Wolfgang Müller leitet die Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte. Foto:  

Wolfgang Müller, der Leiter der Stuttgarter Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte, ist für eine Rückverlegung der König-Wilhelm-Statue vor das Stadtmuseum. Er setzt auf eine Lösung des Streits durch Dialog.

S-Mitte - Wolfgang Müller, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte, macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Er vertrat bei seinem Auftritt im Bezirksbeirat Mitte vor einigen Wochen die Meinung, dass die König-Wilhelm-Statute wieder vor das Stadtmuseum gehöre. Die Arge Stadtgeschichte werde das Vorhaben unterstützen, betonte er. Müller widerspricht damit dem Leiter des Stadtmuseums, Torben Giese. Dieser lehnt eine Rückverlegung der Statue ab, weil ein Repräsentant des Kaiserreichs seiner Meinung sich nicht als Identifikationsfigur für das Stadtmuseum eigne. Müller sieht das anders. Er erklärt aber auch, wo er mit Giese einen gemeinsamen Standpunkt vertritt.

Die Frage nach einer Rückverlegung der König-Wilhelm-Statue und die ablehnende Haltung des Stadtmuseums dazu haben eine Debatte ausgelöst, die bisweilen emotional geführt wird. Erstaunt Sie das?

Überhaupt nicht. Ich habe das sogar erwartet. Seitdem die Statute seitlich vom Museum im Garten steht, sprechen mich Bürger an, denen das missfällt. Ich habe auch bei Führungen durch das Stadtmuseum mitgewirkt. Besucher äußerten auch dabei regelmäßig ihre Kritik an dem neuen Standort der Statue. Der Bezirksbeirat Mitte hat das Thema dann aufgenommen. Es ist ja seine Aufgabe, die Stimmen der Bürger aufzugreifen.

Sie haben gegenüber dem Bezirksbeirat Mitte erklärt, dass die Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte eine Rückverlegung unterstützen würde. Welche Argumente sprechen dafür?

Ich sehe in dem neuen Standort eine gewisse Respektlosigkeit gegenüber den Bürgern, die einst für die König-Wilhelm-Statue vor dem Stadtmuseum gespendet haben. Ich finde es auch schwierig, die Aufstellung der Statue im Nachhinein als falsch zu bezeichnen. Außerdem ist der jetzige Standort im Garten meiner Ansicht nach unglücklich. Sie ist bei vielen Veranstaltungen schlichtweg im Weg. Die Rückverlegung ist nun eine Idee, die mit den Betroffenen abgestimmt werden muss.

Woher rührt die Sympathie vieler Stuttgarter für den letzten Monarchen des Königreichs?

König Wilhelm II. war im Gegensatz zu seinem Namensvetter Kaiser Wilhelm II. ein liberaler Monarch. Er hat nicht mit den Säbeln gerasselt und war ein König, dem das Volk nahekommen konnte. Sicher haben sich auch Legenden um ihn gebildet. Aber er ist auch im Vergleich zu anderen Monarchen seiner Zeit zu bewerten. Ich bin Republikaner, finde aber etwas Respekt muss erlaubt sein. Wilhelm II wurde nach seinem Sturz 1918 schließlich auch ehrenvoll verabschiedet.

Der Leiter des Stadtmuseums, Torben Giese, warnt davor, dass eine Rückverlegung der Statue zur Verherrlichung König Wilhelms beitragen könnte. Was erwidern Sie?

Es sind eine Menge Einzelstimmen, die sich für eine Rückverlegung einsetzen. Es ist aber nicht zu erwarten, dass sich eine Gruppe organisiert, die das Königtum verklären will. Ich halte die Befürchtungen für überzogen. Es liegt an denjenigen, die Geschichte vermitteln, das Bild König Wilhelms richtig darzustellen.

Wie sollte die Diskussion um die Rückverlegung weitergeführt werden, damit am Ende Befürworter und Kritiker zufrieden sind?

Ich bin wie Herr Giese für eine Podiumsdiskussion, bei der die verschiedenen Standpunkte geäußert werden können. Eine neutrale Instanz sollte diese moderieren. Und wichtig wäre meiner Ansicht nach, die Bürger großzügig zu Wort kommen zu lassen. Eine solche öffentliche Debatte böte die Chance, sich ein Bild zu machen vom bürgerschaftlichen Interesse.