Wer seine Chancen bei der Jobsuche über Xing oder Linkedin erhöhen möchte, sollte sein Profil pflegen. Foto: dpa

Wer sich beruflich verändern möchte, der versucht sein Glück bei Businessplattformen wie Xing und Co. Doch von alleine kommen die Stellenangebote deswegen nicht. Wie sinnvoll sind die digitalen Karrierenetzwerke?

Stuttgart - Auf der Suche nach einem neuen Job, für die Werbung in eigener Sache oder einfach nur zur Pflege von Geschäftskontakten: Millionen Deutsche nutzen Online-Karrierenetzwerke wie Xing oder Linkedin. Wer aber wirklich erfolgreich eine neue Arbeitsstelle finden will, sollte sich auch im digitalen Zeitalter nicht alleine auf seinen Online-Lebenslauf verlassen – noch nicht.

„Ein Profil eröffnet Möglichkeiten und erhöht die Chancen. Aber rein durch ein Xing- oder Linkedin-Profil wird man eher keinen Job bekommen. So werden unter zwei Prozent der Stellen über die Sozialen Medien besetzt. Vor allem bestimmte Branchen mit besonders hohen und differenzierten Ansprüchen wie SAP-Berater oder IT-Fachkräfte profitieren davon“, erklärt Christoph Burger, Karriereberater aus Herrenberg.

Ein neuer Job dank der Online-Plattformen sollte doch daher kein Problem sein? Immerhin hat die deutsche Plattform Xing nach eigenen Angaben etwa 13 Millionen Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bei Linkedin, dem amerikanischen Pendant aus dem Hause Microsoft, sind es zehn Millionen Nutzer in diesen Ländern. Bei beiden kommen die meisten Mitglieder aus dem Bereich IT und sind vorwiegend Fachkräfte mit einem Hochschulabschluss.

Jobsuche über Xing und Co. ist kaum steuerbar

Doch Burger rät: Zurücklehnen und abwarten, das gäbe es auch online nicht. „Wer sein Profil pflegt, aktuell hält, auf Kontaktanfragen schnell reagiert oder sich in Diskussionsrunden einbringt, der eröffnet sich neue Chancen und neue Kontakte, aber nicht direkt einen Job.“ Denn der Grundgedanke, man mache etwas, um direkt einen Effekt zu erzielen, sei beim Netzwerken falsch.

Zudem können Jobsuchende kaum steuern, ob sie ihre Informationen an die richtigen Stellen weiterleiten, meint der Experte. „Als Beispiel: Ich schreibe 20 meiner engen Kontakte an, die geben mein Anliegen wiederum vielleicht an zehn ihrer Kontakte weiter. Dann habe ich 200 Personen erreicht, aber habe ich dadurch die richtigen Menschen erwischt? War die Auswahl meiner 20 Kontakte die richtige? Das bleibt offen“, so Burger.

Laut Netzwerkforschung sind es die Ränder eines Netzwerks, die weiterhelfen, da enge Kontakte meist ähnliche Leute kennen, wie man selbst. „Das kann dann meine Friseurin sein, die Menschen kennt, die ich gar nicht kenne. Man darf nicht immer in seinem eigenen Klüngel suchen.“

Burger rät auch davon ab, private Profile in den sozialen Netzwerken für die Jobsuche zu nutzen. „Auch wenn fast alle Firmen auch beispielsweise bei Facebook vertreten sind, geht es ihnen hier weniger um die direkte Akquise.“ Die Gefahr bestehe darin, dass die Profile sehr privat sind, mit all den Vorlieben, Eigenschaften und Fotos. Auch fehle die Kontrolle. Daher könne man sich durchaus Jobchancen verbauen, wenn man gerade im Bewerbungsprozess sei. „Unbedingt auf die richtigen Privatsphäre-Einstellungen achten und auch dann sind Facebook, Instagram und Twitter kaum kontrollierbar“, so Burger.

Das Bewerben wird in Zukunft leichter

Für viele ist es eine Grundsatzentscheidung, ob sie sich ein Profil in einer Businessplattform anlegen. Die meisten würden sich diesen Schritt auch erst überlegen, wenn sie aktiv auf Jobsuche seien, so Burger. In Zukunft könnte sich das Bewerbungsverfahren jedoch ändern, da ist sich der Karriereberater sicher.

„In Zukunft werden Unternehmen zunehmend gezwungen sein auch eine Ein-Klick-Bewerbung anzubieten. Damit können sich Bewerber direkt mit ihrem Xing- oder Linkedin-Profil bewerben. Doch die meisten Unternehmen stehen dem noch kritisch gegenüber und vertreten noch immer die Haltung: Wenn sich bei uns jemand bewirbt, soll er sich doch bitte möglichst viel Mühe geben und Zeit investieren.“

Aber durch drohenden Fachkräftemangel würden Unternehmen sogar gezwungen sein, diese Haltung zu ändern. Da interessierte und qualifizierte Bewerber schlicht keine Zeit für lange Online-Formulare mehr hätten.

Ob Xing, Linkedin oder eine andere Plattform, am besten seien am Ende doch noch die echten und persönlichen Kontakte.