Luftbild vom verschneiten Hegauvulkan Hohentwiel mit Deutschlands größter Burgruine, der Festung Hohentwiel im Landkreis Konstanz, an einem kalten Wintermorgen am 24. November 2024 bei Sonnenaufgang. Foto: Imago/Imagebroker

Neben prächtigen Schlössern gibt es in Baden-Württemberg hunderte Burgen. Diese imposanten Festungswerke und Ruinen werden jetzt von Forschern der Universität Tübingen systematisch erforscht.

An der Universität Tübingen wird künftig zu Burgen geforscht. In Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart wird das Zentrum laut einer Mitteilung der Universität dann auch Grabungen durchführen. „Viele Burgen sind noch gänzlich unerforscht oder noch nicht im Gelände dokumentiert“, heißt es seitens der Hochschule.

 

Das neue Burgenforschungszentrum bündelt die bisherigen Arbeiten der Universität Tübingen, die vor allem am Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters von Natascha Mehler und in enger Kooperation mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften entstanden.

Burg Wertheim: Eine der größten Steinburgen Süddeutschlands thront in der historischen Altstadt Wertheims. Foto: Imago//Alexander Rochau
Die Burgfeste Dilsberg bei Heidelberg ist eine besondere Wehranlage. Zum einen bietet der imposante sechseckige Treppenturm einen herrlichen Blick über das Neckartal Foto: Imago/Panthermedia
Noch vor dem ersten Kreuzzug entstand die Burg Katzenstein in Dischingen. Foto: Imago

Burgen bis heute identitätsstiftend

„Burgen hatten nicht nur in der Vergangenheit eine wichtige Funktion. Sie wirken bis in die Gegenwart identitätsstiftend: als Bauwerke des Erinnerns, als Ausflugs- und Sehnsuchtsorte“, sagt die Rektorin der Universität Tübingen, Karla Pollmann.

Burgen seien nicht nur Verteidigungsbauten gewesen. „Sie waren weit sichtbare Zeichen des Adels und Symbol seiner territorialen und politischen Macht. Sie waren auch wirtschaftlich bedeutend oder dienten als Zollstationen.“ Die umgebende Landschaft müsse mit in die Forschung einbezogen werden, erklärt Natascha Mehler, die Leiterin des Burgenforschungszentrums.

Zwischen Bad Wimpfen und Mosbach liegt die Burg Hornberg. Urkundlich erwähnt wurde sie zum ersten Mal im 11. Jahrhundert. Bekannt ist sie jedoch als Burg des Götz von Berlichingen, der dort 45 Jahre lebte. Foto: Imago/Imagebroker
Durch ihre einzigartige Lage auf dem Felsen war die Festung Hohenneuffen nicht zu bezwingen. Im Laufe der Geschichte konnte sie nur durch freiwillige Übergabe erobert werden. Foto: Schwäbische Alb Tourismusverband e. V. Bad Urach
Die Hochburg Emmendingen hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Angefangen hat alles mit einer kleinen Burg im 11. Jahrhundert. Markgraf Georg Friedrich von Baden ließ sie dann im 17. Jahrhundert zu einem Renaissance-Schloss umbauen. Foto: hochburg-emmendingen.de

Baden-Württemberg ist reich an Burgen

Laut dem Burgenarchiv sorgte die unterschiedliche Topografie in Baden-Württemberg im Mittelalter für die Entstehung völlig verschiedener Bauarten, sodass die Region auch die seltensten Typen wie Höhlenburgen oder Felsturmburgen aufweist. Bis heute prägen weite Landschaften, verschlungene Flussläufe, tiefe Schluchten und viele Naturschutzgebiete wie der Schwarzwald oder die Schwäbische Alb das Bild.

Im Mittelalter war die Region in über 50 Grafschaften und Herrschaftsgebiete unterteilt, sodass sich ein bunter Teppich aus Niederadelsburgen bildete. Bis heute haben sich von den über 3000 Burgen mehr als 340 erhalten und lassen sich besichtigen. Im Tal der Donau befindet sich eine der größten Burgendichten Europas.