Endstation Wohnheim für Obdachlose: das Carlo-Steeb-Haus Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Lage von obdachlosen Familien mit Kindern, die mangels Wohnungen in Sozialhotels untergebracht werden, ist prekär. Die Stadt will die Verhältnisse dort nun verbessern.

Stuttgart - Die in den zurückliegenden Jahren stark gestiegene Zahl von Menschen, die wohnungslos sind und von der Stadt untergebracht werden müssen, macht der Verwaltung zunehmend zu schaffen: besonders obdachlose Familien mit Kindern und Alleinerziehende, die in Sozialhotels unter teils unwürdigen und prekären Verhältnissen leben müssen. Nun hat das Sozialamt ein Konzept vorgelegt, welches das Problem Schritt für Schritt wenigstens etwas entschärfen soll.

Mitte des Jahres waren in Stuttgart knapp 2150 Personen „ordnungsrechtlich untergebracht“. Von diesen fanden 123 in einer kurzfristigen Notübernachtung Quartier. In sogenannten Fürsorgeunterkünften leben 1204 Menschen, die schon länger in Stuttgart wohnen, nach einer Zwangsräumung aber ihre Bleibe verloren haben und besonders schutzbedürftig sind, etwa Familien mit Kindern, Alleinerziehende, Schwerbehinderte, Ältere.

Herunter gekommene Hotels und Pensionen

Als besonders problematisch hat sich die starke Zunahme an obdachlosen Familien und Alleinerziehenden mit Kindern erwiesen. Von diesen stammen 40 Prozent aus südosteuropäischen Ländern oder aus Südeuropa, weitere 43 Prozent aus Drittstaaten. Sie haben wegen der relativ kurzen Aufenthaltsdauer keinen Zugang zum Hilfesystem und keinen Anspruch auf eine Fürsorgeunterkunft. Diese Gruppe wird in sogenannten Sozialhotels untergebracht.

Das sind meist heruntergekommene, für die Stadt teure Hotels und Pensionen, 35 an der Zahl. 2014 lebten dort noch 443 Personen, zwei Jahre später waren es 682, Mitte dieses Jahres schon 820 Personen (483 mit Kindern). In diesen Sozialhotels treffen die Familien häufig auf Alleinstehende mit psychischen oder sozialen Problemen, die einen Platz im betreuten Wohnen bräuchten. Das System ist wegen des Wohnungsmangels seit Jahren verstopft, die bedürftigen Menschen sitzen in ihren Sozialunterkünften fest, mehr als ein Viertel sogar zwei Jahre und länger.

Drängendes Problem

Insbesondere die prekäre Lage der Kinder wird in der Verwaltung und im Rat fraktionsübergreifend als unhaltbar angesehen. Dort sollten „möglichst keine Kinder sein“, sagte die neue Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann in ihrer ersten Sitzung über die Lage in den Sozialhotels. Sozialamtsleiter Stefan Spatz erklärte dazu: „Das ist unser absoluter Schwerpunkt in nächster Zeit, das Thema drückt uns, da sind wir auf Kante.“

Kurzfristig hat man damit begonnen, die Sozialunterkünfte auf ihre Eignung für Familien mit Kindern zu bewerten, zwei werden bereits nicht mehr mit Betroffenen aus dieser Gruppe belegt. Man ist dabei, ein Fallmanagement für diese aufzubauen und sucht Ehrenamtliche für die Unterstützung der Familien. Um die Lage dauerhaft zu verbessern, soll der Bereich neu strukturiert werden. Ziel ist die Trennung von alleinstehenden Personen, die besondere Hilfe benötigen, und Familien oder Alleinerziehenden mit Kindern. Dazu strebt man auch neue Belegungsvereinbarungen mit den privaten Hotelbetreibern an. Der Sozialdienst soll in die Betreuung stärker eingebunden werden. Es soll eine kindgerechtere Umgebung geschaffen werden.

Ratsfraktionen begrüßen die Pläne

Die Ratsfraktionen begrüßten die Pläne. „Da muss man gegensteuern“, sagte Petra Rühle (Grüne). „Die Kinder sind chancenlos, wenn sie da bleiben“, so Laura Halding-Hoppenheit (Linksbündnis). Sibel Yüksel (FDP) begrüßte, dass auch „kurzfristige Maßnahmen“ geplant seien.

Sozialamtsleiter Stefan Spatz kündigte auch an, dass die Zahl der Fürsorgeunterkünfte für die von einer Räumung betroffenen Menschen von 450 auf 470 erhöht werden soll. Dies werde in zwei Schritten dieses und kommendes Jahr geschehen.

Welche Kosten für alle diese Maßnahmen anfallen, wird noch ermittelt.