Auch Dauerdaddeln kann nerven Foto: dpa

Was hat der Mensch eigentlich getan, als beim Essen nicht ständig das Smartphone gebimmelt hat? Vermutlich hat er gegessen – und sich womöglich noch prächtig dabei unterhalten.

Stuttgart - Es gibt nicht viele Sätze aus dem Fernsehen, die uns etwas vom wahren Leben erzählen, dem Leben diesseits der Mattscheibe. Einer dieser wenigen Sätze lautet „Hände weg vom Tisch!“. Ein großer Satz, der uns in den 90er Jahren mit dem Aufkommen der Arzt- und Krankenhausserien elektrisierte. Auf diesem Weg erfuhren wir, dass der Mensch im Grunde am Stecker hängt.

Man möchte diesen Satz auch heutzutage hin und wieder sagen, am liebsten brüllen. Mit einer kleinen lautlichen Änderung: „Handy weg vom Tisch!“ Falls Sie zu jenen Zeitgenossen gehören, die meinen, Ihre Facebook- oder Instagram-Freunde teilhaben lassen zu müssen, wenn Sie sich in einem Lokal was Essbares leisten, dann tun Sie sich keinen Zwang an. Solange ich nicht mit Ihnen befreundet sein muss und Sie beim Fotografieren nicht auf dem Tisch stehen, juckt mich das nicht.

Nicht mal der liebe Gott muss ständig erreichbar sein

Hier geht es um jene Sorte Mitesser, die meinen, selbst in einer Kantine nicht auf ihr Smartphone verzichten zu können. Wenn einer das Ding im Hosensack mitschleppt, weil er hofft, jemanden filmen zu können, wie er fast an einer Nudel erstickt (und mit dem Video bei Youtube zum Klickmillionär wird), habe ich dafür ein gewisses Verständnis. Mir geht es um die Typen, die das Ding dabei haben, weil sie glauben, ständig erreichbar sein zu müssen.

Lasst euch sagen, Freunde, kein Mensch muss ständig erreichbar sein, nicht mal der liebe Gott. In der Bibel steht kein Wort darüber, dass der Herr auch nur ein einziges Mal zum Handy gegriffen hat, als er die Erde erschuf. Die Sache wird auch dadurch nicht besser, dass ihr, wenn euer Hosentaschenvibrator brummt, aufsteht und ein paar Meter zurücktretet. Überlegt es euch gut, wenn ihr das nächste Mal eurem Ich-muss-ständig-erreichbar-sein-Wahn nachgebt. Ihr habt es in der Hand. Es könnte sein, dass dann ein Typ wie ich am Tisch sitzt. Der nimmt euch auf und stellt das Video auf Youtube. Ich bin mir sicher, das ist eine Sprache, die ihr versteht.