Das Jahr 2021 war ein Schwieriges für die Bäder, besonders hart getroffen war das insolvente Wonnemar Backnang. Doch nun werden Zukunfts(bau)pläne geschmiedet.
Backnang - Der Nachholbedarf sei sehr groß, sagt Siegfried Janocha, der Erste Bürgermeister der Stadt Backnang: Wegen der Coronapandemie und der durch sie verursachten Bäderschließungen haben viele Kinder in den vergangenen zwei Jahren keine Chance gehabt, das Schwimmen zu erlernen – sei es in der Schule oder im Verein. „Da versuchen wir gerade, zusätzliche Kurse anzubieten.“ Im Boot seien die Vereine Turn- und Sportgemeinde (TSG) Backnang, die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) sowie die Interspa-Gruppe als Betreiberin des Wonnemar Backnang.
Ein Hoffnungsschimmer im Frühjahr
Letztere hatte im Oktober vergangenen Jahres traurige Schlagzeilen produziert, als ihre Insolvenz bekannt wurde. Im Frühjahr dieses Jahres gab es dann einen Hoffnungsschimmer, als die Firma Aim Spa einstieg und Geld in die Interspa-Gruppe investierte. Dennoch sei das Jahr 2021 generell ein schwieriges Jahr gewesen, sagt Siegfried Janocha: „Von März bis Juni war das Bad wegen der Coronapandemie ganz geschlossen.“ Die Zwangspause im Frühjahr habe man aber für Sanierungsarbeiten genutzt, schließlich sei das Bad, dessen Eigentümer die Stadt Backnang ist, mittlerweile schon zehn Jahre alt. An der Fensterfront sei beispielsweise gearbeitet worden, zudem habe man die Technik verbessert und die im Chlorwasser stehenden Pfeiler neu verspachtelt.
Fast die komplette Mannschaft der rund 70 Mitarbeitenden um den Wonnemar-Chef Markus Dechand seien in Kurzarbeit gewesen, berichtet Janocha: „Es gibt aus alten Zeiten noch zwei städtische Beschäftigte, die weiter gearbeitet haben.“
Mit „blauem Auge davongekommen“
„Die meisten Beschäftigten sind an Bord geblieben“, sagt Siegfried Janocha, die Interspa-Gruppe habe Coronahilfen vom Bund erhalten. „Die Stadt Backnang war für das Thema Sanierung zuständig und wir haben bei der Überbrückung bis zur Auszahlung der Coronahilfen geholfen.“ Auch die Kosten, die für die Aufrechterhaltung des Bads anfallen, habe die Stadt übernommen, beispielsweise Energiekosten. Denn die Temperatur dürfe nicht unter 18 Grad Celsius fallen und auch die Umwälzung müsse gewährleistet sein. „Das haben wir übernommen, aber zum Teil auch wieder zurückbekommen“, erzählt der Erste Bürgermeister und fasst zusammen: „Wir sind mit einem blauem Auge davongekommen.“
Das Freibad öffnete, ebenfalls wegen der Coronapandemie, mit deutlicher Verspätung, nämlich erst Anfang Juni. In diesem Monat sei es noch einigermaßen passabel gelaufen, berichtet Siegfried Janocha – doch der Juli und der August brachten sehr viel Regen und entsprechend schlechte Besucherzahlen: „Die lagen bei etwas mehr als der Hälfte der Zahlen der früheren Jahre.“ Daran änderte auch die Tatsache, dass das Bad während dieser Phase ohne Zeitfenster frei zugänglich war, nichts.
Das Hallenbad blieb gar die Rekordzeit von Januar bis Ende August geschlossen. „Ab September war es wieder geöffnet und die Zahlen waren bislang recht ordentlich. Sie lagen nur ein bisschen unter den sonstigen Zahlen“, sagt Siegfried Janocha. Und die bereits im Juni wieder eröffnete Sauna laufe sehr gut. Im Wonnemar Backnang gilt für Besucher derzeit die Regel 2G plus, Schulen und Vereinen steht das Bad wieder zu Trainingszwecken zur Verfügung.
Besucherzahlen entwickeln sich ordentlich
Für die Stadt Backnang habe sich durch die Insolvenz organisatorisch nichts verändert, sagt Janocha: „ Die Interspa-Gruppe ist nach wie vor unser Ansprechpartner, der Gesellschafter sitzt im Hintergrund.“ Die zeitweise diskutierten Möglichkeiten, für das Bad einen anderen Betreiber zu suchen oder dieses selbst als Stadt zu betreiben, seien daher derzeit vom Tisch und „momentan kein Thema“.
Mit den Besucherzahlen sei man zufrieden, es laufe ganz gut, trotz der hohen Inzidenzwerte. Für das neue Jahr schmiedet man in Backnang Baupläne. „Wir haben bisher nur eine eher flache Rutsche, die wollen wir 2022 um eine weitere neue Speed-Rutsche ergänzen, um die Attraktivität des Bades gerade für die jüngeren Besucher zu erhöhen.“
Was sich sonst in der Rems-Murr-Bäderlandschaft tut
Korb
Die Gemeinde hat ihr Hallenbad 2021 für rund 5,2 Millionen Euro saniert, seit Ende November kann es wieder genutzt werden. Die für September geplante Wiedereröffnung des Bads von 1974 hatte sich wegen eines Brandes, der im März auf dem Dach ausgebrochen war, verzögert.
Weinstadt
Das Thema Bad war in Weinstadt seit der Schließung des maroden Mineralbads Cabrio im Jahr 2009 ein Zankapfel; das ebenfalls stark sanierungsbedürftige Stiftsbad war das einzige Hallenbad der Stadt. Dank einer Zusage von Fördergeldern in Höhe von drei Millionen Euro ist nach jahrelangem Stillstand wieder Bewegung in die Sache gekommen: Im Jahr 2023 soll ein Ersatzneubau mit einem 25-Meter-Becken mit sechs Bahnen, einer Sprunganlage mit Ein- und Drei-Meter-Brett, einem Lernschwimmbecken mit höhenverstellbarem Boden sowie ein Kleinkindwarmbadebereich entstehen. Die Baukosten liegen bei 11,6 Millionen und werden von den Stadtwerke getragen. Das Stiftsbad wird geschlossen. Winnenden Das Wunnebad war bei seiner Eröffnung im Juni 1991 eines der ersten Freizeitbäder in der Region, die ein Hallenbad mit einem Freibad, Saunalandschaft und Eisbahn kombinierten. Nun ist es in die Jahre gekommen und soll saniert, modernisiert und erweitert werden. Geplant ist ein weiteres Innenschwimmbecken mit einer Bahnlänge von 25 Metern; das Foyer, die Gastronomie und die Umkleiden des Freibades sowie der Saunabereich sollen umgebaut werden. Möglich machen das auch Bundesfördermittel in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro. Die ursprünglich geplanten Baukosten von rund 24 Millionen Euro haben die Fachleute kürzlich deutlich nach oben korrigiert: wegen der auch durch die Coronakrise steigenden Kosten im Bausektor rechnet man in Winnenden derzeit mit Gesamtkosten von 28,1 Millionen Euro für das Projekt.