Youtuber Florian Mundt Foto: dpa-Zentralbild

Der 27-Jährige Florian Mundt nimmt kein Blatt vor den Mund. Mit seinem Kanal auf der Internetplattform Youtube hat sich LeFloid zu einem der erfolgreichsten Videoblogger Deutschlands etabliert.

Stuttgart/Berlin - Sein Gruß: „Aloha werte Ladys und Gentlenerds“ – so heißt LeFloid allwöchentlich seine Anhänger auf dem gleichnamigen YouTube-Kanal willkommen. Mit diesem ist der 27-Jährige im Moment sehr erfolgreich in Deutschland – mehr als 2,6 Millionen Abonnenten auf der Videoplattform sprechen für sich. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist auf den Internetstar aufmerksam geworden, der vor allem die Zielgruppe der 16- bis 24-Jährigen begeistert.

LeFloid, der mit bürgerlichem Namen Florian Mundt heißt, wird im Rahmen des Bürgerdialogs „Gut leben in Deutschland“ mit der Kanzlerin diskutieren, was junge Menschen in Deutschland beschäftigt. Er kündigte sein Interview an diesem Freitag mit Merkel mit den Worten an: „Am Freitag hab’ ich einen Termin mit einer jungen Frau – nämlich Angela Merkel. Mit der werd’ ich dann mal ein bisschen schnacken.“ Merkel auf YouTube – ausgerechnet Merkel. Bei einer Pressekonferenz 2013 hatte sie das Internet noch als „Neuland“ bezeichnet. Sehr zur Freude der Internetgemeinde. Zu diesem Zeitpunkt war US-Präsident Obama in Berlin zu Besuch, der bekanntlich den sicheren Umgang mit Twitter, Facebook und Co. beherrscht. Nun möchte sich die Kanzlerin der Entdeckungstour im Netz anschließen und stellt sich 30 Minuten lang dem You-Tuber im Interview. „LeFloid schafft es wie kaum ein anderer deutscher YouTuber, mit seinem jungen Publikum auch über politische Sachverhalte zu diskutieren“, sagte ein Regierungssprecher zu den Gründen, warum ausgerechnet er das Interview führen soll. Er zähle zu den bekanntesten Vertretern einer jungen Generation, die ihre Informationen zunehmend im Netz suchten.

LeFloid findet in seinen Beiträgen deutliche Worte für Politiker und lockt seine Zuschauer mit provakanten Aussagen aus der Reserve. Der intensive Dialog mit seinen Followern, den Internetnutzern, die regelmäßig seine Beiträge anschauen, kommentieren und im Netz verbreiten, zeichnet ihn ebenfalls aus. Daher ruft er auch dazu auf, potenzielle Fragen an die Kanzlerin unter dem Motto „Netz fragt Merkel“ an ihn zu senden. Twitter-Nutzer Chamelion möchte von der Kanzlerin wissen: „Sind Sie sich sicher, dass das Internet immer noch ‚Neuland‘ ist?“ In den Foren von Twitter, Facebook und YouTube finden sich Anregungen, wie man mit der aktuellen Flüchtlingssituation umgeht oder wann endlich die volle Gleichberechtigung für Schwule und Lesben erreicht wird. Ein Nutzer möchte wissen: „Wie oft und bei welchen Themen sind Sie als Kanzlerin ratlos und haben keine Ahnung was zu tun ist?“

Die Videos von LeFloid erscheinen zweimal in der Woche und erreichen bis zu eine Million Klicks. In den Beiträgen erklärt und kommentiert der Berliner Student aktuelle politische Ereignisse, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Die Videos sendet er aus seinem Jugendzimmer – Comics im Regal, menschengroße Star-Wars-Figuren an der Wand. „Erwachsen bin ich von 6 bis 18 Uhr – danach nicht mehr“, sagt LeFloid im Interview mit Clixoom, einem YouTube-Kanal für Wissenschaft und Forschung.

Vor fünf Jahren erschien der gebürtige Berliner das erste Mal auf der Bildfläche von YouTube. Damals, so LeFloid selbst, hat die Videoplattform ihn „aus einem Loch gezogen“ – nach einem Unfall und dem Verlust des Gefühls in seiner rechten Hand. Mit insgesamt drei Kanälen hat sich Florian Mundt zu einem der erfolgreichsten Videoblogger Deutschlands entwickelt. Er ist überzeugt, Jugendliche interessieren sich auch für Politik – eben anders.

Neben dem Internet widmet sich Florian Mundt noch einem ganz anderen Thema. Er studiert Psychologie und Rehabilitationspädagogik und engagiert sich sozial für Kinder und Jugendliche. Hier konzentriert er sich vermehrt auf Schüler, die an Depressionen leiden oder bei denen Suizidgefahr besteht.

Im vergangen Jahr gewann er für seinen YouTube-Kanal den Publikumspreis der Grimme Online Awards. Er beschreibt sich selbst als „YouTuber aus Leidenschaft mit dem Hang zur eigenen Meinung und Spaß am Provozieren“. Jetzt also die Kanzlerin. Nach Angaben des Regierungssprechers betritt sie mit diesem Interview Neuland.