Eine Notunterkunft für Obdachlose in Stuttgart Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Für die vielen Kinder, die in Sozialunterkünften leben, muss die Stadt mehr tun, findet Redakteur Mathias Bury. Doch das ist schwierig.

Stuttgart - Von der EU-Osterweiterung hat Deutschland bisher profitiert. Auch der Flüchtlingszuzug zeitigt bei allen Belastungen positive Effekte. Zum Beispiel bei den Ärzten: Die größten Gruppen ausländischer Mediziner in der Republik stammen aus Rumänien und Syrien. Zusammen waren es im Vorjahr mehr als 8000. Angesichts des Ärztemangels ist das eine nennenswerte Zahl.

Aufstockende Hilfen

Beide Entwicklungen haben aber Schattenseiten. Sichtbar zum Beispiel in den Wohnungsnotfallsystemen bundesdeutscher Großstädte. Die Zahl der Familien aus diesen Ländern, die mit Kindern wohnungslos werden, wächst. Eigentlich wollte der Gesetzgeber solchen Entwicklungen vorbeugen. So hat Berlin vor zwei Jahren festgelegt, dass EU-Bürger erst nach fünf Jahren im Land Anspruch auf Sozialleistungen haben. Nur: Wer obdachlos wird, dem muss geholfen werden. Und wer mit einem Minijob auch nur 150 Euro im Monat verdient, hat Anspruch auf aufstockende Hilfen. Dass so geringe Einkünfte mit Familie schon gar nicht reichen, ist allen Beteiligten klar.

Ratsmehrheit in einem Dilemma

Was also tun? Die breite Mehrheit im Rat sieht sich in einem Dilemma: Man will helfen, für diese Gruppe aber nicht mehr tun als für andere Bedürftige. Dass man sich vor allem der Kinder annehmen wird, ist dringend nötig. Zudem wäre es gut, man könnte den Vermietern der schäbigen Absteigen – sozusagen den Krisengewinnlern mit Lizenz zum Mietwucher – einen Strich durch die Rechnung machen. Und natürlich: Der soziale Wohnungsbau muss angekurbelt werden. Aber es gibt in der Sache auch Erfreuliches: Das bürgerschaftliche Engagement für die betroffenen Kinder ist groß.

mathias.bury@stzn.de