Elke Hahn mischt sich mit ihrer Häkel-Kunst in aktuelle politische und gesellschaftliche Debatten ein. Foto: privat

Elke Hahn aus Echterdingen ist Hobby-Künstlerin und Häkel-Aktivistin. Nun ruft sie dazu auf, mit Nadel und Faden Friedenszeichen zu schaffen. Diese werden bei der ersten internationalen Woolinale in Deutschland präsentiert, die sie mitorganisiert.

Yarnbombing sei ihre „ganz spezielle Mission“, sagt Elke Hahn über sich selbst. Gemeint ist damit der Trend, den öffentlichen Raum mit bunten Maschen umzugestalten und zu verschönern. Es ist eine Form der Street Art, die auch „Guerilla Knitting“ genannt wird. Doch Elke Hahn geht es nicht nur um Kunst, die Echterdingerin ist auch eine Häkel-Aktivistin, die mit einem „angestaubten Hobby“, wie sie selbst mit einem Augenzwinkern sagt, immer wieder zeitgenössische Themen aufgreift. So auch in dieser Zeit, die vom Krieg in Europa und anderen Krisen gezeichnet ist.

Eine Aktion im Zeichen des Friedens

Im Februar dieses Jahres, kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, häkelte sie eine ukrainische Bäuerin und einen russischen Soldaten, aus dessen Gewehr eine rote Blume sprießt. Das Pärchen platzierte sie vor der russischen Botschaft in Feuerbach – verbunden mit ihrer eindringlichen Bitte: „Wir sehnen uns alle nach Frieden. Die Soldaten sollen die Waffen niederlegen und sich dem Volk zuwenden.“

Nun ruft Elke Hahn alle, die häkeln oder stricken können, dazu auf, Peace-Zeichen mit Wolle und Nadeln herzustellen. Diese werden vom 31. März bis 2. April 2023, beim ersten internationalen Yarnbombing-Festival, nämlich der Woolinale in Köln, zu einer möglichst großen Wand zusammengestellt. Dieses Projekt ist für Elke Hahn eine echte Herzensangelegenheit. Wenn sie darüber redet, sprudeln die Worte nur so aus ihr heraus. „Krieg ist so sinnlos und bringt so viel Leid über die Menschen. Wenn man dem ein Statement entgegensetzen kann, dann muss man es auch tun“, sagt sie.

Es sei ein internationales Mitmachprojekt, dass die Woolinale begleiten soll. Hahn rechnet mit mehr als 1000 gehäkelten oder gestrickten Peace-Zeichen aus aller Welt. Die Resonanz auf das Projekt sei bereits jetzt groß, obwohl es sich noch ganz am Anfang befinde. Am Ende der Messe in Köln im Frühjahr werden die Friedenssymbole gegen eine Spende an Besucher und Passanten hergegeben. Der Erlös kommt in vollem Umfang der Internationalen Flüchtlingshilfe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zugute.

Sie ist Mitbegründerin der ersten Woolinale in Deutschland

Elke Hahn selbst ist eine der Mitbegründerinnen der Woolinale, zusammen mit Heike Unger und David Wasser organisiert sie das Event. Die gleichnamige Internetseite gibt es bereits. „Ich war schon auf einigen Yarnbombing-Festivals weltweit. Und von Anfang an war für mich klar, dass ich so etwas auch nach Deutschland holen möchte“, sagt Elke Hahn. Zugute komme ihr dabei, dass sie früher auf der Messe als Projektassistentin gearbeitet habe und daher viel Erfahrung im Organisieren von Großereignissen habe. „Das ist wie Fahrradfahren, so etwas verlernt man nicht“, sagt die Echterdingerin und lacht. Ihr Ziel ist es, Häkel-Künstlerinnen und -Künstler von allen Kontinenten nach Köln zu bringen. Sie habe bereit viele Zusagen und sei mit einigen weiteren in Kontakt – bis hin nach Südafrika und Japan.

Elke Hahn hat das Häkeln einst in der Schule gelernt. Zu ihrem Nummer-eins-Hobby, wie sie es nennt, wurde die Handarbeit während sie als junge Frau in Italien lebte. Dort lernte sie nicht nur Land und Leute kennen und lieben, sondern eben auch die Wolle.

Zurück in Deutschland häkelte und strickte sie zunächst vor allem für ihre Familie. Bis sie im Internet auf das Thema Yarnbombing stieß und diese Art der Kunst für sich entdeckte. Inzwischen ist sie international tätig. Im vergangenen Jahr stellte sie unter anderem in der Schweiz, in Italien und in Mexiko aus. 2017 erhäkelte sich die Echterdingerin einen Weltrekord. Mit Nadel und Garn schuf sie 111 Pfostenmützen, welche zur Kreativ-Messe im Herbst 2017 die Messe-Piazza schmückten. Es waren bekannte Gesichter: Figuren aus der Sesamstraße, Minions, Schlümpfe oder die Blues Brothers.

Viele Ausstellungen weltweit

Wer will, kann Elke Hahn unter dem Stichwort „Gassenmaschen“ in den sozialen Netzwerken Instagram und Facebook folgen. Derzeit kann man einige ihrer Figuren aber auch in echt bewundern, und zwar in der Stadtbibliothek in Bernhausen. Dort wird momentan ihre Häkel-Ausstellung „Die Maschen der Autor*innen“ präsentiert. Zu sehen sind 20 gehäkelte Püppchen. Wer die Autoren kennt, erkennt sie wieder, denn Elke Hahn arbeitet mit viel Liebe zum Detail. Die Ausstellung war bereits in Vaihingen, Stammheim und Leinfelden-Echterdingen zu sehen. Im Frühjahr wird sie weiter wandern. „Ich habe Anfragen von Bibliotheken aus ganz Deutschland, sogar aus Husum im hohen Norden“, sagt Elke Hahn. Sie freue sich darüber, dass auch dieses kleine Projekt bei den Menschen so gut ankomme und ihnen so viel Freude bereite.

Häkeln und Stricken für den Frieden

Termin
Wer möchte, kann am Samstag, 22. Oktober, in der Stadtbibliothek an der Volmarstraße 16 in Filderstadt-Bernhausen sein ganz persönliches Friedenszeichen häkeln. Elke Hahn ist von 10 bis 14 Uhr vor Ort. Wolle und Häkelnadeln sowie die Häkelanleitung werden gestellt.

Internet
Weiter Informationen über Elke Hahn, die Woolinale in Köln und das Peace-Projekt stehen im Internet unter www.woolinale.de. atz