Nicht alle Einzelhändler waren von den Problemen betroffen, denn viele Karten-Terminals funktionieren weiterhin.. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Seit über einer Woche behindert ein Softwarefehler Kartenzahlungen in vielen Geschäften. Wie lassen sich solche Probleme für die Zukunft vermeiden?

Bei der Buchhandelskette Hugendubel galt auch am Donnerstag noch die Devise: besser Bargeld mitbringen. Einige der Bezahlkarten-Terminals, die auch bei anderen Einzelhändlern bereits seit dem 24. Mai Probleme machen, hatte Hugendubel nach Angaben einer Sprecherin zwar schon ausgetauscht. Aber ganz normal an jeder Kasse mit der Karte zu zahlen war noch nicht möglich.

Wenigstens schien Abhilfe in Sicht: Der Hersteller des gestörten Terminal-Typs H5000, Verifone, habe ein Softwareupdate zur Verfügung gestellt, teilte der Zahlungsnetzbetreiber Payone am Mittwoch mit. Indirekt räumte das Unternehmen allerdings ein, dass die Störung nicht bei allen betroffenen Geschäften und Tankstellen gleichzeitig behoben werden könne: „Payone wird nun sukzessive (. . .) die Technikereinsätze vor Ort koordinieren.“

Softwareupdate hilft möglicherweise nur vorübergehend

Der konkurrierende Netzwerkbetreiber Concardis riet unterdessen zu einem Austausch der betroffenen Geräte. Das Softwarepaket betrachte man aufgrund eines verbleibenden Fehlerrisikos nur als vorübergehende Lösung.

Offenbar hatte schon ein früherer Reparaturversuch die Probleme nicht vollständig beseitigt. So konnten etwa die Drogeriemarktkette dm oder der Discounter Netto schon nach kurzer Unterbrechung Girocards (EC-Karten) wieder annehmen, nicht aber Kreditkarten. Und: Die Girocard-Zahlungen waren nur mit Unterschrift des Kunden möglich – ein Verfahren, das vor der Panne nur noch selten angewandt wurde.

Hersteller weist Spekulationen über Sicherheitsrisiken zurück

Der Terminal-Hersteller Verifone bemühte sich, Spekulationen über einen Hackerangriff zu zerstreuen: „Wir möchten betonen, dass das Problem nicht mit dem Ablauf eines Zertifikats oder einer Sicherheitslücke zusammenhängt“, hieß es auf der Website der Deutschland-Tochter des US-Konzerns, die im hessischen Bad Hersfeld sitzt. Es handele sich um „eine Software-Fehlfunktion“.

Auf die Frage, warum diese so schwer zu beheben sei, meldete sich schließlich eine englischsprachige Pressesprecherin: Die Systeme der Partnerunternehmen seien sehr verschieden, schrieb sie per Mail.

Eine gewisse Komplexität bescheinigt dem deutschen Kartenbezahlwesen auch Fredrik Neumann, der beim Zahlungsdienstleister Worldpay von FIS Payment Solutions zuständige Manager für Deutschland und Skandinavien. Das liege unter anderem daran, dass zwischen Terminal-Herstellern und Händlern auch noch die Netzwerkbetreiber stünden.

Die betroffenen Geräte sind in die Jahre gekommen

Hinzu kommt, dass das betroffene Terminal H5000 nicht mehr taufrisch ist. Den Verkauf dieses Typs hat Verifone Ende 2019 eingestellt und betont: „Alle anderen verfügbaren und zukünftigen Verifone-Terminalprodukte sind nicht betroffen.“

H5000-Terminals genügen auch nicht mehr den Standards, die neu eingeführte Geräte seit Anfang dieses Jahres erfüllen müssen. Doch zur Aktualisierung beziehungsweise zum Austausch älterer Geräte ist der Handel erst Ende 2024 verpflichtet – diese Übergangsfrist wurde vom Dachverband Deutsche Kreditwirtschaft (DK) festgelegt, der die technischen Standards für Girocard-Zahlungen festlegt. Die lange Übergangsphase stehe „in keinem Zusammenhang mit dem aktuellen Problem“, versichert die DK.

Experte empfiehlt Vorhalten mehrerer Alternativen

Aus Sicht des Zahlungsverkehrsexperten Neumann ist der Knackpunkt ein anderer: „Im Einzelhandel sollten mehrere digitale Bezahlkanäle zur Verfügung stehen.“ In Neumanns Heimatland Schweden ist es etwa Standard, dass man per Smartphone-App zahlen kann. In Deutschland sind längst noch nicht alle Ladenkassen dafür ausgestattet. Eine andere Möglichkeit sind Apps, mit deren Hilfe Kunden ihre Waren einscannen und im nächsten Schritt sofort auf dem Handy bezahlen können. Eine solche Scan-&-Go-App gibt es beispielsweise bei Netto, sie kann allerdings nicht in allen Filialen eingesetzt werden.

Eigene Bezahl-Apps haben auch andere Ketten entwickelt, etwa Lidl. Für kleinere Geschäfte ist das zu aufwendig – sie können aber auf Lösungen von Zahlungsdienstleistern wie Paypal oder Klarna zurückgreifen, die ganz ohne Kartenlesegerät funktionieren. Einige Einzelhändler und Tankstellen machen das schon. Natürlich fallen auch hierfür Kosten an, aber: „Dann kann man, wenn das Karten-Terminal einmal nicht funktioniert, zumindest eine Alternative anbieten“, argumentiert Neumann.

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