MadChick of Soul lädt traditionell zur X-Mas-Soulnight in der Nacht vor Heiligabend ein. Foto: engelhard-photography-/A.ENGELHARD

An Weihnachten wird gern gesungen – es darf dabei auch wild statt besinnlich sein. In der Nacht vor Heiligabend begeistert die Stuttgarter Band MadChick of Soul traditionell ein tanzwütiges Publikum beim Heimspiel in der Alten Reithalle.

Um den heimischen Pferdemarkt zu stärken, ist die Reithalle, die man heute die Alte nennt, im 19. Jahrhundert erbaut worden. Die Ursprünge dieses stählernen Kulturdenkmals gehen auf das Jahr 1888 zurück. Die Tradition, die in der Nacht vor dem Heiligen Abend an diesem, nun vom Hotel Maritim betriebenen Ort gewohnt heiß, laut und mitreißend ausgelebt wird, ist zwar nicht ganz so alt, hat es aber auch schon beachtlich weit gebracht.

 

1998 war’s, da hatten Bandleader Berti Kiolbassa und der damalige Maritim-Direktor Harald Mölg eine irre Idee. Bei einer X-Mas-Soulnight mit der Band MadChick of Soul, die damals auf Einladung von McLaren/Mercedes weltweit Triumphe bei Formel-1-Partys feierte, sollten Junge wie Ältere noch mal so richtig Vollgas geben, bevor es mit „Vom Himmel hoch“ und „Es ist ein Ros entsprungen“ besinnlich wird. Bei einer wilden Tanzparty unter den gigantischen Kronleuchtern sollte man Kraft schöpfen fürs üppige Essen beim Familienfest und fürs Treffen mit der lieben, manchmal aber auch leicht nervenden Verwandtschaft.

Das Publikum tobt in der Alten Reithalle. /A.ENGELHARD

Als Zugabe kommt „Highway to Hell“

Bei der 24. Ausgabe – zweimal fiel die Reihe wegen Corona aus – bringen zwölf Musikerinnen und Musiker um Kiolbassa am Montagabend die Alte Reithalle zwischen „September“ und „Uptown Funk“ zum Start und „Highway To Hell“ als Zugabe zum Beben. Die verrückten Hühner interpretieren vor etwa 900 jungen oder jung gebliebenen Gästen Soulhits auf eigene Weise – dies tun sie aus vollem Herzen und mit ganzer Seele. Das Publikum ist bunt gemischt. Das Motto der Band lautet: „We make Soul great again!“ Man sieht Ladys im Glitzerdress, aber ebenso Lonesome-Cowboys mit Karohemd und Jeans. Im Fieber dieser magischen Musik werden Gegensätze vereint.

Man spürt: Die Band hat einfach Bock drauf, gute Laune zu verbreiten – in Zeiten, die von Krieg und Krisen geprägt sind, tut dies besonders gut. Berti Kiolbasssa wählt für seine Setliste Songs aus, die ihm am meisten Spaß machen. Seine Auswahl aus Soul, Disco, Latin-Rock, Funk und R & B gefällt dem Publikum mindestens so gut wie dem Bandleader selbst.

Bandleader Berti Kiolbassa ist in der Alten Reithalle im Glück. /A.ENGELHARD

Unter die Haut geht besonders das Santana-Medley. Gleich vier Sängerinnen und Sänger – Cherry Gehring von Pur, Butch Williams, Eva Leticia Padilla und Britta Medeiros – sorgen für den Fullpower-Voice-Sound, dem die großartigen Bläser der Hot Damm Horns noch mehr Energie verleihen. Aus Berlin ist Ben Jud angereist, ein Ausnahmetalent am Bass.

Eine weitere Impression von der weihnachtlichen Soulnight. /A.ENGELHARD

„Let Me Entertain You“ erklingt – „Kling Glöckchen klingelingeling“ muss noch warten. Wer mit Disco aufgewachsen ist, hört nicht auf mit dem Tanzen, nur weil er womöglich selbst Enkel hat. „Wir altern in Würde“, sagt DJ-Legende Uwe Sontheimer, der in dieser Nacht auflegt – das Glück dieser X-Mas-Bescherung ist damit perfekt. Wenn „Sex Machine“ vor „Stille Nacht“ erklingt, kann Weihnachten kommen.