Egal ob Nachrichten, Krimi oder Comedy: Podcasts sind beliebt . Foto: imago images/Addictive Stock

Miteinander reden, sich austauschen und das Ganze für die Ewigkeit festhalten – mit Podcasts ist das möglich. Ein Workshop in Stuttgart-Fasanenhof erklärt digitalen Einsteigern das Format.

Das Format Podcasterlebte in den vergangenen fünf Jahren hierzulande einen regelrechten Boom. Waren es im Jahr 2014 noch rund 14 Prozent der Deutschen, die sich regelmäßig über das Internet Video- oder Audiobeiträge angeschaut oder angehört haben, sind es vergangenes Jahr bereits 36 Prozent gewesen. Dabei ist die Varianz an Themen solcher „play on demand broadcasts“, woraus sich das Kunstwort Podcast bildet, enorm.

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Egal ob Nachrichten, Krimi oder Comedy, die Shows mit den Namen wie „Fest und Flauschig“, „Gemischtes Hack“ oder „Baywatch Berlin“ faszinieren, informieren und unterhalten Millionen. Dabei sind sie einfach zu produzieren, denn alles, was man dafür braucht, ist ein Mikrofon und Menschen, die sich unterhalten. Nichts leichter als das, werden sich Dagmar Lust vom Verein Integrative Wohnformen und Sabine Keitel vom Fachbereich E-Learning der Landeszentrale für politische Bildung gedacht haben. Zusammen mit dem Referenten Thomas Staehelin haben sie im Wohncafé auf dem Fasanenhof zwei Mikrofone aufgestellt und digitale Einsteiger über 50 eingeladen, sich an einem Podcast zu versuchen.

Die digitale Nachbarschaft

Das Interesse war groß. „Es haben sich insgesamt 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet“, sagt Dagmar Lust. „Leider durften wir aufgrund der aktuellen Pandemie-Bestimmungen nur zwölf zu diesem Kurs einladen.“ Der dreitägige Workshop namens „Meine digitale Nachbarschaft – Wie bringt uns das Netz zusammen?“ soll vor allem „die Angst vor neuen Technologien nehmen“, sagt Sabine Keitel. Die Hochzeit der Pandemie habe gezeigt, dass gerade Internetdienste Menschen auch in schwierigen Situationen verbinden. Daran wolle man anknüpfen „und die Teilnehmer zu ihren Erlebnissen mit den für sie neuen digitale Dienste in einem Interview befragen“, erklärt Keitel den Workshop. Zudem sollen sich im Wohncafé Menschen, die überwiegend alleine wohnen, wieder treffen und Erfahrungen austauschen. So wie Marianne Auwärter und Herbert Matthes. Die Rentnerin aus Möhringen stand mit ihren Kindern, die nicht mehr in Stuttgart wohnen, während den Lockdown-Phasen über Messenger-Dienste weiterhin in Kontakt. Matthes setzte derweil auf E-Mails. „Ich habe ja noch nicht einmal ein Smartphone“, sagt er. „Brauche ich auch nicht.“ Doch die Technik und wie sie funktioniert, interessiert ihn dennoch.

Verstehen, um mitreden zu können

Während des Kurses kommen auch Fragen auf, die nicht direkt mit Podcasts zu tun haben. Das zeigt, dass manche Teilnehmenden einfach nur verstehen wollen, um gegebenenfalls mitreden zu können. „Ich möchte einfach wissen, was läuft“, erklärt Marianne Auwärter. „Auch wenn ich vieles eventuell nicht kapiere oder wieder vergessen werde. Aber es hilft mir, meine Hemmschwelle vor dem Nutzen neuer Technologien zu senken.“ Genau darum geht es hier. „Wichtig ist es, die sich schnell entwickelnde digitale Welt zu verstehen“, sagt der Podcast-Experte Thomas Staehelin. „Ob man alle Möglichkeiten dann auch nutzt, ist etwas anderes.“

Bevor Herbert Matthes und Marianne Auwärter sich an die Mikrofone setzen und aufnehmen können, muss zunächst der Resonanzkörper in Schwung gebracht und das Sprachwerkzeug, also der Mund, gelockert werden. Dafür hat Sabine Keitel Atem- und Lockerungsübungen mitgebracht. Und so befinden sich die angehenden Podcaster auf einmal in einer Gymnastikgruppe wieder. Zum Schluss gibt es dann noch ein paar Zungenbrecher, die von einer Tafel abgelesen werden, damit man sich später vor dem Mikrofon auch sicher fühlt. Schließlich heißt es „Ruhe bitte! Achtung Aufnahme!“