Geschäftsführerwechsel beim Württembergischen Tennis-Bund: Jens Föhl (li.) folgt auf Kurt Adam. Foto: Baumann

Er steht für Kontinuität, seine Weggefährten schätzen ihn für seine Gradlinigkeit: Kurt Adam hört nach 34 Jahren als Geschäftsführer des Württembergischen Tennis-Bunds auf – und hat mehr Zeit für Fußball und Familie.

Stuttgart - Die offizielle Verabschiedung ging bereits am 12. September über die Bühne, doch seinen letzten Arbeitstag nach 34 Jahren als Geschäftsführer des Württembergischen Tennis-Bunds (WTB) hat Kurt Adam am Freitag. Dann wird er im Emerholz in Stammheim seinem Nachfolger Jens Föhl (51) die Hand schütteln, ihm alles Gute wünschen und irgendwann am Nachmittag in sein Auto steigen und heim nach Bonlanden fahren. Was er dann macht? „Keine Ahnung, vielleicht haben wir ja ein Spiel“, sagt der 68-Jährige. „Wir“ – das ist der SV Bonlanden. Beim Fußball-Landesligisten ist Adam schon seit 1977 Abteilungsleiter, dem Verbandsspielausschuss des Württembergischen Fußballverbands (WFV) gehörte er 15 Jahre an, mit seiner Ehefrau Sabine ist er seit 1984 verheiratet, sie haben vier Kinder und drei Enkel. Das zeigt: Kurt Adam steht wie wenig andere für Kontinuität – in vielen Bereichen.

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Ein Mann, der genauso dem Tennis und dem Fußball lange Zeit gleichermaßen verbunden war, kann das bestätigen: Alexander Zorniger. Der ehemalige Trainer des VfB Stuttgart (Saison 2015/16, derzeit vereinslos) war Spieler beim SV Bonlanden und hat nach seinem Sport- und Geografiestudium von 1997 bis 2009 mit Adam beim WTB zusammengearbeitet, ehe er sich mit Getöse als Co-Trainer zum VfB verabschiedete. Noch heute ist der damalige Bereichsleiter Sport von der Fachkenntnis seines früheren Chefs beeindruckt. Noch mehr aber von seinen menschlichen Qualitäten: „Die Ehrlichkeit, Gradlinigkeit, manchmal auch Sturheit, mit der Kurt seinen Weg verfolgt, ist beeindruckend. Ihn hat jeder respektiert“, sagt Zorniger. Der 53-Jährige geht sogar so weit und erklärt im Brustton der Überzeugung: „Kurt Adam ist der wichtigste Mensch, den ich außerhalb meiner Familie kennengelernt habe.“ Der Kontakt besteht nach wie vor. Zu den regelmäßigen Telefonaten könnten nun auch richtige Treffen kommen. Mehr Freizeit ist vorhanden.

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„Klar ist der Ruhestand ein gewaltiger Einschnitt in meinem Leben“, sagt Adam. Unter den vier WTB-Präsidenten Heinz Latendorf, Walter Knapper, Ulrich Lange und Stefan Hofherr hat er gearbeitet. Der Neubau 1993 im Emerholz – Bundesstützpunkt und Landesleistungszentrum – fiel in seine Amtszeit. Und natürlich die Tennis-Hochphase zu den Glanzzeiten von Boris Becker und Steffi Graf. „Da war Tennis ein Selbstläufer, die Vereine verlangten Aufnahmegebühren, und der WTB hatte 256 000 Mitglieder“, erinnert sich Adam. Zum Vergleich: Aktuell gehören 165 000 Mitglieder dem zweitgrößten Tennis-Landesverband in Deutschland an. Positiv: Der Schwund an Mitgliedern konnte gebremst werden, die Mannschaftszahlen blieben stabil. „Wir machen viele Aktionen, unterstützen die Vereine bei ihren Jugendtagen, gehen an Schulen und holen den Nachwuchs auch schon in den Kindergärten ab“, betont Adam, der selbst mit Beginn seiner Tätigkeit beim WTB mit Tennisspielen aufgehört hat. Warum? „Davor hatte ich als Angestellter der Bonlander Bank mittwochmittags frei, danach nicht mehr.“ Also legte er den Schläger zur Seite. Vielleicht auch ein Vorteil: „Ich war immer neutral, hatte keine Geschäftsbeziehungen im Tennis“, sagt Adam.

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Dass er im Ruhestand das Racket wieder auspackt, ist nicht zu erwarten. Viel wahrscheinlicher ist, dass der Fan und Dauerkarteninhaber vom FC Bayern München sich mehr der Familie und dem Fußball widmet. 2021 plant er seinen Abschied als Abteilungsleiter beim SV Bonlanden. Dann geht nach der Ära im Emerholz die Ära an der Humboldtstraße zu Ende.