OB Fritz Kuhn könnte das Heft des Handelns beim Thema Wohnen in Stuttgart entgleiten, kommentiert StN-Titelautor Sven Hahn.

Stuttgart - Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat das Thema Wohnen zur Chefsache erklärt. Im Wahlkampf hat er die Wohnungsnot immer und immer wieder thematisiert und nach dem Amtsantritt mit einem Strategiepapier, wie er es nannte, die Leitplanken für das Wohnen in Stuttgart festgelegt. Doch nun scheint dem OB bei diesem für die Stadt so zentralen Politikfeld die Macht zu entgleiten.

Lesen Sie hier: Aktivisten nehmen Haus in Beschlag – Demo auf dem Marktplatz

Während Kuhn seit seinem Amtsantritt, und somit seit mehr als fünf Jahren, auf seiner Strategie beharrt, hat sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt dramatisch verändert. Die Immobilienpreise haben sich in dieser Zeit fast verdoppelt, die Mieten sind massiv gestiegen. Das bedeutet, die Angst vor zu teuren Wohnungen, vor der Verdrängung aus dem angestammten Quartier und vor der Knappheit auf dem Immobilienmarkt treibt heute auch die Menschen um, die sich vor solchen Problemen vor wenigen Jahren noch sicher glaubten.

Parteien beim Thema Wohnen isoliert

Hinzu kommt, dass Kuhns politische Rivalen, allen voran die CDU und die SPD, ihre Strategie in der Zwischenzeit angepasst haben. Die SPD ist aufgrund der veränderten Situation von dem Grundsatz, keine Baugebiete auf der grünen Wiese mehr ausweisen zu wollen, abgerückt. Die CDU fordert plötzlich, 150 Millionen Euro für eine Wohnraumoffensive in die Hand zu nehmen. Somit deutet sich ein neues Stimmungsbild mit Blick auf die städtische Wohnungspolitik an. Im Jahr vor der Kommunalwahl wirken die Grünen und allen voran Oberbürgermeister Fritz Kuhn mit ihren Lösungsansätzen gegen die Wohnungsnot in Stuttgart plötzlich isoliert.

Mag das Thema Wohnen Fritz Kuhn vor einigen Jahren noch geholfen haben, das Stuttgarter Rathaus zu erobern, so muss der OB mit Blick auf die anstehenden Wahlen aufpassen, dass das Thema für ihn nicht zum Problem wird.

sven.hahn@stuttgarter-nachrichten.de