Eine von mehr als 22.000 Aufnahmen, die Robin Seifert für sein Zeitraffer-Video „Stuttgart bewegt“ gemacht hat. Foto: Robin Seifert

Mehr als 22.000 Bilder waren nötig, um Stuttgart in 180 Sekunden zu zeigen. Dabei hat Video-Macher Robin Seifert die Stadt nicht nur von ganz neuen Seiten kennengelernt, sondern auch eine Auszeichnung erhalten.

Stuttgart - Mehr als 200 Stunden Arbeit und 22.100 Bilder für 180 Sekunden Video: Robin Seifert hat viel Energie in seine Zeitraffer-Reise durch Stuttgart gesteckt. Es hat sich gelohnt: Mit „Stuttgart bewegt“ hat der 23-Jährige beim Filmwettbewerb „180° Stuttgart“ den 3. Platz erreicht. Im Rahmen der Filmschau Baden-Württemberg nahm Seifert die mit 250 Euro dotierte Auszeichnung am Sonntag entgegen. „Der Rhythmus und Puls der Großstadt Stuttgarts wird gleichsam in bewegtes Bild gebannt und lässt einen faszinierenden Blick auf die Landeshauptstadt Baden-Württembergs entstehen“, begründete die Jury von Filmbüro und Stadtmuseum ihre Entscheidung.

Der junge Preisträger studiert Angewandte Medien an der Akademie der Media im dritten Semester in Stuttgart. „Eigentlich kannte ich die Stadt nur ein bisschen“, sagt Robin Seifert, der aus Aalen stammt und von dort aus zur Hochschule pendelt. Durch sein Videoprojekt wollte er die Landeshauptstadt entdecken. Die passenden Drehorte fand er über Google Maps: „Wenn man sich dort Orte anschaut, werden unten in einer Leiste ja immer entsprechende Bilder angezeigt. So habe ich zum Beispiel den Killesbergturm und die Grabkapelle auf dem Württemberg gefunden“, erzählt er. „Es hat mich überrascht, dass es solche Aussichtspunkte hier gibt.“

Erste Aufnahmen im Fluxus

Am 1. April dieses Jahres entstanden die ersten Aufnahmen im Fluxus. Für manche der Einstellungen benötigte der junge Mann nur 30 Minuten, für andere – wie etwa den Sonnenauf- und Untergang – waren es vier Stunden. „An manchen meiner vorlesungsfreien Tage bin ich morgens um 4 Uhr aufgebrochen und war erst abends um zehn wieder zu Hause“, erinnert er sich.

Doch als er die Fotos im Kasten hatte, war die Arbeit noch lange nicht beendet. „Die passenden Aufnahmen auszuwählen und die Musik zu synchronisieren ist richtig aufwendig. Es dauert Wochen, bis das Video perfekt ist“, sagt der Student. Und so ganz zufrieden sei er immer noch nicht, verrät er: Von den Bildern des Neuen Schlosses etwa sei eines verwackelt. Einen festen Plan, was die Reihenfolge angeht, hatte er nicht. „Klar war, dass es mit dem Sonnenaufgang beginnt und mit Sonnenuntergang endet. Zwischendrin hat sich letztlich alles wie zu einem Puzzle zusammengefügt“, erzählt Seifert.

Unsichtbares sichtbar machen

Vor zwei Jahren hat der 23-Jährige seine Kamera gekauft: „Eigentlich wollte ich immer filmen.“ Dann jedoch entdeckte der junge Mann die Zeitraffer-Videos für sich, „eine Mischung aus Fotos und Film“. Daraus wurde sein liebstes Hobby. Es fasziniere ihn, mit dieser Technik das Unsichtbare sichtbar zu machen. „Nehmen Sie zum Beispiel die Sonne. Normalerweise sieht man nicht, wie sie sich bewegt. Aber durch den Zeitraffer wird das plötzlich sichtbar“, erklärt Seifert. Weil die Bewegung so eine große Rolle für ihn spielt, heißt der Titel seines Videos auch „Stuttgart bewegt“. Damit meint er allerdings nicht nur die Bewegung in Raum und Zeit, sondern spielt auch auf die emotionale Bindung zur Stadt an. „Man kann Stuttgart lieben oder hassen, aber so oder so bewegt einen die Stadt“, sagt er.

Seifert selbst habe im Zuge seiner Fotoaufnahmen eine positive Beziehung zu Stuttgart aufgebaut. „Ich kenne mich mittlerweile ganz gut aus und ich habe so viele tolle Leute kennengelernt.“ Einheimische und Touristen hätten ihn während seiner Arbeit angesprochen und gefragt, was er da tue. Mit manchen Passanten entwickelten sich Gespräche über Fotografie, andere gaben ihm Tipps für weitere Fotomotive. „Das hat mich so gefreut“, sagt der Student. Möglicherweise wird er ein weiteres Mal auf Zeitraffer-Reise gehen: „Es gibt hier bestimmt noch viele Orte, die ich nicht kenne.“

Das nächste Projekt führt den 23-Jährigen aber wohl zunächst in die Einsamkeit der Dolomiten. „Ich träume davon, nachts allein in den Bergen den Sternenhimmel aufzunehmen und daraus ein Zeitraffer-Video zu machen“, verrät Seifert.