Im West-Quartier kann man auch zur Ruhe kommen – aber nicht nur. Foto: Natalie Kanter

Zwei Frauen bieten am Bismarckplatz einen Ort für Seminare, für Kurse und zum Übernachten an. Die Frauen, die sich in Franken als Jugendliche kennengelernt haben und in Stuttgart gestrandet sind, haben viel Geld und viel Zeit in die rund 140 Quadratmeter gesteckt.

S-West - Samstagmittag in einem ehemaligen Antiquitätenladen am Bismarckplatz: Yogamatten werden auf frisch verlegtem Holzboden ausgerollt, Kerzen brennen, Frauen versuchen unter fachkundiger Anleitung den herabschauenden Hund zu halten: den Kopf Richtung Boden, die Arme durchgedrückt, den Hintern Richtung Himmel. Die Fersen bleiben dabei möglichst nah am Boden.

Während die Musklen brennen, soll sich der Geist entspannen

Dem Hund folgt das Brett, die Kobra und andere kraftraubende Haltungen. Während die Muskeln brennen, soll sich der Geist entspannen. Es wird deutlich: An diesem Ort, den Alexandra Stroessner und Anja Kittler unter Mithilfe ihrer Freunde eigenhändig saniert haben, lässt sich auch prima zur Ruhe kommen. „Wir sind aber kein Yogastudio“, erklärt Anja Kittler.

Die Freundinnen wollen vielmehr Menschen eine Anlaufstelle bieten, die Räume für ein Projekt, für ein Seminar, für einen Kurs, für Kunst oder auch zum Übernachten suchen. „Raum ist das, was uns immer mehr fehlt“, sagt die 36-Jährige.

„Wir haben uns in das Objekt verliebt“

Interessenten gibt es bereits, beispielsweise einen Architekten, der an der Elisabethenstraße 26, fortan Seminare für Baurecht halten will. Es wird einen Tanz-Tee und auch Yoga geben. „Wir können uns auch vorstellen, dass hier Hebammen Rückbildungskurse anbieten“, sagt Alexandra Stroessner. Die Frauen, die sich in Franken als Jugendliche kennengelernt haben und in Stuttgart gestrandet sind, haben viel Geld und viel Zeit in die rund 140 Quadratmeter gesteckt. „Wir haben uns in das Objekt verliebt“, erklärt Anja Kittler die Investitionslaune.

Mit Feierlaune haben sie am Freitagabend ihr West-Quartier mit 150 Leuten und DJ eröffnet. Das ganze Wochenende machten sie mit Workshops auf ihren Freiraum am Bismarckplatz aufmerksam. Ein festes Programm soll es von Januar an geben. Es wird im Internet veröffentlicht.