Kein Zugang: Im Backnanger Erlebnisbad bleiben vorerst die Lichter aus. Foto: Gottfried Stoppel

Für die in finanzielle Schieflage geratene Betriebsgesellschaft des Backnanger Wonnemar ist jetzt offiziell das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Was jetzt kurzfristig über die Runden helfen soll, und worauf man langfristig bauen will.

Backnang - Jetzt ist es geprüft und offiziell: Das Amtsgericht Stuttgart hat am Dienstag das Insolvenzverfahren für den Betreiber des Backnanger Erlebnisbads Wonnemar eingeleitet. Das hat die Stuttgarter Interspa-Gruppe auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt. Zugleich sei auch die in dem zunächst vorläufigen Verfahren angestrebte Eigenverwaltung bestätigt worden. Dass bedeutet, dass die unternehmerische Verantwortung während des Sanierungsverfahrens weiterhin in den Händen des Unternehmens selbst verbleibt und nicht an einen Insolvenzverwalter abgegeben wird. Die Interspa wertet dies als einen „Vertrauensbeweis für den eingeschlagenen Sanierungskurs“.

Fixkosten laufen trotz Schließung weiterhin auf

Die von der Stadt Backnang beauftragte Betreibergesellschaft hatte die spezielle Art des Insolvenzverfahrens bereits Ende September beantragt. Als Gründe wurden die Folgen der Corona-Krise genannt. Wie diese genau aussehen, will das Unternehmen allerdings nicht bekannt geben. Nur so viel: Während des Teil-Lockdowns liefen zurzeit monatlich rund 50 000 Euro an Fixkosten für Heizung, Chlorierung und anderes auf. Ausgaben für das Personal seien noch nicht eingerechnet. Man rechne damit, dass das Bad bis mindestens Februar des kommenden Jahres geschlossen bleiben müsse.

Trotz allem gehe man von einer erfolgreichen Sanierung aus, so ein Sprecher der Interspa-Gruppe: „Es ist das gemeinsame Ziel von Stadt und Interspa, im Interesse aller Bürger die in der Vergangenheit stets gute Zusammenarbeit auch künftig fortzusetzen.“ Das Unternehmen hat die Stadt um eine Überbrückungshilfe gebeten und sei darüber in „konstruktiven Gesprächen“. Diese Hilfe sei für die Zeit nötig, bis die sogenannte Novemberhilfe des Bundes ausbezahlt werde.

Die 70 Backnanger Mitarbeiter haben bis Ende November drei Monatsgehälter als Insolvenzgeld erhalten. Jetzt läuft diese Hilfe aus. Nun will man versuchen, durch Kurzarbeit weiter zu überbrücken. Das Ziel sei, alle Arbeitsplätze zu erhalten, betont man seitens der Interspa.

Ob bei der wirtschaftlichen Schieflage der Backnanger Betriebsgesellschaft möglicherweise auch andere kostenintensive Projekte hineingespielt haben könnten – die Interspa-Gruppe betreibt deutschlandweit sechs Familien- und Erlebnisbäder sowie ein Vier-Sterne-Hotel – lässt der Unternehmenssprecher offen. Die Frage, ob Probleme mit der Generalsanierung eines Erlebnisbades im bayerischen Ingolstadt mit ursächlich gewesen seien, beantwortet er so: „Das Wonnemar Backnang war bis zum Beginn des ersten Corona-Shutdowns wirtschaftlich stabil.“

Stadt baut auf Zusammenarbeit

Backnangs Erster Bürgermeister Siegfried Janocha hat schon zu Anfang des auch für die Stadt überraschend eingeleiteten Sanierungsprozesses betont, dass man auf eine Lösung setze, bei der man weiter gut mit der Betreibergesellschaft zusammenarbeiten könne. Sollte die Sanierung hingegen scheitern, werde man wohl gezwungenermaßen den „Fellbacher Weg“ gehen müssen und den Betrieb der Bäder in Eigenregie organisieren.

In der Stadt unter dem Kappelberg hatte man diesen Weg bereits im Sommer einschlagen müssen, weil die österreichische Betreibergesellschaft G1 – ebenfalls aus finanziellen Gründen – ihr Engagement für das F3-Bad gekündigt hatte. Die Stadtverwaltung hat sich zur Gestaltung des Übergangs allerdings externe Unterstützung eingeholt – einen Interimsmanager aus dem Hause der Interspa – und ist damit eigenem Bekunden zufolge nicht schlecht gefahren.