Zwei Drittel der Fälle, in denen Patienten in 2017 einen Behandlungsfehler vermuteten, betrafen Kliniken. Foto: dpa

Etwas weniger Beschwerden wegen Behandlungsfehlern – aber das ist durchaus kein Grund zur Entwarnung.

Berlin - Die Statistiken des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen werfen einen schwachen Lichtstrahl auf ein schlecht ausgeleuchtetes Areal des Gesundheitswesens: Behandlungsfehler. Wenn die Kassen bundesweit nun etwas weniger Fehler in Kliniken und Praxen festgestellt haben, ist das nur auf den ersten Blick beruhigend, denn die Dunkelziffer ist hoch. Und nicht selten lassen betroffene Patienten die Dinge auf sich beruhen, weil sie gar nicht erst glauben, dass sich ihre vielleicht berechtigten Schadensersatzansprüche gerichtlich durchsetzen lassen.

Schlimmste Fehler wären leicht vermeidbar

Zwei Einsichten sollten die aktuellen Zahlen einordnen helfen: In Deutschland gibt es jährlich 20 Millionen Behandlungen in Kliniken und eine Milliarde Arztkontakte in Praxen. Behandlungsfehler geschehen, aber sie geschehen in einer Größenordnung, die im Promillebereich liegt. Andererseits wäre jeder Fehler vermeidbar, und dass sich Jahr für Jahr besonders folgenschwere, aber auch leicht vermeidbare Fehler wie das Vergessen von OP-Gegenständen im Körper von Operierten oder das Verwechseln Patienten oder Medikamente ereignen, ist schlimm.

Mehr Personal, mehr Aufmerksamkeit, mehr Transparenz

Auch wenn Ärzte nur Menschen und mithin fehlbar sind, darf man diese Ereignisse nicht als unvermeidbar akzeptieren. Die Fehlerzahl ist reduzierbar: durch mehr Pflegepersonal, durch noch mehr präventive Aufmerksamkeit in den Kliniken, vor allem durch mehr Transparenz. Ein Weg dorthin wäre eine anonymisierte Meldepflicht an ein zentral geführtes Register. Heute landen Nachrichten über Behandlungsfehler an unterschiedlichen Stellen an: bei Kassen, Ärztekammern und Gerichten. So ist keine Übersicht möglich. Vor allem sollten Patienten wissen: Sie sind nicht allein – ihr erster Ansprechpartner sind die Kassen.

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