Wie feiert man ein Jubiläum? Zur Klärung startet der Württembergische Kunstverein an diesem Freitag, 28. Februar, ein „offenes Labor“. Was das heißt? Wir haben nachgefragt.
Viel Zeit hat Hans D. Christ, gemeinsam mit Iris Dressler Direktor des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart, nicht. Im Vierecksaal des Kunstgebäudes Stuttgart (Schlossplatz) wartet das Aufbauteam. „Es wird ein offenes Labor entstehen“, sagt Christ. Eine Werkstatt auf dem Weg zum Jubiläum? 2027 feiert der Württembergische Kunstverein sein 200-jähriges Bestehen.
„Sichtung“ heißt die erste Etappe, und um das Sichten geht es denn auch: „Auf großen Tischen“ werden die Materialien aus den eigenen Archiven – bis hin zu den Verwaltungsratsprotokollen über die in Hitler-Deutschland veranlasste Gleichschaltung der Kultureinrichtungen im März 1933 – wie aus Archiven der Mitglieder ausgebreitet und bearbeitet. Christ spricht von einem längeren „Weg an die Wand“. Wird der Weg zum Jubiläum zur Ausstellung? Besser spricht man wohl von einem Ausstellungsprojekt in verschiedenen Teilen. Unter dem Titel „Anschlüsse an 200 Jahre Gegenwart. Der Kunstverein und die Fiktionen von Souverän, Freiheit und Nation“ sollen vier „Konstellationen“ erarbeitet werden – die „Konstellation 1“ startet am 22. März.
Vor der Präsentation (gedacht als „offene Arrangements zwischen Ausstellung, Archiv und Werkstatt“) aber steht die „Sichtung“ – und für diese geben Iris Dressler und Hans D. Christ mit einer Auftaktveranstaltung an diesem Freitag, 28. Februar, den Startschuss. Beginn ist um 19 Uhr – und das Direktorenduo des Württembergischen Kunstvereins sieht auch diesen Abend „als Einladung, mitzudenken“. „Wir würden uns natürlich wünschen“, sagt Hans D. Christ, „dass möglichst viele Menschen während der ,Sichtung’ auch Materialien aus ihren Zusammenhängen mit dem Württembergischen Kunstverein vorbeibringen“.
Befragung von Identitäten
Damit ist klar: Als „möglichst große Recherche“ (Christ) lässt sich der der Weg zum Jubiläum 2027 auch als Befragung von Identitäten verstehen. „Die lokalen Besonderheiten und konkreten Entwicklungen des Württembergischen Kunstvereins“, heißt es zur Ausstellungsfolge „Konstellationen“, „werden dabei hinsichtlich ihrer nationalen und globalen Verschränkungen reflektiert.“ Auch die den „Konstellationen“ folgende Schau der Künstlermitglieder des Kunstvereins soll sich in dieses Szenario einfügen.
Das Aufbauteam drängt zur Eile. „Im Vierecksaal entsteht jetzt die Grundstruktur für das Jahr“, sagt Hans D. Christ. Wichtig ist ihm aber noch dieser Zuruf: „Alles, was wir sammeln, analysieren, aufarbeiten und vorstellen, wird immer wieder mit den Realitäten unserer Gegenwart gespiegelt.“
Informationen unter www.wkv-stuttgart.de