Die Jahre des rasanten Wachstums bei Würth sind vorbei. Foto: picture alliance / Marijan Murat

Bei der Würth-Gruppe ist der Gewinn 2019 stark zurückgegangen. Die liegt auch an der schwierigen Lage der Autoindustrie. Die Hersteller kaufen weniger Maschinen, die Maschinenbauer brauchen weniger Leiterplatten von Würth.

Stuttgart - Die Künzelsauer Würth-Gruppe hat für dieses Jahr „in Teilbereichen einen Stopp der Einstellungen beschlossen.“ Dies sagte Robert Friedmann, der Sprecher der Konzernführung, unserer Zeitung. „Würth hat auch verschiedene für das erste Quartal 2020 geplante Konferenzen gestrichen,“ sagte er weiter. Mit diesen Schritten reagiert der Händler und Hersteller von Schrauben, anderen Befestigungselementen und Werkzeugen auf das im vergangenen Jahr deutlich gesunkene Ergebnis.

Friedmann rechnet damit, dass die Maßnahmen im zweiten Halbjahr Wirkung zeigen. Der Stopp von Einstellungen gilt nach seinen Worten für die Verwaltung. Auch dort gehe es aber nur um Teilbereiche, die „nicht vertriebsnah“ seien.

Ergebnis soll wieder besser werden

Generell will das Unternehmen die Zahl seiner Beschäftigten auch im laufenden Jahr weiter steigern. Der Umsatz soll nach Friedmanns Worten in diesem Jahr im mittleren einstelligen Bereich steigen. Dies wäre ein ähnliches Wachstum wie im vergangenen Jahr. Proportional zum Umsatz soll auch das Betriebsergebnis wieder zunehmen. Der Rückgang des letzten Jahres würde damit aber nicht kompensiert.

Im vergangenen Jahr war das Betriebsergebnis um fast 14 Prozent von 870 auf 750 Millionen Euro eingebrochen. Der Sprecher der Konzernführung machte dafür auch gestiegene Preise für Rohstoffe wie Öl, Kupfer, Nickel oder Stahl verantwortlich. „Die höheren Einkaufspreise konnten wir nicht durchgängig an die Kunden weitergegeben“, erklärte Friedmann. Der Umsatz war 2019 um 4,8 Prozent auf knapp 14,3 Milliarden Euro gestiegen. In Deutschland wurde allerdings nur ein Wachstum um etwas mehr als zwei Prozent erreicht.

Abbau von Überstünden

Das Unternehmen litt im Inland unter der schwierigen Lage der Autoindustrie. Davon waren etwa Lieferungen von Leiterplatten an Maschinenbauer betroffen, deren Kunden Autohersteller sind. Bei den in Deutschland ansässigen Leiterplattenherstellern der Würth-Gruppe sank der Umsatz um fünf Prozent. Da der Markt aber um elf Prozent geschrumpft sei, habe das Unternehmen in diesem Bereich Anteile hinzugewonnen, so Friedmann. Ähnlich sieht es bei der eigenen Herstellung von Schrauben aus. Bei der zur Gruppe gehörenden Arnold Umformtechnik in Ernsbach am Kocher ging der Umsatz leicht zurück, aber weniger stark als der Gesamtmarkt. Bei Arnold werden Überstunden abgebaut.

Außerhalb Deutschlands steigerte die Gruppe ihren Umsatz um 6,8 Prozent. Besonders stark wuchs der Umsatz mit einem Plus von mehr als 15 Prozent in Südeuropa. Bereinigt um Zukäufe gab es dort aber nur ein Wachstum um knapp fünf Prozent. Würth hatte 2019 den Elektrogroßhändler Grupo Electro Stocks in Barcelona gekauft. Dies hatte wesentlich dazu beigetragen, dass der Bereich Elektrogroßhandel 2019 ein zweistelliges Wachstum erreichte. Zu den am stärksten wachsenden Regionen hatten Südamerika mit Plus acht Prozent und Osteuropa mit sieben Prozent gehört.

E-Business als Wachstumstreiber

Doppelt so schnell wie das normale Geschäft wuchs das E-Business. Dieses trug mit 2,6 Milliarden Euro mehr als 18 Prozent zum Umsatz bei. Die Zahl der 24-Stunden-Shops, in denen Kunden rund um die Uhr einkaufen können, soll weiter erhöht werden. Bisher gibt es zwölf.

Die Muttergesellschaft Adolf Würth GmbH & Co. KG steigerte ihren Umsatz im 2019 Jahr von 1,7 Milliarden Euro auf etwas mehr als zwei Milliarden Euro. Für dieses Unternehmen mit 7200 Mitarbeitern war im Oktober 2019 erstmals ein Betriebsrat gewählt worden. Dabei erreichte die Liste „Vote“ mit Vertretern des mittleren Managements den ersten Platz, gefolgt von der Liste „Herzblut“. Auf dieser hatten Angehörige des früheren Vertrauensrates kandidiert. Platz drei erreichte die IG Metall. Friedmann sagte, in den ersten Monaten habe man positive Erfahrungen mit dem neuen Betriebsrat gemacht. In vielen Würth-Unternehmen habe es schon lange Betriebsräte gegeben.

Die Zahl der Mitarbeiter war 2019 um 1600 auf weltweit 78 700 gestiegen. In Deutschland hatte es ein Plus um um 2,4 Prozent auf 24 350 Beschäftigte gegeben.