Im Kreuzfeuer der Kritik: das Kronprinzenpaar von Norwegen Prinz Haakon (links) und seine Frau Prinzessin Mette-Marit Foto: dpa

Kronprinz Haakon und seine Frau Mette-Marit tourten im Sommer auf einer Luxusyacht durchs Mittelmeer. Bei der norwegischen Bevölkerung stößt das Verhalten der Royals nun auf großes Unverständnis.

Stockholm - In guten Zeiten wäre die Luxusyachttour von Kronprinz Haakon und seiner Mette-Marit wohl kaum in Norwegen aufgefallen. Doch das dank seiner Ölvorkommen reichste Land Europas erlebt derzeit seinen ersten richtigen Wirtschaftseinbruch seit der Entdeckung der Rohstoffe Ende der 60er Jahre. Grund sind die rapide fallenden Ölpreise. Die Ölwirtschaft muss Personal entlassen, die Zentralbank senkte die Leitzinsen gerade erneut um 0,25 auf 0,75 Prozent. Da müsse auch die Königsfamilie den Gürtel enger schnallen, finden die Untertanen.

Die Reise von Haakon (42) und Mette-Marit (42) auf einer Luxusyacht durch das Mittelmeer Ende August stößt nun auf ungewöhnlich großes und vielschichtiges Unverständnis. Die Nutzung der prächtigen Yacht „Mia Elise“ soll unbestätigten Angaben der Zeitung „Aftenposten“ zufolge zwei Millionen Kronen (209 400 Euro) pro Woche kosten. Wer den Spaß bezahlt hat, will die Königsfamilie nicht verraten. „Kein Kommentar“, hieß es zunächst vom Hofe.

Dann ging Haakon selbst vor die Fernsehkameras und bat wieder einmal darum, die Privatsphäre der von Steuerzahlern finanzierten Königsfamilie zu respektieren. „Ein Freund lud uns zu der dreitägigen Bootstour ein. Er schuldet uns nichts, und wir schulden ihm nichts“, so der Kronprinz, sichtlich verärgert über den Tumult um den sommerlichen Abstecher. Wer dieser Freund sei, wolle er nicht verraten, es sei Privatsache.

Die Norweger haben ein paradoxes Verhältnis zur Königsfamilie

Diese Einstellung halten viele Untertanen für eine Unverschämtheit. Wer dem Kronprinzenpaar indirekt bis zu zwei Millionen Kronen schenke, sei keine Privatsache, so Kritiker. Inzwischen hat der norwegische Presseverbund das Justizministerium darum gebeten zu untersuchen, inwieweit die Ausgaben der Königsfamilie dem Öffentlichkeitsprinzip unterliegen sollen.

Die Norweger haben ein paradoxes Verhältnis zur Königsfamilie. Auf der einen Seite wird in dem Land viel Wert auf Gleichheit gelegt. Niemand soll denken, dass er besser ist als jemand anderes. Mit einer Königsfamilie gibt es da ein unüberwindbares Problem. Auf der anderen Seite liebt die Mehrheit der Norweger ihr Königshaus, seinen luxuriösen Glanz und die Romantik, die das Leben seiner blaublütigen Mitglieder ausstrahlen. Das kostet aber auch Geld. Bereits vor rund 150 Jahren schrieb der „The Economist“-Redakteur Walter Bagehot, dass eine konstitutionelle Monarchie nicht überleben könne, wenn man das „Tageslicht“ in die königlichen Schlösser lasse und sämtliche Ausgaben aufdecke. Die Widersprüche der Wertsysteme von marktwirtschaftlicher Demokratie und Monarchie würden dann offensichtlich.

Gerade Mette-Marit engagiert sich gern für Flüchtlinge

Kritik kam auch von anderer Seite. Dass das Kronprinzenpaar die Reise durch das Mittelmeer zu einem Zeitpunkt unternommen hat, zu dem dort fast täglich Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa ertrinken, wurde kritisiert. Gerade Mette-Marit engagiert sich gern für Flüchtlinge. Sie scheint nun den Fauxpas erkannt zu haben. „Das Ganze kam auf eine Weise heraus, die nicht gut für uns war, und ich kann nachvollziehen, dass Leute darauf reagieren“, sagte die Kronprinzessin der Zeitung „Nettavisen“ nun bei einem öffentlichen Auftritt beim Roten Kreuz zusammen mit Naghmeh Gorgin, einer Flüchtenden, die jetzt in Norwegen lebt.

Haakon macht sich zudem stark für die Rettung des Weltklimas. Dass er da eine viel Treibstoff verbrauchende Riesenyacht besteigt, passe nicht damit zusammen, so eine weitere Kritik. Haakon antwortete darauf, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun habe. „Ich finde noch immer, dass das Klima wichtig ist. Und ich stimme völlig damit überein, dass Emissionen eine schlechte Sache sind. Wir müssen etwas dagegen tun“, sagte er.