Die württembergische Landessynode hat mit der Wahl des neuen Bischofs begonnen. Foto: /Gottfried Stoppel

Die württembergische Landessynode findet in vier Wahlgängen keinen Nachfolger für Bischof Frank Otfried July. Konservative und Liberale blockieren sich gegenseitig.

Die Wahl eines neuen Landesbischofs für die 1,87 Millionen evangelischen Christen in Württemberg ist vorerst geplatzt. In der Landessynode konnte keiner der drei Kandidaten die erforderliche Zweidrittelmehrheit von 58 Stimmen erreichen, weil sich konservative und progressive Kräfte gegenseitig blockierten. „Wir sind dankbar, dass wir in unserer Landeskirche demokratische Strukturen haben“, sagte die Synodalpräsidentin Sabine Foth. „Das bedeutet aber auch, dass wir solche Ergebnisse akzeptieren müssen.“ Für den späten Abend kündigte sie eine Sitzung des Nominierungsausschusses an, der über den weiteren Fortgang beschließen sollte.

Zuletzt war in einem vierten Wahlgang nur noch der Chef der Zieglerschen Diakonie, Gottfried Heinzmann auf dem Wahlzettel gestanden. Er war in der in Fraktionen, sogenannten Gesprächskreisen, aufgeteilten Synode von der konservativen „Lebendigen Gemeinde“ und der für einen modernen Pietismus stehenden „Kirche für morgen“ unterstützt worden. Allerdings erhielt er lediglich 44 Stimmen. 42 Synodale stimmten mit Nein. Die Kirchenverfassung setze mit der Forderung nach einer Zweidrittelmehrheit hohe Hürden für eine erfolgreiche Wahl, sagte Foth. Dies sei aber auch richtig. Es brauche für das Amt des Bischofs eine breite Zustimmung.

Stundenlange Beratungen, kein Ergebnis

Zuvor hatten die Gesprächskreise stundenlang beraten, nachdem sich Heinzmann im dritten Wahlgang mit 41 Stimmen gegenüber Viola Schrenk, Studieninspektorin am Stift in Tübingen, knapp durchgesetzt hatte. Sie hatte 39 Stimmen erhalten und war damit ausgeschieden. Sechs Synodale hatten sich enthalten. Die 51-jährige Pfarrerin war als Kandidatin der „Offenen Kirche“ ins Rennen gegangen und wäre die erste Frau in diesem Amt in der 500-jährigen Geschichte der Landeskirche gewesen. Bei der jüngsten Kirchenwahl hatte die liberale Gruppierung erstmals die meisten Sitze im Kirchenparlament erobert.

Zuvor hatte bereits der Vorsitzende der Mittelgruppierung „Evangelium und Kirche“, Ernst-Wilhelm Gohl, aufgegeben. Der 58-jährige Dekan am Ulmer Münster war im Vorfeld als möglicher Kompromisskandidat gehandelt worden. Er könnte jetzt vom Nominierungsausschuss wieder ins Spiel gebracht werden. Denkbar ist aber auch, dass völlig neue Kandidaten benannt werden. Ob die Wahl dann am Freitag fortgesetzt wird, blieb am Abend offen.

Lange Wahldramen gab es schon häufiger

Lange Wahldramen besitzen in der württembergischen Landeskirche eine gewisse Tradition. Schon mehrfach waren Bischofswahlen im ersten Anlauf gescheitert. So war Gerhard Maier, Landesbischof von 2001 bis 2005, erst nach einer erfolglosen Wahl und langwieriger Suche als Kompromisskandidat gefunden worden. Wegen der ermüdenden Wahlgänge hatte die Synode daraufhin das Wahlsystem geändert und entschieden, dass die letztplatzierten Kandidaten nach und nach ausscheiden. Der amtierende Landesbischof Frank Otfried July war daraufhin 2005 bereits im ersten Wahlgang erfolgreich. Doch das war nur eine Episode. Sicher ist: July scheidet im Juli aus Altersgründen aus.

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