Wolfgang Michalek Foto: Schellhorn

Wolfgang Michalek ist seit 2013 Ensemblemitglied des Stuttgarter Staatsschauspiels. Jetzt präsentiert er sich erstmals als Regisseur: An diesem Freitag ist um 20 Uhr die Premiere sener Sicht auf „Fräulein Else“ nach Arthur Schnitzler im Schauspiel Nord.

Stuttgart -

Herr Michalek, wie kam es zur Inszenierung von Schnitzlers Novelle „Fräulein Else“?
Der Ausgangspunkt war, etwas zu machen, was eigentlich gar nicht geht. Entstanden ist dies mit meiner Kollegin Rahel Ohm, die ja um einiges älter ist als das 19-jährige Fräulein Else in der Novelle von Arthur Schnitzler. So entstand die von uns entwickelte Spielsituation: Um die Verhaftung des Vaters abzuwenden, soll sich Else wie bei Schnitzler dem einflussreichen Grafen Dorsday nackt zeigen, jetzt allerdings geschieht dies 34 Jahre später.
Wird sie sich denn nackt zeigen?
Das wird hier nicht verraten. Aber wir haben viele Spielmöglichkeiten dazu entwickelt. Nicht nur Rahel Ohm ist älter als das Fräulein Else in der Vorlage, auch der Text selbst ist inzwischen ja bald 100 Jahre alt. So haben wir den Monolog von Schnitzler auf drei Elses aufgeteilt. Dabei wurden einige Textpassagen gestrichen.
Und warum wollten Sie selbst inszenieren?
Am Anfang stand die Initiative unseres Intendanten Armin Petras, mit der Reihe „Abschied von gestern“ unsere Spielstätte Nord neu zu beleben. Es gibt viele Möglichkeiten, der kleineren Spielstätte ein neues Gesicht zu geben. Unsere Variante, die Ressourcen im eigenen Ensemble zu nutzen und jedem die Chance zu geben, etwas Neues auszuprobieren, gefällt mir sehr. So entstand bei mir die Idee, auch einmal selbst zu inszenieren.
Dann werden Sie also künftig nicht mehr als Schauspieler zu erleben sein?
Auf jeden Fall bleibe ich nach wie vor Schauspieler. An diesem Freitag ist die Premiere von „Fräulein Else“, und gleich an diesem Samstag bin ich in der Premiere von „Wellenreiter oder my daughters running through my veines“ nach Anton Tschechow ebenfalls im Nord auf der Bühne zu erleben, allerdings als Schauspieler in der Inszenierung von Armin Petras.
Welche ersten Erfahrungen haben Sie denn nun als Regisseur gemacht?
Es macht großen Spaß und kostet immens Energie. Das hat mich doch sehr überrascht. Beim Spielen entwickelt man mit der Zeit ja eine gewisse Ökonomie und lernt mit seinen Kräften umzugehen, da freut man sich über jeden freien Tag. Zurzeit freue ich mich über jede freie Stunde. Da wird es dann oft auch mal mit dem Schlafen schwierig.
Wie gehen Sie denn ran als Regisseur?
Vieles sehe ich da natürlich aus der Sicht des Schauspielers. Ich kann die Ängste und Nöte der Schauspieler gut nachvollziehen. Ob das ein Vorteil ist, wird sich zeigen. Das Schöne im Moment ist, dass ich mir in diesem neuen Metier das Recht nehmen darf, jung und naiv zu sein. Ich muss nichts beweisen und kann über Vieles, was auf den Proben passiert, staunen. Eine Regie-Handschrift entwickelt sich ja erst, wenn man seine eigenen Arbeiten miteinander vergleichen kann. Da stehe ich am Anfang.
Ist „Fräulein Else“ generell Ihre erste Inszenierung?
Ich habe schon 1993 einmal in meiner Heimatstadt Wien inszeniert, aber da war ich noch sehr jung. Da bin ich doch sehr froh, dass ich wie Else heute deutlich älter bin.