In den Riederwiesen lassen sich Tiere und Pflanzen beobachten. Foto: Horst Rudel

Zum Schutz vor Überflutungen baut die Gemeinde die Riederwiesen zu einer Rückhaltefläche aus. Damit dient das Biotop dem Ort gleichzeitig als Schutz vor Überschwemmungen.

Wolfschlugen - Gräben und Krater säumen den rund 700 Metern langen und 50 bis 70 Meter breiten Landschaftsstreifen nordöstlich der Bebauungsgrenze hinter dem Wolfschlugener Waldfriedhof. Dieser wird von den Riederwiesen gebildet, die Wasser aufnehmen, um den Ort vor Überflutungen zu bewahren. Das Feuchtgebiet soll die Menschen mindestens bei einem sogenannten hundertjährigen Hochwasser schützen und gleichzeitig Tieren und Pflanzen einen Rückzugsort bieten. „Das Projekt ist die Umsetzung einer Eier legenden Wollmilchsau“, freute sich der Wolfschlugener Bürgermeister Matthias Ruckh. Am Freitag wurde das neue Hochwasserschutzgebiet offiziell eröffnet.

An drei Tafeln werden Passanten mit Texten und Bildern Informationen zur Ökologie des Projektes gegeben, an dessen südwestlichem Rand ein Feuchtbiotop ist. Um die Tiere und die Pflanzen besser beobachten zu können, führt ein kleiner Holzsteg durch das dicht bewachsene Gelände. Darüber hinaus verlaufen zwei leicht erhöhte Feldwege vom Wald aus durch das Feuchtgebiet auf die benachbarten Felder. Durch die Wiesen am Waldrand führt mittig ein Graben, von welchem kleine Nebengräben in die Wiesen führen und diese mit Wasser speisen. Bei starkem Regen können zwei Schleusen vom örtlichen Bauhof oder von der Feuerwehr geschlossen werden, um die Wiesen zu fluten und das Wasser vom Ort fernzuhalten.

Schmetterlinge, Frösche und Nattern

In dem Gebiet könnten seltene Tiere wie die Schmetterlingsart Wiesenknopf-Ameisenbläuling wieder heimisch werden. Das hofft zumindest der Landschaftsplaner Sascha Arnold vom Büro Stadtlandfluss aus Nürtingen. Die Voraussetzungen seien gegeben. Der Wiesenknopf – ein Rosengewächs – sei bereits in großer Zahl vorhanden. Und im benachbarten Biotop gebe es Grasfrösche und Ringelnattern, ergänzt Karl-Heinz Frey, der für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) an der Planung beteiligt war. „Da bin ich besonders stolz darauf“, sagte er.

Die Initialzündung für die Hochwasserschutzmaßnahmen in Wolfschlugen war das Hochwasser vor neun Jahren. Damals ging ein Starkregen auf die Gemeinde nieder und verursachte in vielen Gebäuden Überflutungen. „Es hat geschüttet wie aus Kübeln“, erklärte der Ortsbaumeister Michael Göppinger. Der Schaden betrug rund zwei Millionen Euro, Keller und Tiefgaragen wurden liefen voll. Die Idee, Regenrückhaltebecken um die Gemeinde herum zu bauen, wurde aus finanziellen Gründen aufgegeben. Es hätte wohl fünf oder sechs Millionen Euro gekostet und wäre nicht förderfähig gewesen, sagte Göppinger. Das Projekt auf den Riederwiesen ist mit Kosten in Höhe von 200 000 Euro wesentlich günstiger und wird vom Verband Region Stuttgart mit 70 000 Euro gefördert. „Wir sind nicht nur eine Wirtschafts- und Industrieregion, wir haben auch eine wunderschöne Landschaft“, erklärte der Vorsitzende des Verbandes Region Stuttgart, Thomas Bopp.

Wo sich das Wasser sammelt

Die Riederwiesen bei Wolfschlugen liegen in einer kleinen Senke, die mit dem bloßen Auge kaum wahrnehmbar ist. Wenn es regnet, sammelt sich dort das Wasser, bevor es in Richtung Ort weiter fließt. Das war schon immer so. Für die Landwirtschaft waren die Wiesen deshalb seit jeher nur mäßig geeignet. Es wurde versucht, die das Areal möglichst trocken zu halten. Nun sollen die Riederwiesen wieder das sein dürfen, was sie gemäß der Bedeutung ihres Namens sind – ein Feuchtgebiet.