas, der Weitblickende
Er zaubert Espresso herbei, er holt sich, mit Hilfe der Zuschauerin Peggy, auch das Croissant von irgendwo. Die Gläser, die er mit Limonade füllt, werden voller und voller. Topas tanzt Rumba mit seinem Staubsaugroboter. Er steigt in ein körpergroßes Cajon, klopft hier, klopft dort den Rhythmus – und schiebt sich plötzlich zur Seite, sodass sein Körper augenscheinlich zweigeteilt wird. Wiederum eine Zuschauerin darf das prüfen: die Zehen, die unten hervorschauen, sind noch ganz die seinen – er wackelt mit ihnen, er grinst. Topas braucht keinen monumentaler Überwältigungszauber, um sein Publikum zu erstaunen. Höher will er schließlich aber doch hinaus. Als er auf ein Laufband steigt, hebt er dann joggend ab, schwebt mit rudernden Armen, Beinen mitten in der Luft. Topas ist ein Zauberer von Format und beherrscht deshalb auch die große Kunst, künftige Ereignisse vorherzusehen. Drum erfahren die Besucher seiner Show, was alle schon immer wissen wollten: wann der Stuttgarter Bahnhof fertig wird. Ohne eine Sekunde zu zögern nennt Topas, der Weitblickende, die Jahreszahl: 2037. Er gestattet es sich außerdem, in einer träumerischen Minute, ein klein wenig politisch zu werden: „Lustigerweise“, sagt er, „wollten früher die Konservativen Dinge verhindern , und die Progressiven wollten welche machen, neue. Jetzt isch’s umgekehrt, beim Bahnhof: Da wollen die Progressiven verhindern, und die Konservativen wollen bauen. Wahrscheinlich liegt’s daran, dass die jüngere Generation einige Schäden zu tragen hat, die angerichtet wurden von denen, die vor ihr kamen.“ Topas, der Mann der geheimen Superkräfte, hat einen großen Wunsch, er spricht ihn aus: „Könnten wir Illusionisten das nur mit einem Streich wieder rückgängig machen!“