Yoga in besonderem Ambiente der Garage 229 im Osten. Foto: Sonja Tetzlaf

Zuletzt hatte Susi Esposito eine Benefiz-Yoga-Veranstaltung mit 500 Teilnehmern auf die Beine gestellt. Jetzt will die Stuttgarter Yoga-Lehrerin mehr. Sie denkt an einen Verein, der in Kinderheimen oder andere sozialen Einrichtungen Yoga anbietet.

Stuttgart - Preisfrage: Wie nennen Yogis bürgerschaftliches Engagement? Karma Yoga. Was sich dahinter verbirgt, erklärt Yoga-Lehrer Ken Kinoya: „Die Idee dahinter ist der Gedanke, dass ein selbstloses Dienen den Menschen reinigt. Wohltätigkeit ist die Bereitschaft, gut von anderen zu denken und ihnen Gutes zu tun.“ Ganz gleich, wie man die Sache dreht und wendet. Egal, wie man sie nennt: Ehrenamt, bürgerschaftliches Engagement oder Karma Yoga, der Kern ist derselbe. Und genau dieser Nukleus ist in der dynamisch-digitalisierten Gesellschaft und sinnentleerten Arbeitswelt beliebter denn je: Gutes tun, liegt im Trend.

Allerdings haben sich das Wirken und der Dienst am Nächsten verändert, wie Reinhold Halder von der städtischen Freiwilligen-Agentur erklärt: „Ehrenamt ist heute viel mehr. Darunter verstehe ich auch die vielen Mensch-zu-Mensch-Aktionen. Seit knapp zehn Jahren sehen wir einen Prozess, wo sich ganz kurzfristige Aktionen, die stark von den sozialen Medien getragen werden, etablieren. Das Motto lautet dabei: Tue heute um die Uhrzeit Gutes, morgen ist ein anderer Tag.“

500 Teilnehmer bei Benefiz-Veranstaltung

In diesem Sinne denken und handeln auch Ken Kinoya und seine Mitstreiterin Susi Esposito. Die beiden Yogalehrer initiierten zuletzt in der Garage 229, einer ehemaligen Autolackiererei in der Haußmannstraße, ein Yoga-Festival unter dem Namen „Wild Soul Yoga Jam“. Fast 500 Teilnehmer kamen, übten Yoga, ließen zudem sich von einem Masseur und einem Soundhealer etwas Gutes tun oder besuchten das abschließende Mantrakonzert. „Wir haben keinen festen Eintritt verlangt, sondern jeder hat selbst entschieden wie viel ihm unser Event und die gute Sache wert ist.“ Auf diese Art kamen 2200 Euro zusammen, die von den Karma-Yogis an die sozialmedizinische Nachsorge im Olgahospital gespendet wurden.

Natürlich bekommen das Olgäle oder Einrichtungen, wie etwa das Kinder- und Jugendhospiz, teilweise viel höhere Beträge. Aber gerade Esposito und Kinyoa zeigen, dass es bei Herzenssachen nicht um Quantität, sondern um Qualität geht. Kurzum: es geht um das Gefühl der Spender. Ganz gleich, ob man wie Esposito und Kinyoa seine Fähigkeiten und Talente spendet oder selbiges als Empfänger mit Euro aufwiegt. „Das soziale Miteinander ist uns ganz wichtig, das wollen wir in den Vordergrund bringen. Aber wir wollen Yoga auch den Menschen schenken, denen es sehr gut tun würde. Leider sind das ganz oft soziale Menschen, die es sich nicht leisten können“, sagt Susi Esposito.

Aus Initiative soll Verein werden

Aus diesem Ansatz könnte bald ein echtes Projekt entstehen. Sie könnte sich vorstellen, dass aus der aus „Wild Soul Yoga Jam“ ein eingetragener Verein mit anderem Namen wird, der in Kinderheimen oder andere sozialen Einrichtungen Yoga anbietet. „Es gibt so viele Möglichkeiten, mit Yoga Gutes zu tun und Verbindungen zwischen Menschen zu schaffen“, sagt Esposito. Andreas Erhardt, Inhaber der Garage 229 im Osten, hat sich davon anstecken lassen. Er stellte die Location zuletzt für die Benefiz-Veranstaltung kostenlos zur Verfügung, hat aber schon seine Bereitschaft für das kommende Jahr signalisiert: „Mir ist es wichtig, sich mit der Garage sozial zu engagieren und ernsthafte Projekte die mit Herzblut bei der Sache sind zu unterstützen.“

Andreas Erhardt ist nun wohl auch ein so genannter Karma-Yogi.