Großbaustelle: Das Hochhaus in der Friedhofstraße 11 wird ein Jahr lang modernisiert. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Mieter sollen ein Jahr lang Bauarbeiten ertragen. Doch statt Ausweichquartieren oder Mietnachlässen gibt es im Anschluss eine massive Mieterhöhung. Das geht so nicht.

Stuttgart - Leute leben in günstigen Wohnungen. Dann rücken die Handwerker an. Die verwandeln das Haus in eine Großbaustelle. Und das für ein ganzes Jahr. Sie entfernen massive Balkongeländer und Bodenfliesen, sie tauschen Fenster aus, sie renovieren Aufzüge und vieles mehr. Die Fassade ist komplett eingerüstet und mit Netzen zugehängt. Lärm und Dreck von morgens bis abends. Und wenn das Ganze dann irgendwann endlich vorbei ist, flattert die Rechnung ins Haus. Die Mieten steigen massiv. Aus den günstigen Wohnungen sind teure geworden. Zwar moderner, aber für viele Bewohner nicht mehr bezahlbar. Und das zur Belohnung dafür, dass sie zwölf Monate lang die Arbeiten über sich ergehen lassen haben.

Nur eine Geschichte aus der Märchenstunde? Nein, eine aus dem Alltag großer Immobilienkonzerne. Besonders der Marktführer Vonovia tut sich dabei hervor. Der bedauert zwar offiziell die schwierigen Verhältnisse während der Bauarbeiten beispielsweise an einem Hochhaus in der Stuttgarter Friedhofstraße, doch viel mehr passiert nicht. Menschen, die schichten oder krank sind, sollen all das einfach ertragen. Eine absolut unzumutbare Situation.

Andere Immobilienunternehmen bieten in solchen Fällen Ausweichquartiere an, wenn die Modernisierung denn schon sein muss. In anderen Beispielen redet man bei derlei Belastungen über Mietminderung. Stattdessen müssen die Vonovia-Mieter für Lärm und Dreck noch die Zeche bezahlen. Eine weitere Absurdität des derzeitigen Wohnungsmarkts.

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