Mit Video-Reportage - Zum Start des Sommersemesters an den Stuttgarter Hochschulen sind bezahlbare Wohnungen in Stuttgart wieder rar. Lösungen sollen im Bündnis „Wohnen in Stuttgart“ erarbeitet werden.

Stuttgart - Jedes Jahr zieht es nach Angaben der Stadt 3000 junge Menschen mehr nach Stuttgart, die hier studieren – und eine bezahlbare Wohnung finden wollen. Doch die Suche nach studentengerechtem Wohnraum gestaltet sich regelmäßig schwierig. Jetzt schlagen die Studierendenwerke Stuttgart und Tübingen-Hohenheim Alarm: Insgesamt wären rund 1400 Wohnheimplätze in Stuttgart, Esslingen, Göppingen und Ludwigsburg nötig, um dem Bedarf gerecht zu werden. Denn allein das Studierendenwerk Stuttgart erhält zum Wintersemester durchschnittlich rund 5000 Bewerbungen für die Studentenwohnheime – 288 Plätze konnten für das vergangene Wintersemester jedoch nur neu vergeben werden.

Um die schwierige Wohnsituation für Studenten zukünftig zu verbessern, sind sowohl das Studierendenwerk Stuttgart als auch das Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim auf der Suche nach geeigneten Bau- oder Wohnflächen für neue Wohnheime. „Bei der angespannten Situation am Wohnungsmarkt im Großraum Stuttgart – insbesondere für Studenten – sind wir darauf angewiesen, dass uns beispielsweise vorhandene Landesgrundstücke zu günstigen Preisen zur Verfügung gestellt werden“, sagt Simone Hübener, Sprecherin vom Studierendenwerk Stuttgart.

Zwei Wohnheime in Bau

Teilweise wird diesem Bedarf schon Rechnung getragen. Zwei Wohnheime in Stuttgart und Esslingen befinden sich bereits im Bau. In Stuttgart entstehen dadurch 346 neue Plätze und in Esslingen 117. In Ludwigsburg plant das Studierendenwerk außerdem ein Wohnheim mit 120 Plätzen, allerdings wurde noch keine geeignete Fläche gefunden.

Neben Bauflächen suchen die Studierendenwerke aber auch nach bereits vorhandenem geeignetem Wohnraum. „Das bedeutet, dass sich das Haus für Studenten nutzen beziehungsweise einfach umbauen lässt“, sagt Hübener. So wären beispielsweise Gemeinschaftsräume nötig. Außerdem müsse der Wohnraum bezahlbar und die Lage für Studenten geeignet sein – also entweder nahe dem Stadtzentrum, in der Nähe der Hochschulen oder gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. „Wir würden uns über Angebote vonseiten der Stadt oder auch des Landes zum Kauf von preisgünstigen Immobilien, die sich in deren Besitz befinden, freuen“, sagt Hübener.

Das Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim hat ähnliche Wünsche: „Wir sind für den Standort Hohenheim in Gesprächen mit den jeweiligen Universitäten und Stadtverwaltungen sowie mit dem Land“, sagt Nicole Lang vom Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim. Derzeit erarbeite man eine Machbarkeitsstudie für den Bau eines neuen Wohnheims in Stuttgart mit rund 250 Plätzen. Etwas Konkretes stehe aber noch nicht fest.

Es fehlt an bezahlbaren Wohnungen

Den Bedarf für die Studenten der Universität Hohenheim beziffert das Studierendenwerk mittelfristig auf rund 600 neue Wohnheimplätze. Mit 250 neuen Wohnheimplätzen würde man das Angebot von derzeit 1050 Plätzen um 25 Prozent erhöhen, was schon zu einer gewissen Entlastung bei den Studenten führen würde. „Es ist nicht nur Geld als Allheilmittel gefordert, sondern es geht in der praktischen Umsetzung häufig um den Ausgleich von vielschichtigen Interessen, der natürlich nur mit einem starken politischen Willen erzielt werden kann“, sagt Lang.

Hoffnung setzen die Studierendenwerke nun auf das Bündnis „Wohnen in Stuttgart“, dessen Mitglieder sich am heutigen Mittwoch bereits zum zweiten Mal treffen. „Es fehlt an bezahlbaren Wohnungen für Studenten wie auch für junge Familien“, bestätigt Sven Matis, Sprecher der Stadt Stuttgart. Die Verwaltung prüfe momentan, welche Projekte den Mangel lindern könnten.

Jährlich 1800 neue Wohnungen in Stuttgart?

Das Problem werde deshalb gewiss auch ein Thema beim zweiten Treffen der Mitglieder des Bündnisses „Wohnen in Stuttgart“, sagt Matis. OB Fritz Kuhn (Grüne) hatte das Konzept „Wohnen in Stuttgart“ mit dem Ziel erstellt, jährlich 1800 neue Wohnungen zu schaffen. Davon sollen 300 Wohnungen im sozialen Mietwohnungsbau, 100 Mietwohnungen für mittlere Einkommensbezieher, 100 Wohnungen im preiswerten Wohneigentum und 100 Wohnungen im Familienbauprogramm gefördert werden. Das Bündnis, bestehend aus etwa 40 Akteuren vom Wohnungsmarkt, kam im November 2014 zum ersten Mal zusammen. Die Studierendenwerke sind ebenfalls daran beteiligt.

„Wenn es darum geht, den Wohnungsmarkt insgesamt zu entspannen, wird es auch um die Studenten gehen“, verspricht Matis. Schließlich achte die Stadt darauf, dass möglichst viele Menschen, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen für Stuttgart entscheiden, eine bezahlbare Wohnung finden können.