Wer Zähne zeigen will, hat Ansprüche: Die Dritten sollen so sein wie die Zweiten. Und tatsächlich bietet die Zahntechnik so einiges wie Implantate, Brücken oder Prothesen Foto: Fotolia

Mit interaktiver Grafik - Für Zahnersatz müssen Patienten bei der gesetzlichen Krankenkasse oft sehr tief in die Tasche greifen. Auch wenn ein Implantat den Zahn besser und länger schützt als zum Beispiel die Brücke, zahlt die Kasse nur diese günstige Variante.

Stuttgart/Berlin - Ein falscher Biss genügt – schon ist der Zahn entzwei. Ersatz muss her, denn mit Lücke kaut und lacht es sich schlecht. Doch wer Zähne zeigen will, hat Ansprüche: Die Dritten sollen so sein wie die Zweiten. Mindestens. Wenn nicht noch besser. Und tatsächlich bietet die moderne Zahntechnik so einiges: Implantate, festmontierte Prothesen, selbsthaftende Füllungen – da wackelt kaum noch was. Zumindest wenn man bereit ist, einiges an Geld zu investieren. „Lücken im Gebiss zu schließen ist kostspielig“, bestätigt Bettina Sauer von der Stiftung Warentest.

Die Verbrauchertester haben aktuell Behandlungsempfehlungen von Zahnärzten mit Hilfe von Gutachtern bewertet – und raten, sich vor dem Zahnarztbesuch genau zu informieren. Denn egal, welchen Zahnersatz die Patienten wählen, geben die gesetzlichen Kassen nur einen Festzuschuss. Dieser entspricht etwa 50 Prozent der Durchschnittskosten für die Regelversorgung, den Rest zahlt der Patient. „Die Regelversorgung umfasst in vielen Fällen Brücken aus günstigem Nichtedelmetall“, sagt Bettina Sauer. Diese werden im sichtbaren Bereich zahnfarben verblendet – aber nur nach vorn.

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Es gibt aber auch Brücken mit Rundumverblendung, sowie welche aus Edelmetall und Vollkeramik. Diese sind nach Einschätzung der Stiftung Warentest nicht sehr viel leistungsfähiger, dafür aber deutlich teurer. Der Nachteil der Brücke: Um sie zu befestigen, brauchen beide Nachbarzähne eine Krone. Dazu müssen diese angeschliffen werden, wovon viele Zahnärzte abraten, wenn die Nachbarzähne gesund sind.

Das klingt zwar einleuchtend. Dennoch rät die Stiftung Warentest dazu, die Brücke nicht gleich abzulehnen: „Sie kann nach wie vor eine günstige und dennoch qualitativ gute Alternative sein.“

Implantate liegen im Trend, haben aber auch Nachteile

Denn teurer geht immer: Implantate etwa, also Zähne, die mit dem Kieferknochen verschraubt werden, liegen bei Zahnärzten im Trend. Allein im Jahr 2012 verkauften die Hersteller nach eigenen Angaben mehr als eine Million Stück, mehr als doppelt so viel wie zehn Jahre zuvor. Zahnärzte wie etwa der Stuttgarter Gerd Hase von der baden-württembergischen Landeszahnärztekammer geben zu, dass sie Patienten mit Lücke, sonst aber gesunden Zähnen, lieber zum Implantat raten – und das sollte bestenfalls aus metallfreiem Zirkonium sein. „Das ist zwar teuer, aber löst keine allergischen Reaktionen hervor“, sagt Hase.

Auch die Zahnärzte im Test der Stiftung Warentest empfahlen fast immer die künstlichen Zahnwurzeln. Wer aber Implantate will, braucht starke Kieferknochen. Ist er zu schwach, muss er aufgebaut werden. Meist wird eigener Knochen etwa aus dem Unterkiefer verwendet. Oder er wird mit aufbereitetem, rein mineralischem Tierknochen vermischt.

Hinzu kommt, dass Implantate nur eingesetzt werden, wenn keine Entzündung im Mundraum besteht – etwa bei Parodontitis. „Es besteht das Risiko, dass das Implantat nicht einheilt“, warnen Experten wie Heiner Weber, Präsident der Deutschen Gesellschaft für zahnärztliche Implantologie. Wer Diabetes hat, ist besonders parodontitisgefährdet. Hohe Zuckerwerte fördern die Entzündungen. Aber auch bei Rauchern heilen die Kunstzähne schlecht ein.

Verbraucherschützer raten, eine Zweitmeinung einzuholen

Solche möglichen Komplikationen könnten zusätzliche Kosten bedeuten. Daher raten die Warentester, beim Zahnarzt kritisch nachzufragen, ob die Angaben schon den Gesamtkosten für das Implantat entsprechen oder ob manche Behandlungsschritte – wie etwa der Knochenaufbau – noch gar nicht einkalkuliert seien. „Im Zweifel sollte man mitsamt den Unterlagen – also Röntgenaufnahmen und dem Heil- und Kostenplan – einen zweiten Zahnarzt aufsuchen“, sagt Sauer.

Zweitmeinungen sind für Kassenpatienten kostenlos. Auch die unabhängige Patientenberatung (UPD) bietet Beratungen an. Wer eine Wahl getroffen hat, sollte den Heil- und Kostenplan bei der Krankenkasse einreichen – möglichst mit Bonusheft. Denn das gibt einen erhöhten Festzuschuss. „Die Behandlung sollte erst erfolgen, wenn der bewilligte Antrag zurückgeschickt ist“, sagt Sauer. Die Zusage gilt ein halbes Jahr.

Doch egal für welchen Zahnersatz man sich entscheidet, muss wissen, dass künftig eine besonders sorgfältige Mundhygiene wichtig ist: Der Bereich, wo die Krone oder die Brücke angebracht ist, muss gründlich mit Zahnbürste, Zwischenraumbürste und Zahnseide gereinigt werden. Denn kein Zahnersatz hält ewig, warnt der Stuttgarter Zahnarzt Hase. „10 bis 15 Jahre sind bei guter Pflege möglich.“ Manchmal auch etwas länger. Dann aber kann die Suche nach einem Lückenbüßer von Neuem beginnen.