Das Fräulein Wommy Wonder unteilt sein Wirken in Echt- und Kunsthaarjahre Foto: Christian Hass

Wommy Wonder hat Geburtstag gefeiert: Bei der Gala zum 30-Jahr-Jubiläum im Theaterhaus unterteilte das schon immer etwas andere Fräulein sein Wirken in Echt- und Kunsthaarjahre.

Stuttgart - Selten unterteilt ein 30 Lenze zählender Jubilar sein Wirken in Echt- und Kunsthaarjahre. Doch dieses Fräulein war schon immer ein wenig anders. Mit der Durchschlagskraft einer Bazooka, dem glamourösen Schillern eines frisch gewischten Spiegelkabinetts und der Anmut balzender Ährenträgerpfaus fegt sie über ihr ebenfalls einige Baumringe aufweisendes Stammpublikum hinweg: Wommy Wonder, die auf 2,40 m hochgestöckelte Vorzeigediva Stuttgarts.

Videos von 1984 bis zur Jahrtausendwende, als Michael Panzer sich eben mit echtem Haar, noch nicht mittels Plastikperücke zur Grande Dame Baden-Württembergs verwandelte, eröffneten die Jubiläumssause am Freitag im Theaterhaus. Die Kanzlerin selbst gratulierte vor dem Spaßscharmützel, bei welchem die geladenen Künstler aus nahezu jedem Nebensatz Pointen erfochten. Freilich war’s Marina Tamássy, die als urkomisches Merkel-Double später grandios sang und mit Songzeilen wie „Mutti bleibt für immer“ bei manchen möglicherweise Auswanderungsgedanken befeuerte.

Schließlich trat Miss Wonder vor die Massen, buchstäblich auf großem Fuß lebend. Wie immer mit aufgemotzten Kostümen, versprühte sie Frohsinn und zog mit verschmitzten Frivolitäten über Hinz und Kunz her. Auch das beliebte Duett mit Holger Edmaier auf die Melodie von „Albino und Ramona Bauer“, also Albano Carrisis und Romina Powers „Felicità“, fehlte nicht am Abend der Rück- und Ausblicke. Wie üblich begleiteten Pianist Tobias Becker, der nebenbei ein „Big Bändle“ anführte, und die wortkarge, doch zahnreiche Schwester Bärbel – ihr obligatorisches Fußtheater beeindruckt immer wieder.

Zwischen den vielen Gästen, darunter Wommys Wegbegleiter wie Marcelini & Oskar oder Dr. Scholl, ragte der zweite Travestiekünstler des Abends nicht nur wegen seiner Körpergröße heraus: „Weniger Gelaber, mehr Kaffee“, fordert Liz Fabray. Die Ausführungen über ihren kapriziösen Umgang mit genervten Arbeitern von US-Kaffeehausketten avancierten typischer Themen zum Trotz zur stärksten Stand-up-Nummer. Die Stargäste des Freitags, Anita und Alexandra Hofmann, schienen mit ihrem Schlagerpop zunächst nur vereinzelt Nerven zu treffen, machten dies jedoch mit Xylo- und Saxofonspiel wieder wett.

Nicht fehlen durfte natürlich auch Panzers zweite Figur: Elfriede Schäufele. Lebt Wommy punktuell schwermütige Momente aus, haut die Kutterschaufelschwäbin stets auf den Putz. In den ersten Reihen gefürchtet, jagte ihre Direktheit dem restlichen Publikum einen Brüller nach dem andern aus dem Leib. Verliefe jeder Dreißigste auf diese Weise, fürchteten Mittzwanziger diesen Tag nicht – sie fieberten ihm entgegen.