Moderator Holger Gayer (vorne Mitte) mit Matthias Mayerle, Petra Hammer, Sven Ellwanger, Reinhard Baumgärtner, Saskia Wörthwein und Andreas Dobler (von links) bei der Weinprobe im Pressehaus in Stuttgart. Foto: Lg/Christoph Schmidt

In der Württemberger Weinmeisterschaft mit Roten bis zehn Euro geht es nicht nur um Trinkspaß, sondern auch um ernste Themen. Geplante EU-Verordnungen zum Thema Pflanzenschutz und Kostensteigerungen bereiten den Winzern Sorge.

Trinkfluss, Trinkspaß, Trinkigkeit – die Weinsprache hat so ihre Eigenheiten. In der dritten Runde der Württemberger Weinmeisterschaft von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten geht es um Weine, „über die man nicht viel nachdenken muss“, wie es Sven Ellwanger vom Weingut Bernhard Ellwanger in Großheppach ausdrückt. Es ist die Kategorie Rot bis zehn Euro „mit dem mutmaßlich besten Preis-Leistungs-Verhältnis in Württemberg“, sagt Holger Gayer, Geschäftsführender Redakteur unserer Zeitung und Moderator der Runde. Mit einem frischen Lemberger hat es Ellwanger zum dritten Mal in eine Endrunde geschafft. „Ein traumhaftes Ergebnis für eine absolute Blindprobe.“

Nur auf gesunden Böden kann man gute Qualität erzeugen

Bei allem Spaß an der Trinkfreude geht es in der Online-Weinprobe unter der Bildregie von Ingo Dalcolmo aber auch um ernste Themen. Mehrmals fragt Holger Gayer nach, wie die Wengerter zu einer geplanten EU-Verordnung stehen, die ein absolutes Pflanzenschutzmittelverbot in Landschaftsschutzgebieten bedeuten könnte. „Das wäre eine Katastrophe“, sagt Andreas Dobler, Juniorchef vom Weingut Dobler in Beutelsbach, das mit einem starken Zweigelt vertreten ist. Reinhard Baumgärtner, Seniorchef vom Panoramaweingut in Hohenhaslach, untermauert: Man tue so viel für den Landschaftsschutz, „wir müssen es nur richtig erklären. Nur auf gesunden Böden kann man gute Qualität erzeugen“ – wie mit seinem Lemberger, einer typischen Rebsorte Württembergs, „die leider noch nicht überall so bekannt ist wie Blaufränkisch“.

Ob Spätburgunder oder Pinot Noir genannt – diese Rebsorte ist eine Diva

Einige Vertreter der Endrunde haben ihr Handwerk an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt in Weinsberg gelernt, deren Direktor Dieter Blankenhorn die Weinkolumnisten in der Blindprobe unterstützte. Matthias Mayerle, der von der Obermosel stammt, hat dort sogar seine Frau kennengelernt. Nun lebt er auf dem „Balkon des Remstals“ im Weingut Mayerle in Geradstetten. Er hat einen würzigen Spätburgunder mitgebracht, „eine Rebsorte, mit der man viele Geschmäcker treffen“, aber auch viel falsch machen kann. Diese Diva erfordert „viel Arbeit in Weinberg und Keller“, sagt Petra Hammer vom Collegium Wirtemberg. Die größte Genossenschaft Stuttgarts nennt ihren im internationalen Stil ausgebauten Vertreter Pinot Noir.

Erfreut zeigt sich Holger Gayer, dass erstmals zwei Frauen in einer Runde vertreten sind. Saskia Wörthwein, Geschäftsführerin der Weinmanufaktur Untertürkheim, sagt, sie würde nichts von einer Frauenquote im Weinbau halten, denn: „Die Frauen sind ohnehin im Kommen.“ Auch ihre Cuvée Mönch Berthold ist „ein Wein für Trinkspaß“. Allerdings sollte er inzwischen mehr als die zugelassenen maximal zehn Euro kosten, weil auch die Weinbetriebe mit enormen Kostensteigerungen zu kämpfen haben. Um aber im Rennen um die Württemberger Weinmeisterschaft zu bleiben, hat sich die Weinmanufaktur entschlossen, es beim roten Mönch Berthold erst mal bei knapp zehn Euro zu belassen. Trotzdem wird das Team um Projektleiter Nico Bosch noch darüber zu diskutieren haben, wie die Kategorien der nächsten Weinmeisterschaft zu definieren sind.

Bis zum 14. November können die Leserinnen und Leser hier abstimmen https://zeitung-erleben.de/event/weinmeisterschaft-rot-weiss/